Mir als Radiohörer geht es aber so, dass ich bei jedem Sender, den ich höre, die Playlist nach maximal einer Woche in- und auswendig kenne. Das Resultat: Ich muss dann wieder die Station wechseln und etwas anderes hören, weil es ansonsten langweilig wird. Wie sieht es bei euch in dieser Frage aus.
Als mir Ende der 90er Jahre die Anzahl der unterschiedlichen, im Radio zu hörenden Musiktitel zu klein wurde, hörte ich ganz auf, Musiksender zu hören. Auf Autofahrten nutzte ich bereits seit Beginn der 90er die Verkehrsfunk-Taste, weil mir meine eigenen Musik-Zusammenstellungen besser gefielen, als was vom Sender kam. Trotzdem verzichtete ich im Verlauf der 90er ab und zu bewußt auf meine eigene Musik, weil ich im Radio neue, gute Songs für mich entdecken wollte. Als das Ende der 90er nicht mehr klappte, hörte ich nur noch Sprechsender im Radio. Wenn ich überhaupt Radio hörte. Als 2008 mein Gerät den Geist aufgab, fand ich das zwar blöd, aber mein Computer kann auch Musik abspielen. Das Gerät habe ich erst letztes Jahr ersetzt, weil richtige Lautsprecher eben doch besser klingen als Aktivboxen.
Bereits Anfang der 90er Jahre beginnend, bin ich nach und nach zu meinem eigenen A&R-Mann, zu meinem eigenen Musikexperten geworden. Das ist auch ein Hobby, was ich nicht missen möchte, denn es ist einfach toll, wenn man einen Interpreten für sich neu entdeckt, dessen Musik toll ist.
Radiotor, was sind denn deine bevorzugten Musikstile? Ich kann dir wirklich empfehlen, das Internet zu nutzen um zu deinem eigenen Musikexperten zu werden. Und gebrauchte CDs sind heute so günstig wie nie, da derzeit wegen iPod und iPhone ein nahezu deflationäres Klima am Tonträgermarkt herrscht.
Was die Wiedererkennbarkeit von Sendern angeht, stimme ich dir zu, daß vieles gleich klingt. Aber dass sich aufeinanderfolgende Songs wenn ich mal einen Musiksender einschalte, einlullend gleich anhören, selbst wenn sie aus verschiedenen Genres kommen (bei Oldie- und Classic Rock Formaten der Fall), finde ich fast noch abtörnender. Das muß wohl die vielfach schon erwähnte "Klangfarbe eines Senders" sein, wegen derer die zwei Songs so nacheinander plaziert werden, dass ihnen ihre individuelle Würze verloren geht, die sie in einem anderen Kontext zweifelsohne hätten. Sogar absolute Rockklassiker habe ich da schon schlagermäßig klingen hören, aber meinem Vater hat erstaunlicherweise gerade das gefallen.
Meine Mutter hat das Radiohören übrigens auch längst aufgegeben.
Mit meinen bevorzugten Musikstilen (Rock N Roll, Americana, Alternative Country, Spät-80er-Pop, Singer/Songwriter Sachen im Stil der 70er, Trip Hop und diverse Weltmusik) stosse ich bei meinen Freunden eher auf Desinteresse, aber einen Radiosender, auf dem nur Metal gespielt wird, würden sie bestimmt gerne hören. Aber so etwas gibt es nicht auf UKW.
Mir drängt sich nun die Frage auf: Wie geht das eigentlich in die Marktanalyse der Radiosender ein, wenn ein Hörer befragt wird, der dank der Verkehrsfunk-Taste nur den Verkehrsfunk hört? Wird das von den Analysten überhaupt erfasst oder nicht, da nicht werberelevant? Wären das nicht potentielle Hörer, bei denen es sich lohnen würde, sie zurückzugewinnen und das Musikangebot für sie ansprechender zu gestalten, um ebendies zu schaffen?