AW: Keine Werbung im Öffentlich Rechtlichen
Hallo Zwerg#8!
Ich will an dieser Stelle wirklich keinen neuen "Kriegsschauplatz" zum Thema GEZ eröffnen, denn dann könnten wir gleich im alten "GEZ-Thread" weitermachen.
Das sehe ich auch so, allerdings ist das Thema Werbung im ÖR vom Thema GEZ kaum zu trennen.
So einfach wie bisher (die KEF sagt einen "Preis" an, die Ministerpräsidenten "akzeptieren" und "wir" zahlen) geht es definitiv nicht weiter.
So ging es auch bisher schon nicht weiter. Vielleicht erinnerst Du Dich noch, dass die letzte Gebührenerhöhung vor dem Bundesverfassungsgericht landete?
Mit dieser Haltung stehst du aber in DE ziemlich alleine da. Auch Herr Beck (und die SPD) wird ziemlich alleine dastehen, sollten er oder seine Mitstreiter versuchen, die Werbefreiheit von ARD/ZDF über eine (spürbare) Gebührenerhöhung refinanzieren zu wollen. Diese Nummer geht definitiv in die Hose.
Höchstwahrscheinlich bin ich damit nicht bei der Mehrheit, aber ganz alleine bestimmt auch nicht. Im übrigen hat die Union (also der medienpolitische Sprecher im Bundestag, wir wollen genau sein) als Antwort auf die Beck'schen Vorschläge geantwortet, diese gingen nicht weit genug. Anscheinend könnte also tatsächlich bald etwas passieren.
Das andere ist tatsächlich die oben angesprochene GEZ-Debatte, und damit verbunden die Frage, was der ÖR leisten soll. Klar, 99% sind der Meinung sind, dass der ÖR mehr sparen sollte und könnte (und das denke ich auch). Aber wenn dann irgendein konkreter Punkt angesprochen wird, beim dem tatsächlich gespart werden soll, kommen natürlich gleich die entsprechenden Verteidiger hervor (und gerne auch die gleichen CDU-Politiker, die sonst immer Sparsamkeit einfordern) und erklären mit guten Argumenten, warum gerade hier nicht gespart werden darf. Da ist die Rundfunkdebatte auch nicht anders als jede andere Debatte, bei der es um Geld geht. Für's Protokoll: Die Bereiche, bei denen
ich sparen würde, sind Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit (Werbung und Sponsoring), Sportrechte, Privatfunkplagiate und Degetomüll.
Du hast gerade Frankreich als - sagen wir - "Vorreiter" für den sparsamen Umgang mit Gebührengeldern [...] herausgestellt.
???? Wo denn? Ich habe Frankreich lediglich als Beispiel für den Ausstieg aus der Werbefinanzierung des Rundfunks genannt. Ob davon unabhängig der französische Rundfunk sparsam mit seinem Haushalt umgeht oder Geld verplempert, weiß ich nicht. Und es ist für mein konkretes Argument auch völlig irrelevant.
(Damit du nicht extra nachschauen mußt: Frankreich hat etwa 97 Mio. Einwohner, DE bekanntlich knapp 80 Mio.)
Oh danke! Jetzt habe ich aber versehentlich doch nachgeschaut. Und lass Dir in aller Freundschaft sagen: Das solltest Du auch nochmal machen!
Die jungen Generationen wachsen gerade auf und werden in absehbarer Zeit definitiv nicht mehr bereit sein, 20 Euro im Monat für einen ÖR-Rundfunk in DE zu bezahlen.
Das kann so sein, muss aber nicht so sein. Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Allerdings wird die Bereitschaft, für einen öffentlichen Rundfunk zu bezahlen, auch (bzw. vor allem) davon abhängen, ob es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelingt, seine Notwendigkeit und Einzigartigkeit in einer sich dramatisch veränderten und verändernden elektronischen Medienlandschaft darzustellen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist kein Selbstzweck. er sollte einem höheren Zweck dienen, nämlich Mediendienstleistungen liefern, die eine demokratische Gesellschaft braucht, die aber eine private Medienstruktur nicht imstande ist, zu liefern. Die größte Feind des öffentlichen Rundfunks sind daher für mich daher jene Manager in den obersten Stockwerken der ARD- und ZDF-Türme, die meinen, die Zukunft des öffentlichen Rundfunks in der Angleichung an die Privatmedien zu sehen.
Vielleicht haben wir in 20 Jahren Breitbandinternet von überall und jedem nach überall und zu jedem, und wir brauchen tatsächlich keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk mehr. Denn die klassischen Medien (Zeitungen) bauen dramatisch an, gleichzeitig stecken hier den "großen Adressen" im Internet meist die üblichen Verdächtigen, und die individuelle Diskussion in Internet verläuft, aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive betrachtet, völlig chaotisch. Mein Gefühl signalisiert mir deshalb, dass gerade in den nächsten Jahren die Notwendigkeit für einen "Qualitätsanker" in der Medienflut eher größer als kleiner sein wird.
Du hast das Wort.
Liebe Grüße
Zwerg#8
Gleichfalls und gute Nacht!