Funkhaus historisch: Nalepastraße

AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Hallo, im DLRKultur gibt es einen neuen Beitrag (nein ich bin nicht der Autor, ich habe das eben zufällig entdeckt ;) ), in dem das Thema Nalepastraße und das dortige Feuer am Anfang Thema sind. Eigentlich hat das nicht mehr viel mit Technik zu tun, aber eben mit diesem Funkhaus, daher poste ich das mal.

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/487851/
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Ich hatte heute mal wieder Gelegenheit, in das gute alte UM70 zu sprechen. Mein Eindruck: ohne jede Manipulation ein sehr natürlicher angenehmer Klang. Ich wäre am liebsten in die Kopfhörer und beim Abhören in die Boxen gekrabbelt. Frage an die „Funkhaus historisch - Experten“ wie K6 und radiowaves: sind die Mikros wirklich so phantastisch oder ist mein Eindruck subjektiv, gar verklärt, nostalgisch womöglich?
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Welches Studio ist denn mit UM70 bewaffnet? Sachdienliche Hinweise werden auf Wunsch vertraulich behandelt ;)

Zur eigentlichen Frage lasse ich einfach mal diese Fanseite sprechen:
www.gefell-mics.com schrieb:
Q: How does the Gefell UMT70S compare to the Neumann U87?

A: These two microphones are both similar yet different. Both are truly a
great large diaphragm FET mics that have become well known favourites for
voice-over and general studio mic'ing.

Our understanding is that the U87 is one of the few microphones that
Sennheiser still manufactures using the original manufacturing process as
was used when these were made in the former Neumann-Berlin factory. This
unfortunately has put the U87 into a very expensive price bracket due to
most of the assembly being hand made. The good news is that it is still as
good as it ever was, if not better!

The Gefell UMT70S was 1st introduced in 1992 as the UM70. Over the past 10
years, different variations have been developed including the M71 which was
a single pattern mic, the MT711 which featured a black housing and today's
UMT70S, a quieter version of the original with improved grounding and a
transformerless output stage that extends the low frequency response. The
Gefell MT71S is a single cardioid pattern version of the same mic.

The UMT70S employs the original M7 capsule that 1st appeared in the U47. The
M7 is a PVC capsule where the U87 employs a PE capsule. Both a good, but
different. The M7 is 10 microns thick where PE capsules are anywhere from 3
to 5 microns thick. The heavier 'vintage' M7 tends to be a bit rounder
sounding due to the added membrane weight and slower impulse reaction time.

So which is better? Both are great mics, both are hand made. The Gefell
UMT70S does cost somewhat less due to the fact that unlike Sennheiser, the
Gefell factory is set up to build ALL microphones by hand and as such, does
not require an alternate assembly line.
Auf dieser Seite gehen sie übrigens noch weiter und sagen, mit dem Verkauf von Neumann an Sennheiser seien jetzt Gefell die echten Neumänner.

Würde mal sagen, da ist nicht mehr Verklärung im Spiel als beim U87 (also keine, meiner Meinung nach). Für die Präsentation der aktuellen Version der Ost-Usies durch den Hersteller übrigens hier abbeißen.


Was den Beitrag über „Erichs Knisterbude“ angeht: Der DFS 904 ist zugestandenermaßen ein faszinierendes Thema, in der Nalepastraße wurde er aber nur kurze Zeit produziert (die ersten Wochen, womöglich sogar nur Tage). Der mitzuschneidende RIAS wurde wohl qualitätsgerecht im Schaltraum von Leitung übernommen; warum sich mit Ballempfang abmühen, wenn sowieso die Modulation an die DDR-Post übergeben wurde? Waffenkammern der Kampftruppen gab es in jedem größeren DDR-Betrieb, das war nichts rundfunkspezifisches. Von einem tatsächlich eingerichteten „Notfunk-Keller“ weiß keiner etwas, dafür aber von einschlägigen Plänen, aus dem Ü-Wagen zu senden, wie auch dem in diesem Beitrag sogar wegen seiner tatsächlichen Verwendung angesprochenen Objekt Bestensee (Bilder siehe hier ca. bei der Hälfte der Seite; das waren die Kriegsstudios des Rundfunks der DDR und auch durchaus als solche bekannt; mag sein, daß halt kaum jemand darüber sprechen mag).


Und zu den aktuellen Entwicklungen ( :wall: ) in der Nalepastraße siehe auch den Beitrag der RBB-Abendschau von vor einer Woche.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Quali, ich kann Dir da leider nicht viel weiterhelfen. Als ich das letzte mal in der Nalepastraße in einem ordentlichen Sprecherraum in ein original-DDR-UM70 mit Tuchelstecker sprach, schrieben wir das Jahr 1993. Das ist lange her, einen Originalmitschnitt davon habe ich nicht und on-air-Mitschnitte sind ja nur bedingt tauglich für solche Einschätzungen. Ich weiß, daß es bei Bert Lehwald in den Nachrichten gerne mal zerrte. Zu laut, zu nah dran (eigentlich im K6 kaum möglich gewesen) - was auch immer.
Ich kann freilich gerne mal mein UM70 aus dem Schrank holen und was einsprechen, aber a) ist das zwar eine DDR-Kapsel, jedoch mit Nachwende-Elektronik. Mit Trafosymmetrierung, aber schon 48 V XLR. Und b): ich habe eine saumäßige Raumakustik. Falls Du ne bessere hast, lass uns mal zum Testen treffen, wenn ich wieder an der Spree bin. ;)

Der MDR hatte (hat?) in einigen Sprecherräumen und Studios in der Gerberstraße UMT70 oder MT71 oder irgendwas in der Art. Auch bei Jump sah ich Gefell-Mikrofone aus dieser Linie, allerdings nicht im Sendestudio. Dort gibts den artgerechten Elefantenpenis. Bei Sputnik am Waisenhausring hatte man die Gefell-Mikros rechtzeitig vor Sendebeginn noch gegen Sennheiser MD421 ausgetauscht.

Grüße von der Saale,
Christian
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

K 6 schrieb:
Wohl VEB Tontechnik Berlin, angesichts von http://www.posaunenchor-weimar.de/sender/page/t22.htm

Dynamische Mikrofone als NSW-Import statt Kondensatormikrofonen aus DDR-Produktion, die vermutlich bessere Ergebnisse gebracht haetten (die Anordnung mit den Sennheisern soll auch noch ziemlich übel gerauscht haben) – was sollte das denn? Spaeter hat man dann auch auf DDR-Kondensatormikros (Gefell UM 70) umgerüstet.

Verrat! Schalck-Golodkowski hat die DDR verraten! Ausgerechnet im DDR-TV wurden die West-Mikros (MD441) im Parteitag besprochen mit den Errungenschaften des Sozialismus.

Nix gegen Joerg Sennheiser - aber da haetten wir systemkonform VEB Microtech Gefell erwartet! Zum Beispiel wie in meinem Wessi-Heimstudio UM70 mit der M7-Neumann-Kapsel. Das war zu DDR-Zeiten ausgerechnet ein Insider-Tipp der Amis.

Gruesse
Joerg

:wall:
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Qualiton schrieb:
...sind die Mikros wirklich so phantastisch oder ist mein Eindruck subjektiv, gar verklärt, nostalgisch womöglich?

Neumann ist eben Neumann. Und wer die Firmengeschichte kennt, weiß dass Gefell das wahre Neumann ist, denn aus Gefell stammen die eigentlichen Neumann Klassiker, die die Firma bis heute berühmt machen.
Hier nochmal die kurze Firmengeschichte:

- 1928 in Berlin gegründet,
- vom Krieg bedroht nach Gefell umgezogen (Neumann Gefell),
- nach dem Krieg Gründung der Georg Neumann GmbH Berlin
- in den 70ern Verstaatlichung von Neumann Gefell in VEB Mikrofonbau Gefell
- nach der Wende Rückgabe von Gefell an Neumann, enge Zusammenarbeit beider Firmen, Schenkung von Neumann Gefell an die Mitarbeiter und
Verkauf von Neumann Berlin an Sennheiser

Das heißt also, daß es bis zur Verstaatlichnung von Neumann Gefell und nach der Rückgabe offiziell 2 mal Neumann gab.
Beide Firmen arbeiten bis heute mit dem gleichen Know How, teilweise mit dem gleichen Personal und liefern absolut gleichwertige Produkte.

Im übrigen gibt es da eine russische Mikrofonfirma, dessen Produktdesign der Gefell Mikros ähnelt und dessen Eigenschaften in Tests hoch gelobt werden.
Man munkelt, die Russen haben bei ihrem Abzug so manche Unterlagen aus Gefell mitgenommen.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Danke ADR,

das sind ja profunde Kenntnisse.:cool: Meine Sympathie für das UM70 besteht also zu recht.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Weil es gerade um die Neumann Geschichte geht - warum gibt´s eigentlich Neumann Mikrofone (z.B. U47) mit zusätzlichem Telefunken Logo ??

Gruß!

MB100
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Weil die Vertriebsrechte für die Neumann-Mikrophone zunächst bei Telefunken lagen.

Gruß TSD
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

ADR schrieb:
Im übrigen gibt es da eine russische Mikrofonfirma, dessen Produktdesign der Gefell Mikros ähnelt und dessen Eigenschaften in Tests hoch gelobt werden.
Das ist ein heisser Tipp. Kannst Du herausfinden, wie diese russische Fiorma heisst?
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

joerg.limberg schrieb:
Verrat! Schalck-Golodkowski hat die DDR verraten! Ausgerechnet im DDR-TV wurden die West-Mikros (MD441) im Parteitag besprochen mit den Errungenschaften des Sozialismus.

Nix gegen Joerg Sennheiser - aber da haetten wir systemkonform VEB Microtech Gefell erwartet!
VEB Mikrofontechnik, bitte, denn Anglizismen waren streng verpönt. „Microtech“ haben sie erst nach der Wende draus gemacht, wobei das möglicherweise eher mit Hinblick auf den Absatz im Ausland geschah.

Ansonsten ist das fein beobachtet: Die Rednerpulte waren bei offiziellen Gelegenheiten mit MD441 bestückt, übrigens nicht nur im Ballast der Republik, sondern auch in Moskau. Es gab einfach keine guten dynamischen Mikrofone aus RGW-Produktion, ich kenne jedenfalls keine.

MD441 waren auch typische Reportermikrofone beim Fernsehen, bevor mit den Betacam-Einheiten die Richtrohrmikrofone auch als Handmikrofon benutzt wurden. Beim Rundfunk wurden sie gern bei Außenübertragungen verwendet. Zu den MD421 steht schon weiter oben einiges.

ADR schrieb:
Im übrigen gibt es da eine russische Mikrofonfirma, dessen Produktdesign der Gefell Mikros ähnelt und dessen Eigenschaften in Tests hoch gelobt werden.
Oktawa, international in englischer Transkription als Oktava auftretend. Speziell MK-012 und MK-219 sind die alten Klassiker von Radio Moskau usw., während die als „neu“ gekennzeichneten Mikrofone m.W. eigens für den Export entwickelt wurden, damit sich keiner wegen des Äußeren speziell des MK-219 totlacht.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Und mal wieder Subharchord: Manfred Miersch im Gespräch mit Klaus Bechstein. Letzterer kennt das Subharchord und die Geschichte der elektronischen Klangerzeugung in Nalepastraße und RFZ aus eigenem Erleben. Etwas wirrer Text, aber halt ein Gesprächsprotokoll mit nem Mann, der förmlich übersprudelt, wenn man erstmal ein Stichwort gegeben hat. :D
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

K 6 schrieb:
Oktawa, international in englischer Transkription als Oktava auftretend. Speziell MK-012 und MK-219 sind die alten Klassiker von Radio Moskau usw., während die als „neu“ gekennzeichneten Mikrofone m.W. eigens für den Export entwickelt wurden, damit sich keiner wegen des Äußeren speziell des MK-219 totlacht.

Danke fuer den Tipp. Wird demnext mal gecheckt.

Hat jemand Erfahrungen mit diesen Mikros?
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Hallo allerseits,

ich muss mal wieder die Experten für Technik aus und in der Nalepastraße um Hilfe bitten – mir fehlen Informationen zu drei Studio-Magnetbandgeräten, nämlich T 2211, T 2221 und R 722/1 – also Hersteller, technische Besonderheiten, Abmessungen und Gewichte, Eigenschaften im Vergleich zu Vorgängertypen, Betriebserfahrungen, Publikationen, Betriebsanleitungen und dergleichen; brauchbare Bilder sind bereits vorhanden. Die Auskünfte sollen in mein Buch zur (professionellen) Magnetbandgeschichte einfließen. Porto- und Kopierkosten übernehme ich, nur Honorare kann ich nicht „auswerfen“.

Dank im Voraus!
F.E.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Weil es gerade im nicht-Nalepastraßen-Partnerthread um Pausenzeichen ging, gibts hier jetzt auch mal zwei. Anbei die bei DT64 eingesetzten Pausen- und Schaltpausenzeichen aus den 80er oder gar 70er Jahren. Über die genauen Einsatzzeiträume weiß ich nichts. Das Pausenzeichen erinnert mich an die Melodie zu "Blaue Fahnen nach Berlin" - würde ja auch passen zum Pfingsttreffen-Begleitprogramm.
 

Anhänge

  • DT64-Pausenzeichen.mp3
    167,5 KB · Aufrufe: 1.076
  • DT64-Schaltpause.mp3
    156,5 KB · Aufrufe: 1.023
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Ich hoffe, ich habe das nicht schon irgendwann mal gepostet: die Pausenzeichenmaschine des Rundfunks der DDR, installiert in der Nalepastraße in den 50er(!) Jahren.
 

Anhänge

  • nalepastrasse_pausenzeichen.jpg
    nalepastrasse_pausenzeichen.jpg
    41,3 KB · Aufrufe: 283
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Ja, natürlich „Blaue Fahnen nach Berlin“ ...

Die Elemente müßten m.E. zum Start von Jugendradio DT64 als eigenständiges Programm entstanden sein, stammen also natürlich nicht aus den 70er Jahren, als DT64 lediglich eine Sendung des Berliner Rundfunks war. Das als „Schaltpause“ bezeichnete wurde zum Sendeschluß verwendet. Da gab es um 23.56 Uhr nochmal Nachrichten, danach wurde eben dieses Element eingespielt (zwei-, dreimal, wenn ich mich recht entsinne), dann Stille uuuuuuund ........ pschschschschschsch. Nett, das nach so vielen Jahren wieder zu hören zu bekommen.

„Die“ Pausenzeichenmaschine stammt nicht zufälligerweise aus der kurzen Periode von „Berlin I“, „Berlin II“ und „Berlin III“? Die danach wieder unter eigenem Namen auftretenden Sender (Deutschlandsender, Berliner Rundfunk, Radio DDR) hatten jeweils eigene Pausenzeichen, einen Zentraldüdel für das ganze Funkhaus kann es also eigentlich nicht gegeben haben (nur eben eigenständige der jeweiligen Sender). In den 80ern waren die Pausenzeichen übrigens reichlich selten zu hören, wenn ich mich recht entsinne; zumindest bei Radio DDR trötete da selten bis nie die mit uns ziehende neue Zeit durch den Äther. Ausgenommen ist hier natürlich das vor jeder Sendung aus den Ruinen auferstandene RBI.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

K 6 schrieb:
„Die“ Pausenzeichenmaschine stammt nicht zufälligerweise aus der kurzen Periode von „Berlin I“, „Berlin II“ und „Berlin III“?
Keine Ahnung. Das Foto entstammt zumindest einer Publikatioin der 50er Jahre und ich rätsele, wie diese lose Bandschlaufensammlung funktioniert haben möge. Man kann das Band doch nicht hinter der Kopfzone einfach wieder in diese Kiste "schieben"...
K 6 schrieb:
In den 80ern waren die Pausenzeichen übrigens reichlich selten zu hören, wenn ich mich recht entsinne; zumindest bei Radio DDR trötete da selten bis nie die mit uns ziehende neue Zeit durch den Äther. Ausgenommen ist hier natürlich das vor jeder Sendung aus den Ruinen auferstandene RBI.
Wenn mich meine Erinnerung nicht vollkommen verlassen hat, sind die DDR-Pausenzeichen als akustische Elemente in eine Kunstkopfstereo-Werbeplatte einmontiert. Irgendwo lungert davon ein Mitschnitt - bloß wo? Ich habe in diesem Teil meines Archivs noch keine Ordnung drin.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Radiowaves schrieb:
Man kann das Band doch nicht hinter der Kopfzone einfach wieder in diese Kiste "schieben"...
Doch, wenn alles schön glatt ist (und die Kassette wieder ihren Deckel hat) funktioniert das erstaunlich gut.


Gruß TSD
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Bleibt für mich die Frage, warum man solche aufwendigen Lösungen benutzt hat - eine Cartmaschine hätte es doch auch getan...oder denk ich da jetzt zu einfach ?
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Radiowaves schrieb:
Man kann das Band doch nicht hinter der Kopfzone einfach wieder in diese Kiste "schieben"...
Übrigens funktioniert jede Schreibmaschinen- oder Druckerfarbbandkassette genauso. Das wird hinter dem Druckkopf mittels einer Gummirolle (liegt dort in der Kassette) am Kopf Vorbei gezogen.

Mit dem PZ Band wird es wohl genauso gehen.

Und die Frage mit der Cartmaschine, wird wohl so zu erklären sein, dass es die zu der Zeit noch nicht gab. Vermute ich mal. Ab wann gabs die eigentlich?
 
Zurück
Oben