AW: Hörer bekommen, aber wie?
Nun lass' ich mich doch zu einem Kommentar hinreißen:
Ich hatte das ganze heute Mittag irgendwann mal mal gelesen und bin der Neugier bei "Nachrichten" verfallen. Als ich zum Hören kam, stieß ich auf einen - wie oben bemängelt - völlig kaputten Stream. Nur Sekunden später musste da aber jemand etwas gemacht haben, denn nach einigen Sekunden Stille lief wieder etwas; gnadenlos übersteuert (dazu nachher) und immernoch voller Gaps und Glichtes, aber immerhin weitgehend flüssig.
Dann die "Nachrichten":
... und die für ein Webradio ungewohnt angenehme, professionelle Stimme
wäre fast eine echte Wohltat gewesen. Aber:
1. sind die Nachrichten keine solchen, sondern unseriöse Lifestyleinfos und Gimmicks á la Bild und Shortnews und
2. erschließt sich mir nicht, wieso man dazu per Timestretching den Vortrag zu einem völlig unnatürlich klingenden Maschinengewehrfeuer zusammenstauchen muss. Das ist eine grauenhafte Vergewaltigung der doch eigentlich sehr guten Leistung des Sprechers.
Ich denke, seriöse und korrekt vorgetragene Nachrichten zur vollen Stunde und die albernen Gimmicks sollten gründlich getrennt werden. Letztere mögen ja Unterhaltungswert haben, sind aber irgendwo an anderer Stelle in der Sendestunde besser aufgehoben.
Die Bemerkung
Soundprobleme hatte ich keine.
werte ich indes als einen weiteren Beweis dafür, dass Sound eben kaum einen interessiert. Auch ohne Pegelmesser, noch viel besser aber mit, fällt sofort auf, dass hier wieder - wie fast immer - gestümpert wurde.
Wenn ich eine digitale Signalquelle, zu denen auch ein Webradio zählt, aktiviere, als erstes des Todes erschrecke, weil mich meine Lautsprecher anspringen und ich gar nicht so leise machen kann, wie ich es brauche, dann stimmt da eindeutig etwas nicht. Bei dem, was einem hier geboten wird, muss man zwangsläufig Angst haben, dass einem der D/A-Wandler im Audiointerface wegbrennt und mir kann keiner erzählen, dass man das nicht hört. Wenn man dennoch schon so taub ist, dann verrät ein Blick auf den Pegelmesser, dass hier mal wieder einer krampfhaft versucht, stupide Lautheitsheitsmaximierung zu erreichen, indem er auf jedes Limiting unterhalb der 0-dBfs-Marke verzichtet.
Der Betreiber des Senders ist damit beileibe kein Einzelfall und er muss sich fast nicht einmal schämen damit; selbst kommerzieller Rundfunk ist nur in wenigen Ausnahmefällen in der Lage, vernünftig ausgesteuerte Streams anzubieten. In diesem Fall nützt übrigens auch kein AAC+ etwas. Es ist mir schleierhaft, welchen Sinn es macht, diesen HiHat-Simulator zu verwenden und ihn guten Glaubens auch noch auf ein Minimum an Bandbreite herunterzuschrauben. Kann man damit wirklich felsenfest davon überzeugt zu sein, sich qualitativ von anderen abzuheben?
Insofern möchte ich den korrekten Rat von Studio Rebstock noch einmal zitieren:
Zeichne mal Deinen eigenen Stream auf (so, wie er gesendet wird und beim Hörer ankommt).
Hör' es Dir an. Ist es das (inhaltlich und technisch qualitativ), was Du im Internetradio hören möchtest?
Mit Blick auf die technischen Belange nicht nur anhören, sondern auch ansehen.
Wenn man Hörer nicht nur gewinnen, sondern auch halten will, muss man sein Programm auch so anbieten, dass die Hörer über längere Zeit stressfrei zuhören können. Mit einem Rechteckgenerator ist das nicht zu machen.