AW: Meine Stimme beurteilen
Schöne Diskussion, zu der es viel zu sagen gibt. Zum einen an die, die immer von "richtigem Radio" oder "warum kopiert ihr nur" reden. Wer erfolgreich sein will, muß sich auch ein Stück weit den Gegebenheiten anpassen. Wo wird denn "richtig" Radio gemacht, wieviele Sender gibt es? Und wieviele Sender gibt es, die eben den "Hitradio-Salat" machen? Wer als Nachwuchsmoderator sich da die größtmöglichen Chancen sichern will, der übt eben für den Salat, oder im Idealfall für beides.
Von daher ist es gar nicht schlecht, sich ein fiktives Format auszudenken und nach diesen Vorgaben zu üben, sowas macht sich als Demo auch immer ganz gut.
2. die meisten gehen in ihrer Kritik auf die Stimme ein (ok, die Frage war ja auch meist so). Aber die Stimme macht weniger als 50% eines Moderators aus, viel wichtiger ist das Texten, das Überleiten, Verbindugen im Programm schaffen, ein Gefühl zu transportieren usw. Natürlich kommt dann noch "Handwerk" dazu, wie Fahrtechnik oder Backtiming. Und auch ganz wichtig: die Interaktion mit den Hörern oder mit Gesprächspartnern.
Leider sagt dazu kaum jemand was, darum jetzt im einzelnen:
Tim: das best-getextete Beispiel ist 2002! Du erzeugst sofort Bilder beim Hörer (luftige Höhe) und erklärst das Spiel so gut, daß es jeder sofort versteht und, man spürt eine Art Begeisterung, die ansteckt. 2004 ist eine eher langweilige Einleitung, die nicht unbedingt zum Hören der Sendung verleitet. Greif dir am Anfang ein Highlight aus diesem Jugendtag raus, und erzähle es kurz an. Oder ein Ton, denn der Anfang vom Interview ist gut gelungen, da hätte ich gern weitergehört. 2006: Witze erzählen ist sehr schwer, das ist die Kür, fürs Üben vielleicht was anderes aussuchen.
NewRadioman: die Ausschnitte sind zu kurz, um wirklich etwas dazu zu sagen, die Ansätze sind aber auf jeden Fall gelungen. Versuch doch mal eine Musikmod, stelle einen neuen Song vor, leg das auf eine verlängerte Ramp, dann ist die Sache rund und man kann zu den Texten was sagen.
Mikrofonmann: hast du dir mal überlegt, regelmäßig Sprechtraining zu nehmen? So wie andere Leute 1x die Woche zum Klavierunterricht gehen, einfach Trainer suchen und privat finanzieren. Denn: selbst so, wie es jetzt ist, würdest du bei kleineren Stationen fast sofort on-air gehen können, bei den großen vielleicht mal nachts. Vom Sprechen her wirklich gut! Aber wie ist es mit Selbstgetextetem?
NewRadiomann die Zweite: zu viele Worte um zu wenig Inhalt ("Heute ist Fußball, die Ergebnisse gibts bei uns.") Aufpassen mit S-Lauten (stimmlos, stimmhaft) und wie gesagt, eigene Texte machen zu einem kleinen Thema, das du in 1 Minute oder so abhandeln kannst.
RadioMUC: du hast erkannt, um was es in einem "modernen Hitformat" geht, sehr hübsch! Worte wie "bestem", "jetzt" keinesfalls überbetonen, also eigentlich überhaupt nicht betonen! Feierabendgefühl gut transportiert, aber die Hits nicht nur ansagen, sondern zu mindestens einem Song noch eine Zusatzinfo (ok klar, du hast keine echten Formatvorgaben, aber ein kleiner Zusatz zu Kelly Clarkson reicht da schon: "entspannt", "zum Träumen" etc.). Servus? Ist das eine Verabschiedung oder sagt man das so in Bayern? Oder war die Ramp noch offen? Und noch was Positives: du fängst am Anfang sehr dynamisch an, nimmst aber bei "Servus Bayern" ziemlich gut die Stimmung vom Song auf. Klasse!
Bocuse: Im Prinzip gilt hier das selbe wie für den Mikrofonmann. Der Gag ist sehr gut, das Timing stimmt perfekt. Für den einen Break aber fast schon zu viel verschiedene Inhalte finde ich. Gag/Tageshit/ID. Gag und ID "Kabarett" passen schon gut zusammen, aber warum ein Tageshit in einem Kabarett-Magazin? Irgendwie ein Störfaktor. Die Höreransprache ist aber perfekt, ich habe das Gefühl, daß du wirklich mit mir redest.
Mikrofonmann (die Zweite): Hast du die News selbst geschrieben? Bleib noch etwas nüchterner, sachlicher, eine Hauptbetonung pro Satz. Schön am Ende der Sätze mit der Stimme runtergegangen, aber gegen Schluß wirst du etwas schneller und ungenauer.
Ilrevias: toller Text, schöner Teaser! Man hat sofort das Bild vor Augen, kann sich in die Situation versetzen und fühlt mit. Ich bin neugierig, wie es weitergeht, was man denn nun machen kann. Gut, an der Präsentation läßt sich durchaus noch feilen, versuch mal, die Geschichte auswendig zu erzählen, nimm das auf und vergleiche. Bleib langsamer, betone die wichtigen Stellen noch etwas besser und verschlucke keine Worte. Emotionen bringst du über z.B. über Dehnungen rein: "Blöööööööde Sache!" Versetz dich in denjenigen noch etwas mehr hinein, der da im Restaurant hockt. Schöne Höreransprache am Anfang.