Bei der Studie (vielmehr: Präsentation der Studie) frage ich mich: wer ist hier Adressat? Ist das für die interne Kommunikation in den Sendern gedacht, oder wofür genau? Soll ich danach mein Programm gestalten? Damit das nachvollziehbar wäre, fehlen wichtige Angaben zur genauen Methodik sowie im Anhang die verwendeten Musikbeispiele (Prototypen) für die jeweiligen Kategorien.
Aber vielleicht soll es gar nicht nachvollziehbar sein, denn meine Erfahrung ist: MaFo dient hauptsächlich der internen (Pseudo-)Begründung von Programmentscheidungen, die lange vor der Untersuchung getroffen wurden. Gegen ach so objektive Zahlen kann man halt schlecht argumentieren. Wenn man aber genauer nachfragt, wirds schnell dünn.
Was man sehen kann ist: es sollen Aussagen getroffen werden über den Musikgeschmack (?) bayerischer Internetanschlußbesitzer (hä?) (ohne München, Nürnberg, Fürth, Erlangen). Die Aussagen sollen repräsentativ (Behauptung?) sein für die 14-59jährigen, wobei aber schon gleich dabeisteht: die Teilnehmer wurden gewichtet! Kann man machen, kann aber auch ziemliche Verzerrungen liefern. Befragt wurden 2.900 Personen, das ist viel, darum wahrscheinlich auch online (wegen der Kosten).
Zu hören gabs sicher 3-5 Beispiele aus den jeweiligen Kategorien und man durfte auf einer 6stufigen Skala antworten: mag ich sehr 1-2-3-4-5-6 mag ich nicht (1-2 sind die Top2Box, 3-4 die Middle2Box und 5-6 die Low2Box).
So, jetzt die Auffälligkeiten auf den ersten Blick (ich überspitze etwas): Gewinnspiele will kein Mensch. Trotzdem wird niemand damit aufhören, was sehr schön die selektive Wahrnehmung/Umsetzung auch solcher Auftragsforschung zeigt.
Hörer on air vermißt auch keiner.
Bayern-/Austropop polarisiert sehr stark. NDW (80s Deutsch-Pop) ist nicht sonderlich populär.
Wie kommt es, daß der Total-Mainstream-Internetnutzer Contemporary Deutsch Hip Hop liebt (70% Top2), Contemporary Indie/Urban ablehnt (30%) und Alternative wiederum recht gut findet? Was waren da für Songs als Prototypen drin, daß sich das so sehr unterscheidet? Für mich ist Hip Hop = Urban.
Der Total Mainstream Mensch bewertet im Übrigen alle Genres deutlich besser als der Durchschnitt, daher kann er ja eigentlich gar kein Mainstream-Mensch mehr sein, oder?
Warum mag der Rock Minded kein Indie?
Lustig auch die 50-59jährigen, die am liebsten (neben den 60ern bis 90ern Rock/Pop) Contemporary Dance, Pop und Deutsch mögen. Unsere MaFo sagt was ganz anderes, aber s.o.