Hat sich daran etwas geändert?
Ja, sicher. Ich würde heute keiner Kollegin mehr sagen, dass mir ihre riesigen Eumel sehr gut gefallen. Würde mich heute nicht einmal mehr mit einer Frau allein in einen Personenaufzug stellen (benutze eh lieber die Treppe).
Die beiden anderen KollegInnen sind ja dann auch gegangen. Das eine ist meines Wissens von dem ominösen Anrufer dazu verführt worden ihm, Diskretion unbedingt zugesichert, seine Bewerbungsunterlagen zuzuschicken. Er habe es ja im Radio gehört und fand es da so toll. Das KollegIn fand sich dann Tage später, nach dem für es fatalen Absenden seiner Bewerbungsunterlagen an den Herrn Strohmann in einer Art Tribunal vor den Höchstgestellten im eigenen Hause wieder, wo ihm die eigene, vermeintlich vertraulich behandelte, Bewerbung vor die Nase gelegt wurde. (Beziehe mich da allerdings auf einen Telefonbericht von einem Dritten an mich, den ich nach eigenen Erfahrungen mit diesen Leuten, und auch aufgrund der Quelle selbst, für glaubhaft halte.) Ob es ihm denn "hier bei uns" nicht mehr gefalle, sei es gefragt worden. - Die psychologische Wirkung eines solchen Kreuzverhörs kann sich wohl jeder vorstellen.
Dessen LebenspartnerIn, damals für denselben Arbeitgeber tätig, allerdings nicht in der Redaktion, sondern an ganz anderer Stelle, bekam ungefähr zur selben Zeit wie ich eine erste Abmahnung zugestellt, angeblich weil es vertrauliche Interna an Dritte weitergeben würde. Es war sonnenklar für uns, die Gegenseite, dass der neuen Programmleitung die schon lange währende Liebesbeziehung zwischen Redaktion und dieser anderen Abteilung im Hause so gar nicht schmeckte und darum der Wille bestand diese möglichst schnell zu unterbinden - und das nach über zehnjähriger Tätigkeit des betreffenden Opfers bei diesem Sender, während die M seinerzeit gerade ein paar Wochen ihren so ganz speziellen Charme überall im Hause versprühte.
Das nächste RedaktionskollegIn soll von Herrn Strohmann einen ganz ähnlichen Anruf erhalten wie sein KollegX, aber (durch bisherige Vorkommnisse vorgewarnt) gleich abgewiegelt haben: Nein, nein, es gefalle es sehr gut hier und wolle gar nicht wechseln!
Trotzdem hatte es verstanden, dass es hier offenbar seit Neuestem nicht mehr willkommen war und begann sich darum klugerweise auf eigene Faust nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen - und war wohl auch gleich fündig geworden. Es hatte sich dabei beruflich sogar verbessert.
Ich selbst bekam im neuen Büro der M (was zufällig bis zu ihrer Ankunft noch mein Büro war, aber das war damals okay für mich) bei geschlossener Tür und unter Ausschluss möglicher Zeugen ja ein Hausverbot ausgesprochen, mit dem ich heute noch so gerne kokettiere. Ein Hausverbot, an das Ultimatum geknüpft innerhalb einer Stunde meine Sachen zu packen und das Haus zu verlassen. Der direkt im Anschlus von mir aufgesuchte stellvertretende Betriebsrat bestätigte mir kurz darauf mündlich, dass sie in der Tat das Recht dazu habe mir solch ein Hausverbot auszusprechen. Zu solchen drastischen Maßnahmen werde allerdings sonst nur gegriffen, um unmittelbaren Schaden abzuwenden. Vermutlich war ich in den Augen der M neuerdings ein solcher unmittelbarer Schaden. - Immerhin hatte ich sie ja (doof wie ich war) Stunden zuvor per Email gegenüber ihrem wohl gezielt auf mich angesetzten Strohmann noch lobend als "Stubenfliege" bezeichnet.
Per Rückschein-Einschreiben bekam ich einige Tage später mit der Post eine Abmahnung zugestellt - wegen unentschuldigten Nichterscheinens am Arbeitsplatz und damit verbundener Gefährdung des Programmablaufs (Original liegt seit Jahren in unserem Familien-Banksafe).
Ausgerechnet ich, der noch kurz zuvor ungefähr jeden Werktag unbezahlte Überstunden für diesen Sender abgeleistet hatte, um den ungestörten Programmablauf gewährleisten zu helfen! Ausgerechnet ich, der noch bis Tage vor Ankunft der M auf dem Senderflur zwischen Tür und Angel wiederholt von der Geschäftsführung ausdrücklich für seine Arbeit für den Sender gelobt worden war - von an meine Abteilung und mich durch die Empfangsdame weitergeleiteten regelmäßigen Hörerlob ganz zu schweigen. Das ging immer runter wie Öl! Es lief endlich mal richtig gut für mich! - Warum nur musste die Plage ausgerechnet über den Sender hereinbrechen, in dem ICH gerade arbeitete - und endlich mal ein wenig Glück und beruflichen Erfolg für mich persönlich einstreichen konnte?
In einer Redaktionskonferenz (so ließ mich mein wohlmeinender Informant dann wissen) soll die M dann in meiner Abwesenheit verlautbart haben, dass ich überall erzählen würde, ich habe von ihr ein Hausverbot ausgesprochen bekommen. Dies wäre jedoch nicht wahr, soll sie gesagt (also faktisch glatt gelogen) haben. Sie habe mir lediglich mitgeteilt, dass bereits ein Auflösungsvertrag für mich bereitliegen würde, und dass es mir freistünde, diesen sofort zu unterschreiben oder erst einmal in Ruhe zuhause durchzulesen. Der letzte Teil stimmte sogar. Die Sache mit dem Auflösungsvertrag kam in dem kurzen Rauswurf-Gespräch tatsächlich ebenfalls vor. Der direkt nach kreidebleichem Abmarsch aus ihrem neuen Büro von mir kontaktierte stellvertretende nette Betriebsrat von nebenan jedoch riet mir allerdings unverbindlich den Auflösungsvertrag lieber nicht einmal mit nachhause zu nehmen, damit mir nicht am Ende noch jemand eine Art "stilles Schuldeingeständnis" andichten würde. (Er kannte den Laden - und die für den Laien unsichtbaren vertraglichen Fallstricke schon viel länger als ich.)
Von der von mir konsultierten hauptberuflichen Arbeitsrecht-Fachkraft bekam ich später jedoch klipp & klar gesagt, dass ich den Auflösungsvertrag problemlos (wie mir ja angeboten wurde) zum Durchlesen hätte mit nachhause nehmen können. Dem mündlich ausgesprochenen Hausverbot hatte ich mich jedoch fügen müssen. Es sei nur schlecht für mich, dass es keine direkten Zeugen hierfür gegeben hatte.
Weil ich dann doch nicht klein beigeben wollte, kam per Memorandum der M auch gleich die (programm-mäßig völlig unsinnige) Strafversetzung ins (bereits voll belegte) Einmann-Außenstudio ins ferne Schwabisch Hallodri, und der Arbeitsbeginn sei um fünf Uhr früh!
Ja, so erklärte mir der Betriebsrat später, das dürfen die! Wir hätten doch alle einmal diese beiläufig wirkende Klausel im Arbeitsvertrag mitunterschrieben, demnach wir auch in diesem kleinen fernen Außenstudio eingesetzt werden könnten. Nein, das hätten sie nicht gemacht, um sich selbst und den Arbeitnehmer bei einem möglichen Betriebsunfall auf dem Arbeitsweg durch die Berufsgenossenschaft oder so abzusichern (wie ich beim Unterschreiben des Vertrags noch naiv geglaubt hatte). - Tatsächlich hätten findige Senderanwälte diese Klausel erfunden, auf die man sich seither immer dann berufen könne, wenn es darum ginge einen unbequem gewordenen Arbeitnehmer möglichst schnell und kostengünstig aus dem Sender zu ekeln.
Wow! ... Soviel Hinterfotzigkeit hat doch kein normaler Arbeitnehmer auf dem Schirm! An sowas denkt doch kein Mensch! Soviel entgegengebrachte Hinterhältigkeit, gleich zum ungetrübten Beginn des Arbeitsverhältnisses!
Anstatt mir zwischen Freitag und Montag früh (wie im Memorandum der M gefordert) noch die notwendigen Schließanlagen-Schlüssel von der zuständigen Person in Schwabisch Hallodri persönlich abzuholen (was ohnehin ein Ding der organisatorischen Unmöglichkeit gewesen wäre), merkte ich, auch nach Telefonat mit Schwabisch Hallodri, wo entsprechende Tricksereien des Sendes schon länger bekannt waren und keinesfalls goutiert wurden), dass ich gerade wohl ganz furchtbar krank wurde und am Montag wohl dringend zum Arzt müsse. Der Mann aus Schwabisch Hallodri meinte am Telefon, ahja, alles klar!
Tatsächlich war ich am Montag, wie befürchtet, dann ganz arg krank, was mir mein Hausarzt auch bestätigte und sich sogar zu seiner Absicherung noch von einem Kollegen bestätigen ließ. Ich glaube fünf Tage später (wenn es überhaupt so lange war) kam bereits der Brief von meiner Krankenkasse: Der Arzt des Medizinischen Dienstes wollte mich sehen, und ich hätte dann und wann (kurzfristig) hier und dort zu erscheinen.
Der Arzt des Medizinischen Dienstes meiner Krankenkasse war jedoch (damit hatte die Gegenseite natürlich überhaupt nicht gerechnet) eine coole Socke und fragte mich sogleich, warum ich denn überhaupt hier wäre!? Normalerweise kämen nur Leute zu ihm, die wochenlang unentschuldigt ihrem Arbeitsplatz fernblieben und ähnliche Fälle. Aber ich sei doch doch gerade mal erst seit ein paar Tagen ganz regulär krankgeschrieben.
Ich erzählte ihm die Story in Kurzform, und dem Arzt des Medizinischen Dienstes war sofort klar, dass hier ein offensichtlich falsches Spiel gespielt wurde - in welches auch er nun schuldlos involviert war. - Das nahm er persönlich: Er schrieb mich für weitere vier Wochen krank. "Nicht mit mir!"
Dass die Geschäftsführung des tollen Senders mit einem Aufsichtsratmitglied der großen gesetzlichen Krankenversicherung vor Ort (deren Mitglied ich seinerzeit dummerweise noch war) verheiratet sei, bekam ich später zwar berichtet, aber ob es wirklich stimmt, weiß ich nicht genau. Wenn dieses dann noch (wie vermutet) seine Stellung entsprechend missbraucht hätte, wäre dies natürlich ein Skandal gewesen.
Wollte das auch gar nicht mehr weiter recherchieren, auf lange Sicht verloren hatte ich ohnehin, und es wurde mir wirklich alles zu hinterfotzen-widerlich, und die Gegenseite hatte sich damit ja auch ein glattes Eigentor geschossen - weil die Ärzte letztlich sämtlich auf meiner Seite waren und Bossing (Mobbing) so gar nicht abkonnten. Nur an Solidarität seitens der (Ex-)Kollegen war keinesfalls zu denken: Morloks und Eloy.
Ich konnte damals allerdings noch mit zwei Zeugen auftrumpfen. Zwei Praktikanten, die, etwas über eine Stunde nach dem ausgesprochenen Hausverbot durch die M, im Senderflur wie so oft an meiner Seite waren und die M, auf ihre Armbanduhr blickend, ebenso wie ich ätzen hörten: "Die Stunde ist rum! Du bist ja immer noch hier!"
Weil ich (laut Verlautbarung der M in einer späteren Redaktionskonferenz) das mir mündlich erteilte Hausverbot ja nur erfunden hatte, ließ ich den Sender brieflich wissen, dass ich zwei Zeugen für eben jene spätere Aussage der M auf dem Senderflur habe, und dass unsere Seite sich durchaus nicht scheuen würde die M vor Gericht deren Aussage, sie habe mir kein Hausverbot erteilt, wiederholen zu lassen.
Der Sender zeigte sich abschließend entsprechend fair & kooperativ: Ich wurde via Post-Einschreiben unverzüglich bis zum Vertragsende von meiner Verpflichtung zur Arbeit unwiderruflich freigestellt. Man zahlte mir aber noch eine Weile mein Gehalt weiter, was bei einem Auflösungsvertrag so sicher nicht der Fall gewesen wäre.
Und dann liest und hört man: Ja, ist anderswo genauso! - Darum habe ich mir auch einen gewissen Fatalismus angeeignet, um die schiere Freude am Leben nicht zu verlieren. Man ist eh nur der Arsch, wenn man die, solchen Leuten eigene, für ein besser bezahltes Leben nötige Bösartigkeit nicht mit in die Wiege gelegt bekommen hat.