Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk

Am besten macht man Hitnacht, Popnacht und Co. von 18 bis 6 Uhr. Gerade bei den Landeswellen macht das kaum noch einen Unterschied. Drei oder gar vier Stunden lang unmoderierte Musikstrecken bis ran an die Gemeinschaftsversorgung ist derzeit vielerorts an der Tagesordnung.
 
Und hier eine Gniffke-Dauerwerbesendung für digitale Angebote nebst Anbiederung bei der Jugend, die eh kein Radio hört. Stelle mir vor, wie das wäre, wenn alle Berufsgruppen, bevor sie anfangen, zu arbeiten, erstmal nebst typischen Manager-Sprech mehrere Kompetenz-Center eröffnen.
Da ist bei "gegrüßte" ein Rechtschreibfehler im Artikel
@Thomas Wollert.
 
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Gerne: Die PM der "SWR Gremiengeschäftsstelle" ist an Unterirdischkeit schwer zu toppen.

Schon der Einstiegsabsatz:

"Verwaltungsratsvorsitzender Hans-Albert Stechl: „Der Verwaltungsrat war in den Reformprozess von Anfang an eingebunden und hat die Überlegungen der Intendant:innen der ARD in seinen Sitzungen lebhaft diskutiert. Ich begrüße die nun beschlossenen Prozesse ausdrücklich.“ Er lobt die transparente Kommunikationspolitik des ARD-Vorsitzenden, auch in den SWR-Aufsichtsgremien."

Himmel, lass Gehirn regnen!
 
Die Kultursender haben abends und am Wochenende ein sehr vielfältiges Programm.

Auf hr2 gibt es sonntags z.B. den „Kultur Lunch“, eine öffentliche Veranstaltung im Funkhaus mit Musik, Beiträgen und Catering.

Auf MDR Kultur laufen samstags um 16:00 Uhr Studio Sessions bei denen regionale Bands live spielen.

Das nur mal zwei Beispiele. Wenn diese Plattformen eingespart werden, spart man an der falschen Stelle.

Sicher haben diese Programme eher geringe Einschaltquoten, aber sie stellen eine Bereicherung des kulturellen Lebens dar.

Und bitte für das Mantelprogramm nicht den Namen „ARD Radiofestival“ benutzen. Hiermit konnte ich noch nie etwas anfangen. Klingt sperrig und irgendwie falsch. Wieso Festival? Das hat historische Gründe wegen Bamberg, ist aber für diesen Mantel völlig falsch platziert.
 
Warum postest Du den Link nochmal? Keine Zeit zum Durchlesen des Threads gehabt?

Nicht ganz ernstgemeinte Kritik an der PM gibt es für die Wortwahl.

- Reformprozessen
- Reformprozess
- Prozesse
- Umbauprozess

Unser Bundes-Hansi redet auch gern von "Prozessen", wenn man ihm ein Mikro unter die Nase hält. Endergebnis offen, bisherige Umsetzung mangelhaft. Aber das hat ja nix mit dem ÖRR zu tun.
 
Schön, wenn es auch anderen auffällt:

Im Podcast "Läuft" von epd Medien und dem Grimme-Institut nehmen "Süddeutsche"-Medienredakteurin Claudia Tieschky, Journalist Alexander Matzkeit und epd-Redaktionsleiterin Diemut Roether die Kommunikation der ARD auseinander. Tieschky habe das Gefühl, "die haben einen kleinen PR-Chatbot verschluckt". Alle Pressemitteilungen der vergangenen Monate seien "aufgeladen mit Überzeugungen und schönen Worten". Teilweise klingen die Texte wie "schlechte PR von ganz bösen Unternehmen in den 90er Jahren".
 
Wie geht die ARD das geforderte Sparen an? Die Sparprojekte, finden auch beim Radio statt, obwohl da relativ wenig zu holen ist. Die Ausgaben für Radio haben insgesamt einen Anteil von 2,09 € am Rundfunkbeitrag von 18,36 €. Das sind 11 %, bzw. 16 % des ARD-Anteils von 12,78 €.

Etwas fassungslos bin ich in welche Bereichen die Sparprojekte beim Radio, vermutlich mit Pilotcharakter, als erstes angegangen werden - bei Information, Kultur und Hörspiel. Also beim wertvollen Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags, wo es in Summe, nach meiner Einschätzung, tatsächlich noch Qualtiät und Vielfalt gibt. Von Kürzungen bei Unterhaltung und Sport habe ich nichts aus dem Mund des selbsternannten Chief Executive Officer (CEO) der ARD Gniffke gehört.

Hörspiele gelten als die einzige Kunstform, die das Massenmedium Radio hervorgebracht hat. Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass alle 9 Hörspielredaktionen der ARD zusammen 10 Millionen € im Jahr kosten. Wieviel soll da gespart werden? Die Hälfte? Bei 8560 Millionen Euro Beitragseinnahmen würde das den Rundfunkbeitrag um 0,01 € entlasten. Ein gutes Sparen-Nutzen Verhältnis??

Die Idee, die ARD legt zusammen, um mehrere, notgedrungen im Laufe der Zeit abgemagerte, Einzelprogramme der Landesrundfunkanstalten, durch ein solides und besser ausgestattetes GemeinschaftsProgramm zu ersetzen, hat meine Sympathie, z.B. für ein ARD-Inforadio.
Nur die neuen Gemeinschaftsprogramme sollten nicht selbst die mageren Sparwellen sein! Die bisherigen Pläne lassen aber genau das befürchten. Siehe die relativ blutleeren Angebote ARD-Infonacht oder das "Sommerfestival"-Gemeinschaftsprogramm der Kulturwellen.
 
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Ist doch egal, ob die Pressemitteilung zum Thema "unterirdisch", "unprofessionell" oder "verkopft" ist, entscheidend ist die Sache: Pool-Lösungen. Endlich!

Zum Theme Pressemitteilung: Es hat sich (nicht nur beim SWR Verwaltungsrat, sondern vielfach in Unternehmen und Organisationen) eingebürgt, anstelle von "Das Wichtigste zuerst" der Parole "Die Selbstdarsteller zuerst" zu verfolgen. Das führt dazu, dass alle alle irgendwie am Ereignis Beteiligten unbedingt mit einem Zitat im Pressetext vorkommen müssen, egal wie flach, inhaltsleer oder redundant die Zitate sind.
Im vorliegenden Fall beginnt die Pressemitteilung mit einem solchen Zitat und was eigentlich passiert ist, erfährt man erst, wenn man sich da hindurchgequält und im Text weit vorgedrungen ist.
 
Wie geht die ARD das geforderte Sparen an? Die Sparprojekte, finden auch beim Radio statt, obwohl da relativ wenig zu holen ist. (...)

Etwas fassungslos bin ich in welche Bereichen die Sparprojekte beim Radio, vermutlich mit Pilotcharakter, als erstes angegangen werden - bei Information, Kultur und Hörspiel. (...)

Pressemeldung der ARD:
Die Intendantinnen und Intendanten haben beschlossen, bei den drei Themenfeldern Klima, Verbraucher und Gesundheit die Ressourcen in jeweils einem Kompetenzcenter zu fokussieren. (...)
Eine vernetzte Gemeinschaftsredaktion stärkt künftig die Wahrnehmbarkeit des traditionellen öffentlich-rechtlichen Genres „Hörspiel“.
Im Hörfunk ist intensive Kooperation schon heute geübte Praxis. Insbesondere bei den Infowellen wird über die ARD-Auslandsstudios, die ARD-Sportberichterstattung, das ARD-Hauptstadtstudio oder den gemeinsamen Programmaustausch eng zusammengearbeitet (...) Künftig soll es zunächst bei den Kultur- und Infowellen eine noch engere Zusammenarbeit geben. (...)
In den Dritten Programmen, den eigenen TV-Programmen der ARD Medienhäuser, wird es ebenfalls definierte inhaltliche Kooperationen und Pool-Lösungen geben. So werden im ersten Schritt Beiträge für Gesundheits- und Verbraucher-Magazine künftig vorrangig im jeweiligen Kompetenzcenter produziert und den ARD Medienhäusern zur Verfügung gestellt.

Irgendwie passt Deine Aussage mit der Meldung der ARD nicht zusammen.
Woher hast Du Deine Informationen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwie passt Deine Aussage mit der Meldung der ARD nicht zusammen.
Welche meiner vielen Aussagen denn? :)

Ich habe in den Radioforen oben nur geschrieben zu
Sparprojekte beim Radio

Und da werden Änderungen bei den Infowellen, bei den Kulturwellen und beim Hörspiel angekündigt.
Quelle ist die genannte Pressemitteilung und:
Aus der Pressemitteilung:
"Im Hörfunk ist intensive Kooperation schon heute geübte Praxis. Insbesondere bei den Infowellen wird über die ARD-Auslandsstudios, die ARD-Sportberichterstattung, das ARD-Hauptstadtstudio oder den gemeinsamen Programmaustausch eng zusammengearbeitet"

Heißt für mich, beim Sport z. B. wird es keine Änderungen geben.

Die hier, und in den Medien, bereits mehrfach kritisierte Pressemeldung enthält aber leider kaum verwertbare Informationen.

Beispiel 1:

"Künftig soll es zunächst bei den Kultur- und Infowellen eine noch engere Zusammenarbeit geben."

Was geändert wird, steht da nicht. (Glücklicherweise gibt es die beiden NDR Interviews, siehe meine Quellenangabe.)

Beispiel 2:
"Es gibt viel Kompetenz in der ARD – gebündelt wird sie noch stärker. ...
Eine vernetzte Gemeinschaftsredaktion stärkt künftig die Wahrnehmbarkeit des traditionellen öffentlich-rechtlichen Genres „Hörspiel“. Auch die neue Hörspiel-Gemeinschaftsredaktion soll bereits im ersten Halbjahr 2024 die Arbeit aufnehmen."


Mit diesem Text könnte man auch eine Verdoppelung des Hörspieletats der ARD und die Schaffung von Vernetzungsbüros in den 9 Anstalten mit je 5 zusätzlichen Planstellen ankündigen. Deshalb hatte ich meine "Aussage" auch als Frage formuliert:
Wieviel soll da gespart werden?

Die Pressemitteilung nötigt den Leser geradezu zu Vermutungen & Spekalation. Vor allem weil sie nichts Greifbares zum Ziel der Änderungen aussagt, sondern:
"Mehr Programmkraft für digitale Angebote, mehr Qualität und Tiefe, mehr Zusammenarbeit und Effizienz – das wird die regional verankerte ARD der Zukunft als Angebot für alle Menschen in Deutschland."

Ich versuche die Aussagen der ARD halt mit dem medienpolitischen Umfeld um die Öffentlich-Rechtlichen abzugleichen:
https://medieninsider.com/tricksen-...fur-ard-zdf-deutschlandradio-vermeiden/16675/ (€)
 
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So werden im ersten Schritt Beiträge für Gesundheits- und Verbraucher-Magazine künftig vorrangig im jeweiligen Kompetenzcenter produziert und den ARD Medienhäusern zur Verfügung gestellt.
Der Ansatz ist gut. Nur wenn das zur Verfügung gestellte dann gar nicht abgerufen wird und weiter jeder sein eigenes Gesundheits-Kochen-Tier-Verbraucher-Süppchen weiter kocht und serviert?
 
Der Ansatz ist gut. Nur wenn das zur Verfügung gestellte dann gar nicht abgerufen wird und weiter jeder sein eigenes Gesundheits-Kochen-Tier-Verbraucher-Süppchen weiter kocht und serviert?

Na ja, das muss man sich dann auch leisten können!

Wenn eine RFA ein Thema als "Kompetenzzentrum" übernimmt, wird sie dafür mehr aus dem eigenen Etat aufwenden müssen als bisher. Denn sie (bzw. ihre Freien / MitarbeiterInnen) muss mehr und/oder bessere Beiträge schaffen als zuvor, die dann von allen anderen genutzt werden können.
Das funktioniert aber (in Zeiten knapper Kassen) wahrscheinlich nur dann, wenn diese RFA bei anderen Themen ihre eigenen Produktionen reduziert und das Geld umschichtet.

Ich glaube nicht, dass jede Rundfunkanstalt genügend finanzielle Mittel hat, um in dem neuen Modell noch umfangreich "ein eigenes Süppchen zu kochen".
 
Ich vermute, dass die Not künftig erheblich größer wird.

Die Beitragssteigerung ab 2025 wird - wenn es sie überhaupt gibt - doch wahrscheinlich erheblich unterhalb der Inflationsraten und Tarifabschlüsse liegen.
 

„Fakt ist, dass die ARD derzeit die größten Reformen ihrer Geschichte umsetzt, um perspektivisch moderner, arbeitsteiliger und wirtschaftlicher zu werden.“


Dann ist wohl Fakt, dass die früheren Reformen eher nicht der Rede wert waren. 😂
 
???

Nur weil etwas „größer“ ist, bedeutet das nicht, dass der Vergleichsgegenstand „winzig klein“ sein muss.
Der Vergleichsgegenstand kann „groß“ sein und das Neue trotzdem „größer“.
(Deutsch für Anfänger)
 
Ich vermisse hierzulande ein Magazinprogramm, so etwas wie Radiozurnal (CZ) oder Horizont (BG). Also mit langen Wortstrecken, Interviews, aktueller Berichterstattung, von mir aus auch langen Sportberichten. Und dazwischen Popmusik, national und international der letzten 40 Jahre. Ein klassisches "public service" Radio.

Viele Länder bekommen das hin, wir nicht. Da hat man entweder Klassikgedudel dabei oder infantiles Geschwätz.
 
Dann probiere es es mal hiermit:

Gemessen an den sechs Milliarden Euro, die die ARD aus dem Rundfunkbeitrag erhält, ist der Senderverbund in der Tat ein Konzern, und kein kleiner. Im Ranking der 100 größten Medienkonzerne der Welt, das das Institut für Medienpolitik erstellt, liegt sie mit geschätzten 7,25 Milliarden Euro Umsatz immerhin auf Platz 33; unter den deutschen Medienkonzernen nimmt sie nach Bertelsmann sogar den zweiten Platz ein.

Kein Wunder also, dass die ARD kommuniziert wie ein Konzern und Pressemitteilungen voller Buzzwords heraushaut. Dennoch ist sie als öffentlich-rechtlicher Senderverbund alles andere als ein Konzern oder eine Aktiengesellschaft. Sie ist, wie der Bundesgerichtshof vor acht Jahren noch einmal festgestellt hat, in Rechtsstreitigkeiten nicht einmal parteifähig. Sie gehört der Allgemeinheit, also uns allen, aber die Aufsichtsgremien, das hat sich nicht zuletzt beim RBB-Skandal gezeigt, sind nicht in der Lage, dieses große Konstrukt wirksam zu kontrollieren.

Auch Gniffke, der für zwei Jahre den ARD-Vorsitz hat, kann die Arbeitsgemeinschaft nicht lenken wie ein CEO einen Konzern, und er kann Reformen nicht von oben verordnen. Die Kompetenzzentren können ein erster Schritt sein. Im kommenden Jahr muss sich zeigen, ob sie in der Wirklichkeit funktionieren oder ob am Ende die ARD-internen Rivalitäten und Eifersüchteleien obsiegen. Wirksam werden kann die Reform nur, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbezogen werden und sie mittragen.

QUELLE: epd Medien
 
Vorausgeschickt: Ich weiß nicht, ob die Aufforderung von @Adolar "Dann probiere es es mal hiermit:" sich auf mich bezieht, aber ich hatte den letzten Eintrag vor dem entsprechenden Posting gemacht.

Wenn ja, bleibt für mich die Frage trotzdem offen, worauf sich das "probieren" bezieht?

Denn mein Posting bezog sich auf den Satz "Dann ist wohl Fakt, dass die früheren Reformen eher nicht der Rede wert waren.".

Das neueste Zitat von @Adolar bezieht sich jedoch auf die aktuellen und nicht auf die früheren Reformen.

Ich bin nun etwas verwirrt....
 
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