Von den insgesamt 47 Rundfunkratsmitgliedern haben 27 jeweils Wilhelm benannt, vier plädierten für Erhard. Das bedeutet de facto, dass Wilhelm die anstehende Wahl (...) bereits für sich entschieden hat.
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Unterdessen haben vier Rundfunkratsmitglieder deutliche Kritik an dem Verfahren der BR-Intendantenwahl geübt. (...) Bei den Kritikern handelt es sich um die beiden Landtagsabgeordneten Claudia Jung (Freie Wähler) und Ludwig Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen) sowie um Heide Langguth und Robert Stauffer.
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In einer gemeinsamen Erklärung der vier Rundfunkräte vom 15. April heißt es nun, dass es durch den vorzeitigen Rückzug des bisherigen Amtsinhabers praktisch aussichtslos gemacht worden sei, weitere Bewerber in so kurzer Zeit für eine Kandidatur zu gewinnen: „Stattdessen läuft das Verfahren auf eine einzige Person hinaus, für deren Kandidatur bereits in diversen Kungel- und Klüngelrunden der Boden bereitet wurde, nämlich den derzeitigen Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.“ Dessen Kandidatur lehnen die vier Kritiker ab: „Ganz ungeachtet seiner großen professionellen Erfahrung und seiner menschlichen Qualitäten, die von uns nicht angezweifelt werden, halten wir es für eine Bankrotterklärung für die gesetzlich geforderte Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wenn ein langjähriger Regierungssprecher nahtlos ins Amt des BR-Intendanten wechselt.“
Jung, Hartmann, Langguth und Stauffer verweisen darauf, dass Wilhelms Werdegang ganz offensichtlich viel zu eng mit der CSU, der bayerischen Staatsregierung und der Bundesregierung verknüpft sei, „um in ihm den dringend notwendigen Garanten für die politische Unabhängigkeit der Berichterstattung sehen zu können“.