AW: "Dudelsender" – die Sammlung
Heavy, ich sehe das einfach anders. Klar kann ich DLF oder SWR2 hören, nur sind dies keine "Vollprogramme", sondern Spartensender, die ich auch sehr schätze und gerne mal morgens für ne Stunde einschalte. Nur ein gutes Allroundprogramm bietet eben mehr als nur (hochqualitatives und ausführliches) Wortprogramme, nämlich zudem facettenreiche, abwechslungsreiche Musik. So ein "Idealsender" kann man quasi ganztags hören (bei der Fahrt zur Arbeit, in der Arbeit, während der Büroarbeit zuhause oder auch mal abends als Alternative zum TV). Man wird tiefgründig informiert, hört auch mal eine Stunde am Stück eine Reportage an, man wird aber auch anspruchsvoll und abwechslungsreich unterhalten.
Genauso erachte ich die idealtypische Konzeption eines 1.ÖR-Programmes, und genau das liefert SWR 1 nicht.
Von SWR 3 würde ich mehr Mut (auch mit Heavy Metal z.B.), mehr konzeptionelles Programm erwarten, mit Livekonzerten, echten autonomen Moderatoren, ohne Gewinnspiele und Selbstbeweihräucherungstiraden, eben Popkultur. Also die ganze Kiste was sich ein Sender erlauben sollte, der nicht primär von Werbeeinnahmen lebt, sondern autark von allen Gebührenzahlern finanziert wird. Dort würde mir auch ein Niveau an Informationen und Nachrichten genügen, welches SWR 1 bietet.
Die SRG hat auch einen Spartensender für Nachrichten, nämlich DRS 4 News. Trotzdem hat man darauf geachtet, dass im meistgehörtesten 1.Programm der Anteil an tiefgründigen Informationen nicht mit Alibiaktionen reduziert wird. Daran sollte sich auch der SWR orientieren, möchte er nicht die ganze Idee der Gebührenfinanzierung adabsurdum führen.
Meine Meinung.
Mal eine Gegenüberstellung der Sender mit Wikipediaeinträgen. Meines Erachtens trifft das den Kern:
DRS 1 ist das erste Programm von Schweizer Radio DRS. Es wird in der gesamten Schweiz über UKW verbreitet und ist der meistgehörte Radiosender der Schweiz. Wichtiges Standbein sind aktuelle und vertiefende Informationen wie in den Sendungen Rendez-vous am Mittag und dem Echo der Zeit am Abend, Hintergrundsendungen und Unterhaltung. Zum Programm gehören aber auch Hörspiele und Satire. Ebenso gehört die Kindersendung Pirando dazu.
Im Programm von DRS 1 gibt es täglich mehrfach sechs verschiedene Regionaljournale, die aus den verschiedenen Deutschschweizer Regionen berichten
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SWR 1. Das Musikprogramm wird mit dem Slogan „Die größten Hits aller Zeiten“ beworben. Es besteht hauptsächlich aus englischsprachiger Mainstream-Pop- und Rockmusik der letzten 50 Jahre (Schwerpunkt: 1960–1990), ergänzt durch deutschsprachige Hits (von Herbert Grönemeyer, Peter Maffay, …), Musik aus dem europäischen Ausland (von Eros Ramazzotti, France Gall, …) sowie einige aktuelle Titel (von Robbie Williams, Shania Twain, …).
Gab es beim Vorgänger SDR 1 noch zahlreiche Sendungen mit speziellen Inhalten (Bücher, Reise, Satire, etc.), so sind die beiden SWR1-Wellen weitgehend als so genannte Tagesbegleitprogramme konzipiert: Einzelne Sendungen, obwohl jeweils mit eigenem Namen (Guten Morgen Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz, Der Vormittag, Der Nachmittag, …), zeichnen sich höchstens durch in Nuancen wahrnehmbare thematische Akzente aus, nicht jedoch durch grundlegend unterschiedliche inhaltliche Fokussierung. Wortbeiträge zu festen Sendeplätzen unterbrechen die Musik nur kurz.
Anmerkung von mir: Es ist nicht nur die Kürze der Wortbeiträge, es ist auch deren Qualität, die m.M. nach schwach und unkritisch ist. Schade fürs viele Gebührengeld.
Noch eine Anmerkung: Für den Fall, das jetzt gleich der übliche Einwurf kommt, warum das so heute nicht mehr stattfindet, da nämlich die Hörer so ein Programm nicht mehr wünscht. Ich sage: Das ist alles auch ein Stück weit Erziehungssache. Der ÖR hat einen Bildungsauftrag und sollte diesen auch ernst nehmen. Auch in der Unterhaltung, auch bei einem Popsender.
Bestes Beispiel ist da meine Freundin. Für sie ist das Radio auch "Nebenbeimedium", 2 Minuten Wortbeitrag eingepfercht in eine halbe Stunde ständig die selbe Musik. Die meisten, die nicht soviel Herzblut fürs alte Medium Radio haben und sich Mühe machen, Alternativen zu suchen, kennen das nicht anders. Seit sie des öfteren nebenbei mithört, wenn ich solche Reportagen im Radio anhöre, wie sie DRS 1 z.B. bietet, war sie zu Beginn auch erst irritiert - um dann am Ende zu sagen: Ja, das ist toll, da wird das Medium auf eine viel intensivere und interessantere Art genutzt. Eine ganz andere Qualitätsstufe, hörbar, fühlbar.
Wenn man z.B. sieht, was SWR 1 so verbricht, könnte man weinen. Interessiert habe ich z.B. Weitwinkel die ersten male gehört, Samstag abends von 20 - 22 Uhr. Eine Reisesendung, mit Wortbeiträgen, über den Tellerrand hinaus? Leider nein. Kurze Wortbeiträge eingepfercht in lange Musikblöcke. Da wäre mir lieber, man würde diese Beiträge am Stück in einer halben Stunde senden, und danach abwechslungsreiche und moderierte Musik spielen.