Warum sollte jemand einen Sender hören? Keiner geht auf eine Website, die er nicht kennt, und schaltet ein. Und selbst wenn man bei radio.de oder sonstigen Platformen gelistet ist, nützt es nicht viel. Man ist einer von tausend Angeboten.
Und selbst wenn man dann prominenter platziert ist... Die Hörer schauen sich die Liste an und klicken auf das, was sie kennen.
Man soll ja nicht von sich auf andere schließen, aber bei mir ist es genau offen gestanden umgekehrt.
Warum höre ich Webradio? - Weil ich dort genau das finde, was mir auf UKW (und DAB) gerade nicht geboten wird!
Da mir Funk, Soul und 70s Disco zusagen, wähle ich ganz gezielt Stationen aus, die diese Genres mit im Programm haben. Und jetzt kommt es darauf an: Werden in erster Linie nur die bekannten Stücke gespielt, ist das Radio für mich relativ uninteressant, weil ich diese Nummern bereits zig mal gehört habe und daher in und auswendig kenne. Sobald sich aber Titel in der Playlist befinden, die keinen hohen Bekanntheitsgrad aufweisen, wird die Webradiostation für mich interessant. Dann mache ich auch schon mal gerne ein Lesezeichen im Winamp-Player oder übertrage die Streamadresse auf mein WLAN-Radio.
Jeder kennt es - es wird einem beispielsweise ein Restaurant empfohlen, bspw. Vapiano, und plötzlich sieht man die Filialen überall. Vorher ist man überall einfach dran vorbeigelaufen. Das ist das gleiche Prinzip.
Genau gegen das Problem kann man ja arbeiten und dann kann es auch klappen. Denke ich. Ist nur Arbeit.
Nicht nur Arbeit, sondern m.E. vor allem Geld.
Ich zitiere von der Webseite des Restaurants:
»Chi va piano, va sano e va lontano«: »Wer alles im Leben locker und gelassen angeht, lebt gesünder und länger«, so ein italienisches Sprichwort. Und genau dieses Lebensgefühl wird tagtäglich in unseren Vapianos gelebt – von unseren Gästen und von unseren Mitarbeitern, den Vapianisti. Und das seit dem 22. Oktober 2002, denn an diesem Tag wurde das erste Vapiano in Hamburg / Deutschland in den „Hohen Bleichen“ eröffnet. Zwei Jahre später entschieden sich die Gründer, Vapiano als Franchise-Konzept in die Welt reisen zu lassen. Bis heute wurden rund 150 Vapianos in 29 Ländern auf 5 Kontinenten eröffnet. Und auch in Zukunft sind noch viele weitere internationale Eröffnungen geplant.
Quelle:
http://de.vapiano.com/de/ueber-uns/philosophie/
Um aus einem einzelnen Restaurant eine Franchise-Kette zu machen, braucht man Investoren und die findet man im Hinblick auf neue Webradioprojekte praktisch gar nicht. Das obige Motto würde ich übrigens sofort unterschreiben, auch wenn man damit garantiert nicht wirtschaftlich erfolgreich ist. Ich kenne übrigens nicht wenige Italiener, die von Deutschland wegen des hohen Lebensstandards und der niedrigen Arbeitslosenquote schwärmen; - trotz des schlechteren Wetters, der größeren Gefühlskälte und der viel geringeren Auswahl an Hörfunksendern, aber das ist ein anderes Thema.
Als Frank Otto vor über zwei Jahren bei RauteMusik eingestiegen ist, war das eine Überraschung. RauteMusik gehört jedoch mit zu jenen Webradios, die die Gunst der Stunde genutzt haben und bereits 2003 "on air" gingen.
674FM, das von einem Teil der ehemaligen Verantwortlichen von Evosonic Radio vor gut einem Jahr gegründet wurde, erreicht ungeachtet der Tatsache, dass es sich um ein sehr professionelles Projekt handelt, tagsüber auch nur um die 10 Hörer, siehe:
http://94.249.254.20:8200/index.html?sid=1
Der Webradiosektor ist somit für neue Anbieter in kommerzieller Hinsicht völlig uninteressant: Es lässt sich auf diesem Wege schlichtweg kein Geld mehr verdienen, vielmehr muss sogar noch Geld investiert werden, wenn man sich nicht so wie 674FM über Spenden finanziert.