AW: FOCUS: Ab Spielzeit 2009 keine Bundesliga im ARD-Hörfunk?
Gelber, ich bin erstaunt darüber, daß Du offenbar die harten Bandagen der Fußball-Industriellen nicht kennst. Wenn es um Geld geht und um Waren (Fußball ist längst kein Sport mehr, sondern ein Produkt, das vermarktet und verkauft wird), ist niemandem nach Spaß zumute. Freilich wirst Du weiterhin melden können, daß ein Tor gefallen ist - sicher auch während des Spiels. Nur wird es, wenn es die Bosse wollen, eben keine (Live-)Berichterstattung geben - allenfalls als Kurzzusammenfassung nach dem Spiel.
Das läuft doch schon in kleinem Rahmen so, daß man sich nur noch an den Kopf greifen kann. Ein ex-Mitschüler, Fußball- und vor allem Carl-Zeiss-Jena-Fan, war es 2001 leid, daß sein Verein, da weit unten spielend, nirgendwo in den Echtzeit-Medien vorkommt. Also startete er beim OK Jena eine Sendung, in der live aus dem Stadion berichtet wurde. Zuerst mit Handy, später bekam man sogar eine Reporterkabine und nen ISDN-Anschluß für den Codec - manchmal sogar bei Auswärtsspielen. Die Sendung wurde Kult - der Kerl ist es sowieso mit seinen grandiosen Kommentaren voller Schelm und Mutterwitz.
Dann stieg Jena auf. Plötzlich durften sie nicht mehr berichten. Mit viel Hin und Her bekamen sie noch eine Gnadenfrist, später wurde ihnen wohl ein Spiel (!) pro Saison geschenkt. Übertragungsrechte für den Hörfunk gibt es also sehr wohl und das auch nicht erst seit heute. Mich wundert, was die ARD da bestreiten will.
Inzwischen berichtet man halt über Basketball und demnächst vielleicht über Unterwassersynchronstricken - es sei denn, Jena steigt mal wieder herzhaft ab (was ja nichtmal sooo unwahrscheinlich ist).
Was lernen wir daraus? Die haben alle nen Knall, und zwar nen riesengroßen. Das hat mit Sport nur noch entfernt und mit Volkssport gar nichts mehr zu tun. Fußball ist zu einer Unterhaltungsindustrie verkommen. Wenn die irrsinnig viel Geld will, dann sollte man sie auch als Industrie behandeln und zuallererst seitens der ARD aufhören, ihr für TV-Rechte die wertvolle GEZ-Kohle in den Rachen zu werfen, mit der man gesellschaftlich relevantes Programm machen könnte. Wenn Fußball nicht mehr gesellschaftlich relevant sein will, soll man ihm die Möglichkeit dazu auch lassen. Sollnse doch eigene Kanäle aufmachen und den Kram selbst vermarkten. Sind sie nicht damit auch schon mal gescheitert?