AW: JUMP - das Ende?
NickyDean schrieb:
Wenn beim MDR kein Wert darauf gelegt wird, Konkurrenz für die privaten Pop-Wellen zu machen,
Man legt aber offenbar massiven Wert darauf, dies zu tun. Und zwar seit dem 1.1.1992, als die Privaten noch gar nicht auf Sendung waren. Anders kann ich sämtliche Verlautbarungen des MDR, die mir zu diesem Thema jemals zugänglich geworden sind, nicht interpretieren.
NickyDean schrieb:
Sputnik komplett auf die Frequenzen lassen... gibt Sputnik auch UKW-Frequenzen für Sachsen und Thüringen.
Ersteres (auf den Jump-Frequenzen) würde für einen netten Aufschrei in der Medienpolitik zumindest Sachsens und Thüringens sorgen. Herr
Panse hätte sicher ein paar unruhige Nächte, in denen sich sein alter Lieblingsfeind, das vermeintliche Programm für "jugendliche Randgruppen und Sektierer", in den schönsten Alpträumen, die man sich vorstellen kann, manifestieren würde...
Letzteres (Sputnik zusätzlich auf UKW-Frequenzen außerhalb Sachsen-Anhalts) liegt glücklicherweise nicht in der Einflußspäre des MDR. Die Schwarzen haben das damals zu verhindern gewußt und damit bewiesen, daß sie keinerlei Ahnung von der Medienpolitik haben, die sie selbst betreiben. Denn das, was sie als Argumentation anführten (siehe oben, stammt von 3/1993), galt (im Selbstverständnis eines erzkonservativen Weltbildes) allerhöchstens für das DT64 der Wendezeit, nicht jedoch für das, was bereits damals unter der Knute des MDR noch aus der Nalepastraße plätscherte.
NickyDean schrieb:
Jump ist ein Name, der Jugendliche anspricht, der Inhalt jedoch spricht Leute ab 25, eher noch ab 30 an.
Nach meinem Erfahrungsschatz ist das keine Frage des Alters, sondern des Anspruchs. Jump wurde in meinem Umfeld - bei Studenten und Akademikern - prinzipiell gemieden, läuft dafür aber gern auf der bereits legendären Baustelle.
NickyDean schrieb:
Und der MDR trägt für mich auch noch indirekt die Schuld daran, dass es Jahre lang kein qualitativ hoch karätiges Radio in Sachsen gab. Denn wenn der öffentliche Rundfunk schon Dudelfunk macht, warum soll das den privaten dann nicht auch reichen?
100%ige Zustimmung meinerseits. Es gab AFAIR mal ein Interview mit Mitgliedern der Chemnitzer alternativ-Musikszene, die dem MDR (schon lange vor Jump) die Schuld am Niedergang der Jugendkultur in Mitteldeutschland gaben, da es keinerlei Möglichkeit gibt, sich in den Medien zu präsentieren. Stimmt: sowas wie die
Bavarian Open sind im Bereich des streng nach den Regeln formatierter Kommerzradiokunst arbeitenden MDR undenkbar. Radio ist in Mitteldeutschland entweder Prollfunk bzw. zumindest seichte, angepaßte Belanglosigkeit oder vermeintliche Hochkultur (=Klassik), dazwischen gibt es nichts.
NickyDean schrieb:
Dabei sollte es doch gerade in Sachsen nötig sein, Jugendliche per Radio anzusprechen, und auch ein Stück weit politisch zu bilden. Besonders notwendig ist das, wenn man in die Sächsische Schweiz schaut, wo Jugendlich schon in der Schule Rassismus von anderen Jugendlichen als "schöne Sache" präsentiert bekommen.
Und dafür erachtest Du Sputnik als geeignet? Dieses entwortete und inhaltsleere Plätzchen, an dem sich jeder zuhörende Depp im Glauben wiegen kann, was ganz besonderes zu sein, vor allem aber ganz besonders cool? Sorry, aber dann müßte der MDR schon etwas zustandebringen, was mindestens Fritz-Niveau hat (in Sachsen sowieso im Kabel) oder in seiner blassen Senioren-Kulturwelle etwas wie den Zündfunk unterbringen. Aber dafür fehlt dem Laden inzwischen die personelle Kompetenz. Die guten Leute machen inzwischen allesamt woanders anständigen Journalismus.