AW: Ein Leben nach ISDN?
das ist bei ISDN in der Regel auch schon so, was je nach Synchronisationsmodus zu Audiodropouts oder gänzlich zum Verlust des Audiosignals führen kann.
Was du ansprichst ist nur eine
ISDN-Emulation, bei der entweder der Netzseitig oder über ein CPE (Customer Premises Equipment, Gerät was beim Teilnehmer installiert wird) über NGN (meist IP) übertragene Daten in ISDN umgewandelt werden. Daber wird aber halt nur zwischen den eigenen Gerätschaften (Telefon(anlage), Codec) und dem CPE ISDN genutzt. Das ist auch gottseidank noch nicht die Regel, wird aber immer verbreiteter.
Klassiche, echte ISDN-Verbindungen sind von Endpunkt zu Endpunkt synchron, d.h. sie werden praktisch ohne Jitter mit festen Paketlaufzeiten und garantierter Bandbreite über ATM, SDH oder andere Zeitmultiplexverfahren transportiert werden. Die Endgeräte synchronisieren sich auf den Netztakt, mit ähnlichen Eigenschaften wie AES/EBU im Studio.
In NGN (Next Generation Network) wird jetzt TDM (Zeitmultiplex) durch paketvermittelte Verfahren (Ethernet / IP) abgelöst. Im gegensatz zu den Virtual Circuits von ISDN-Verbindungen kann sich die Laufzeit und Route der Datenpakete wärend des Transportes ändern. Die Verbindung ist asynchron, am einen Ende werden Datenpakete reingeschoben und irgendwann kommen sie am anderen Ende raus. Damit werden Systeme, die sich auf die exakte Synchronisation beider Enden der Verbindung verlassen, nicht mehr funktionieren. Neben den Codecs sind z.B. Faxgeräte sehr anfällig für diese Problematik, dort gibt es aber mit T.38 eine funktionierende Lösung, die sich aber so nicht auf Audiocodecs übertragen lässt. Ein Codec hintern einer Smartnode synchronisiert sich auf den Taktgeber der Smartnode, wenn mal ein Paket nicht rechtzeitig ankommt wird die entstehende Lücke mit irgendwelchen Dummy-Daten (z.B. stille bei Sprachübertragung) aufgefüllt, und schon würde der Codec Daten kriegen, mit denen er nichts anfangen kann.
Es gibt also keine Lösung des Problems, ein asynchrones Netz hat einfach andere Eigenschaften als ein synchrones Netz. Wer also keinen Zugang zu synchronen Netzen hat, muss mit Lösungen für heutige asynchrone Netze, sprich IP-Verbindungen, leben. Also kann die einzige Lösung auf IP-Codecs basieren. Die Latenzen werden dabei zwangsweise etwas höher sein, die Servicequalität ist abhängig vom Anschluss. An DSL-Anschlüssen wird einem eigentlich nichts garantiert, und auch zwischen mehreren Providern übergreifendes
QoS ist heutzutage nicht zu finden, die Datenübertragung funktioniert nach dem
Best Effort-Prinzip. Ich kann aber durchaus zu einem großen Provider gehen und eine 100MBit IP-Verbindung zwischen München und Hamburg kaufen (siehe
MPLS, die ich auch garantiert nutzen kann. Wenn ich dort zwei IP-Codecs anstecke verhalten die sich quasi so als hätte ich sie im selben lokalen Netz angeschlossen.
Fazit: Für mich ist eine wirkliche Lösung, die die Servicequalität des ISDN erreicht nicht in sicht.