Hörer fragen - Wir antworten
Neue Musikfarbe im Programm
Schlager oder Oldies und deutsche Hits: Was wird bei "MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir" gespielt? Die Änderung der Musikfarbe hat viele Hörer bewegt. Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen.
"MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir" hat seine Musikfarbe geändert. Was ist der Grund für die Neuausrichtung?
Es gehört zu unserem öffentlich-rechtlichen Auftrag als Landesprogramm des MDR, mit unserem Programm möglichst viele Menschen in Sachsen-Anhalt zu erreichen. Fast rund um die Uhr bewegen und berühren wir unsere Hörer mit Nachrichten, Themen und Hintergründen aus dem Land, aus jeder Region. Regional verankert wie kein anderer Sender im Land erzählen wir die relevanten Geschichten aus den Regionen, aus der Alltagswelt der Hörer. Deshalb sind wir in ganz Sachsen-Anhalt mit unseren Studios präsent, mit unseren Reportern vor Ort.
Für unsere Musik bedeutet das, dass wir auf die Bedürfnisse der größtmöglichen Mehrheit unserer Hörer eingehen. Dabei stützen wir uns auf regelmäßige repräsentative Befragungen unter unseren Hörern. Unser Hauptaugenmerk liegt auf den musikalischen Erwartungen und Vorlieben der Hörer von 45 Jahren an aufwärts.
Ergebnis: Die beliebteste Musik zur Zeit sind Oldies aus den 60er- und 70er-Jahren, Soft-Pop aus den 80er-Jahren und deutsche Hits, zum Beispiel von Heinz Rudolf Kunze bis Peter Maffay oder Udo Lindenberg.
Die Liebhaber des deutschen Schlager fühlen sich nicht mehr vertreten. Werden wirklich keine Schlager mehr gespielt?
Der klassische deutsche Schlager von Andy Borg oder Bernhard Brink sinkt seit Jahren in der Beliebtheit bei der Mehrheit unserer Hörer. Mehr noch: Seit Jahren polarisiert der klassische deutsche Schlager. Denselben Effekt hatten wir vor ca. 15 Jahren mit der volkstümlichen Musik. Die heute 50-jährigen Hörer sind hingegen mit anderer Musik als dem Schlager aufgewachsen und sozialisiert. Wenn ein Radiosender wie unserer anstrebt im Durchschnittsalter seiner Hörer zumindest stabil zu bleiben, muss sich jedes Radioprogramm immer mit seinen Hörern verändern.
Auch junge Schlagerkünstlerinnen wie Beatrice Egli oder Helene Fischer finden unter unseren Hörern kein Gefallen in der Masse, wenn sie Radiohören. Sicher: 10.000 Besucher eines Konzertes sind natürlich ein immenser Erfolg für den Veranstalter. Im Vergleich mit den Hörerzahlen des Radios von einer halben Million Hörern, die unser Programm jeden Tag einschalten, taugt dies nicht als Medienforschung.
Wir denken aber absolut nicht in strengen Kategorien, denn es geht hier um Musik und letztlich um Gefühle. Wir schauen uns jeden einzelnen Titel an, und wenn er bei den meisten Hörern beliebt ist, spielen wir ihn. Egal ob Schlager oder nicht. Deswegen spielen wir weiterhin auch Titel von zum Beispiel Ute Freudenberg, Matthias Reim oder Udo Jürgens. Aber wir haben uns auch deutscher Popmusik geöffnet. Unsere Schlagerparade zur deutschen Hitparade ist "Die 10" geworden, in der Sie selbst Ihre deutschen Hits der Woche bestimmen können, und das ganz ohne irgendein Schubladendenken, denn es geht einfach um gute Musik.
Die Hörer und User kritisieren solche Media-Analysen, weil sie denken, dass es nur noch um Quoten geht?
Eine öffentlich rechtliche Rundfunkanstalt wie der MDR hat den Auftrag, Programm für alle relevanten Zielgruppen zu machen. Natürlich geht es da um Programmerfolg. Dieser wird in Einschaltquoten gemessen. Damit misst man den Ertrag einer Programmstrategie.
Formatänderungen bei der Musik kommen doch nicht nur bei MDR SACHSEN-ANHALT vor?
Wer längs und quer durch die Radioprogramme hindurch hört, erkennt den Wandel in vielen Programmen, gemäß der relevanten Entwicklungen in der Gesellschaft, in den Zielgruppen. Dieser Wandel belegt zumindest, dass unsere Strategie-Entwicklung nicht aus der Luft gegriffen ist.
Es gibt Kritik daran, dass wir keine Schlager mehr spielen, aber Schlagerstars auf öffentlichen Veranstaltungen präsentieren.
Wir präsentieren immer noch Schlagerkonzerte, das ist richtig. Auch treten noch Schlagerkünstler auf unseren Veranstaltungen auf. Und das ist auch gut so, denn wir wollen bewusst den Schlager nicht aus dem MDR verbannen, auch wenn er in unserem Radioprogramm inzwischen seltener gespielt wird. Uns leitet die Erkenntnis, dass Menschen, die Partys und Live-Veranstaltungen besuchen, anders feiern wollen, mit anderer Musik Stimmung machen, als sie Radio hören, wenn sie sich etwa morgens angenehm in den Tag begleitet wissen wollen.
Es gibt doch Tausende Musiktitel. Warum hört der Hörer dann gefühlt zu oft die gleichen Songs?
Wir schöpfen tatsächlich im Tagesprogramm aus weit über 1.000 Titeln, in den Abendsendungen kommen noch mal so viele dazu. Wenn Hörer das Gefühl haben, Titel zu oft im Radio zu hören, liegt das meistens daran, dass diese besonders erfolgreichen Titel besonders viel Erinnerungspotenzial haben. Das trifft auf bekannte wie beliebte Titel zu. Wir achten bei unserer Musikplanung natürlich darauf, dass nicht jeden Tag das gleiche kommt. Damit setzen wir uns auch wohltuend von anderen Anbietern ab, die mit einer viel höheren Wiederholungsrate von Musiktiteln arbeiten.
Demgegenüber hört niemand gern unbekannte und wenig erfolgreiche Songs, auch weil die Titel emotional nicht berühren. Gleichwohl: Für alle, die das Besondere, das wenig Entdeckte lieben, haben wir unsere Spezial-Sendungen am Abend. Dort stehen absolute Musikexperten als Moderatoren am Mikrofon, die ein riesiges Musikwissen haben und immer wieder unentdeckte Schätze hervorgraben. Auch mit dieser musikalischen Substanz stehen wir allein und hervorragend im Markt.
Quelle:
http://www.mdr.de/mdr-sachsen-anhalt/faq-schlager-mdr-sachsen-anhalt-radio100.html