AW: Hat Berlins Radio-Frosch ausgequackt?
letzte mitteilung
P R E S S E M I T T E I L U N G
2005/01
18.04.2005
Der Frosch zeigt die Rote Karte
Mitarbeiter kalt gestellt – Geschäftsführung seilt sich ab
In einer Nacht- und Nebelaktion hat Hundert,6-Geschäftsführer Thomas Thimme den traditionsreichen Hauptstadt-Sender in neue Geschäftsräume in der Potsdamer Straße 131 verlegt und mehr als zwei Drittel der Belegschaft (rund 30 Mitarbeiter) zurückgelassen. Die zum Teil seit vielen Jahren bei Hundert,6 beschäftigten Radiomacher standen heute morgen vor verwaisten Studios am Katharina-Heinroth-Ufer 1. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Geschäftsführung die Pläne absolut geheim gehalten und in den Medien dementiert. Dabei waren die rechtlichen Rahmenbedingen dieser Aktion völlig nebulös: Sämtliche zurückgelassenen Hundert,6-Mitarbeiter hielten gültige Arbeitsverträge in den Händen. Gegen Mittag bestätigte das Amtsgericht Charlottenburg schließlich, dass für die Hundert,6 Medien GmbH Insolvenz angemeldet wurde. Der Sendebetrieb auf der Frequenz von Hundert,6 ging heute jedoch unter dem neuen Veranstalter Medialog weiter.
Diese Wild-West-Methoden sind allerdings unter der Regie von Thomas Thimme nichts Neues. Bereits am 28.2.1991 standen die Mitarbeiter des Berliner Senders Radio Hundert vor verschlossenen, bewachten Türen. Der damalige Geschäftsführer Thomas Thimme hatte den Sender Konkurs gehen lassen, nur um sich später beim Frequenz-Nachfolger Energy als neuer Geschäftsführer zu präsentieren. Die ausgesperrten Mitarbeiter blieben auf der Strecke.
Medienanstalt betreibt „Politik der ruhigen Hand“
Dass Hundert,6 in Schwierigkeiten steckte, war bei Radio-Insidern kein Geheimnis. Das erste Privatradio der Hauptstadt – jahrelang Marktführer – hatte in den letzten Jahren zunehmend mit Hörerverlusten zu kämpfen und stagnierte schließlich auf niedrigem Niveau. Aus Sicht der Mitarbeiter waren nicht zuletzt Konzeptionslosigkeit und eine stetige Verflachung der Inhalte mit verantwortlich. Auf diese Punkte hatte ein Großteil der Belegschaft immer wieder, das letzte Mal im März in einem Offenen Brief an die Geschäftsführung hingewiesen.
Zuletzt machte sich unter Hundert,6-Mitarbeitern zunehmend Verwunderung breit, dass die eigentlich als Aufsichtsbehörde fungierende Medienanstalt Berlin Brandenburg (MABB) diesem Treiben kein Ende bereitete. Schließlich ist in den Lizenzbedingungen von Hundert,6 von einem „hohen, journalistisch gestalteten Wortanteil“ und „aktuellem Berlin-Bezug“ die Rede. Eine Nachfrage des Betriebsrats bei der MABB vergangene Woche ergab, dass die Medienwächter über aktuelle Verstöße gegen diese Vorgaben nicht informiert waren. Ein Beispiel ist hier etwa die kürzlich erfolgte weitgehende Abschaffung der eigenen Live-Nachrichten mit regionalen Informationen. Auf die Warnung des Betriebsrates, die Geschäftsführung von Hundert,6 plane offenbar einen drastischen Stellenabbau, reagierte eine MABB-Sprecherin lakonisch mit dem Verweis auf die „heutigen Zeiten“.
Missmanagement nicht hinnehmen
Es darf nicht sein, dass sich ein Geschäftsführer derart unfair seiner Verantwortung der Belegschaft gegenüber entzieht und zuständige Aufsichtsgremien tatenlos zusehen. Die solcher Art „entsorgten“ Mitarbeiter von Hundert,6 sind keine Frösche und wehren sich!
Ansprechpartner für Medien:
Margit Ehrlich, BR-Mitglied: 0160-805 98 36
Olaf Heblinski, BR-Vorsitzender: 0177-600 83 78
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