Ach Gottchen...
die Stundenreichweiten könnt ihr getrost vergessen. Sie sind 100% nichtssagend und gehen im statistischen Grundrauschen unter. Ich beachte sie mittlerweile nicht mehr.
Interessanter ist "Sendernutzung", da kann man noch was mit anfangen.
@radiopfleger: Erkannt. Bei You FM ist es sicher der 95.3 zu verdanken, dass die Zahlen steigen. Programmlich läuft da ja nix. Im Prinzip eine Planet-Kopie.
Ansonsten hat der Butzemann wie immer keine Ahnung, schreibt aber trotzdem was (was ihn mit 90% der Feuilletonisten, Journalisten und Politikern eint).
Ich kann ja mal erzählen, wie das bei uns früher war, in den leider immer noch ständig aufgewärmten "1980er"-Jahren, dem überschätztesten Jahrzehnt seit der Latène-Zeit. Fast JEDER hat Radio gehört. Es wurde mitgeschnitten (natürlich), fast jeder hörte Chartssendungen, die Pfäferenz vor den Privatsendern lag entweder bei Südfunk 3 oder bei SWF3. Manche waren sogar so exotisch und hörten abends unter der Bettdecke Krimis auf Südfunk1 (nein, nicht ich). Manchmal wurden auch Bayern3 und HR3 gehört, wer es reinbekam, sprach auch mal von Ö3 oder DRS3. Und der "Amisender" AFN wurde ebenso gehört.
Als die Privatsender aufkamen, triebelte etwa gut die Hälfte der Klasse über die Radioskala, um nach neuen Sendern Ausschau zu halten. Manche wurden nach kurzer Bewertungszeit wieder verworfen, andere fanden Fangemeinden (insb. Ladies first und Stadtradio 107.7 sowie Radio7). Radio war durchaus ein Gesprächsthema, bei Jugendlichen viel mehr als bei Erwachsenen. 40plus hörte meist Südfunk1 oder SWF1, da unterhielt man sich dann schon mal über Ereignisse im Programm, Pfundskur und Co oder über die Nachbarin, die bei "Sie wischen wir spülen" sich den Gefangenenchor von Nabucco gewünscht hatte.
Bedeutungsloser wurde Radio dann ganz allmählich ab Mitte/Ende der 90er. Das war zum Teil dem wachsenden Angebot im TV geschuldet, zum grösseren Teil aber dem wesentlich langweiligeren Angebot der Hörfunkwellen selbst. Mit Aufkommen des Internet, vor allem dann mit DSL, gab es einen weiteren Erdrutsch. Mittlerweile ist es tzatsächlich so, dass bei zwei Dritteln der Leute das Radio nur noch Lückenbüßer ist. Beim Frühstück, im Auto, bei der Arbeit. Abends oder am Wochenende hört fast keiner mehr zu. Im Prinzip ist Radio auf dem Wege, ein Minderheitenmedium zu werden. Entweder man versucht, sich diesem Trend anzupassen und entsprechendes zu bieten, oder man muss versuchen, diesen Weg zu verhindern, wie auch immer.