Ich würde mutig behaupten, dass die Siegersongs zu 90% schon im Vorfeld durch die Medien gepusht und gar entschieden werden.
Nein, eigentlich nicht. Wenn man sich im Vorfeld etwas umhört, fallen da zwar einige Namen von Favoriten, die wenig überraschend auch meistens recht gut abschneiden, aber wirklich richtig sind diese Prognosen selten. Als beispielsweise 2017 Salvador Sobral den Sieg nach Portugal holte, war Italiens Francesco Gabbani der schon fast haushohe Favorit. Der hatte aber beim Auftritt seine Nerven nicht im Griff -> Platz 6.
Klar, dieser ESC ist beim Voting mittlerweile mehr ein Politikum als ein Musikwettbewerb, oder?
Wenn Du mit "dieser" den des Jahres 2022 meinst - ja, läßt sich auch schwer ein Geheimnis draus machen. Ansonsten - glaub' ich nicht. Daß Deutschland selbst um die Blumentöpfe des Trostes emsig herumeiert, dürfte nicht an der Landesflagge liegen. Die meisten entsandten Lieder der letzten Jahre hätten auch die Interpreten anderer Länder nicht mehr retten können.
Zugegeben: hätte damals eine 40-jährige "Durchschnittsfrau" den deutschen Siegersong "Satellite" im klaren und korrekten Englisch gesungen, wäre der Song ganz unten gelandet und in den Medien zerrissen worden. Allerdings wurde der Song von "der kleinen, süßen Lolita Meyer-Landruth" dargeboten und die europäischen Medien rotierten im Vorfeld schon sabbernd und lüstern wegen ihr. Da verzieh man ihr auch ihr miese englische Aussprache.
Wie soll ich sagen ... Scheiß doch auf Sabbern und Lüsternheit. Offenkundig hat doch Stefan Raab sehr vieles beim Fädenziehen im Hintergrund richtig gemacht, denn das, was alle seine Schützlinge (und auch ihn selbst) ausgezeichnet hat, war Medienpräsenz, die Aufmerksamkeit der Presse auch im Ausland. Die deutschen Teilnehmer hatten die Chance, von den Ländern bereits im Vorfeld wahrgenommen zu werden. Und diese Präsenz war sogar in Deutschland Thema.
Du kannst Dich an den Umgang der ausländischen Presse mit Lena erinnern - gut. Kannst Du Parallelen ziehen zum Umgang der ausländischen Presse mit anderen deutschen TeilnehmerInnen? Cascada ... Jamie-Lee ... S!sters ...? Oder hast Du davon nichts mitbekommen?
PS: wenn dieser ESC so wichtig und wertvoll ist, dann nennt die Gewinnner der letzten 5 Jahre ohne die zu zu googeln...
Wenn wir ausfallbedingt den ESC 2020 mal ignorieren und stattdessen die letzten 5 Wettbewerbe betrachten, komme ich immerhin aus dem Stand noch auf 4 mir noch bekannte Gewinner (und immerhin noch das erfolgreiche Teilnehmerland Nr. 5, wenn mir auch der Interpret nicht mehr eingefallen ist - sorry, Duncan Laurence).
Ist er wichtig? Er ist größtenteils Unterhaltung und als solche nicht mehr oder weniger wichtig oder wertvoll als irgendein Tatort, Bundesliga-Spiel oder Convention-Besuch. Wichtig und wertvoll vor allem für die Teilnehmer. Als Konsument kann man dabei trotzdem seinen Spaß haben.
Der deutsche Beitrag dieses Jahr war gut, aber Europa hatte dieses Jahr wohl (wieder mal) keinen Bock auf Deutschland. Aus Gründen.
Ich fand den Beitrag (aus musikalischer Sicht) erschreckend belanglos, wie schon an anderen Stellen hier betont. War meiner Meinung nach noch nicht mal stark genug, um zu polarisieren. Und umgekehrt war die Konkurrenz (erwartungsgemäß) stark. Daß man mit "tut keinem weh" in einem solchen Feld nur dann Chancen auf den Tagessieg hat, wenn sich sich weite Teile der Jury so gar nicht auf irgendwas Anderes aus dem Sortiment verständigen können, sollte klar sein. Mit Deutschland hat das wahrscheinlich wenig zu tun ...
Gruß
Skywise