AW: Mischpult für Broadcasting gesucht
Das ist doch echt nur dumm von mir.
Das finde ich nicht dumm, sondern zuerst mal nur unerfahren. Dumm wird es in dem Moment, in dem Du investierst, ohne Dir klar zu sein, was Du vorhast, was Du dazu brauchst und was nicht. Du hast jetzt immer noch die Chance, in die Materie recht jung einzusteigen, um dann, wenn Du finanziell und räumlich so weit bist, investieren zu können.
Oder auch nicht... ich bin doppelt so alt wie Du und habe hier auch weit und breit kein Studio stehen. Warum? Realität. Und der Boden, auf den die zurückholt. Da ich kein Auto in der Garage stehen habe (und noch nie eins hatte), fällt bei mir eine Geldausgabemöglichkeit weg, die bei den meisten stillschweigend vorhanden ist. Nicht nur dadurch, sondern durch (ohne Zwang) allgemein recht sparsame Lebensweise und den glücklichen Umstand, bis auf ein Jahr unmittelbar nach Abschluß meiner Ausbildung immer einen Job gehabt zu haben, hat sich hier so viel Geld angesammelt, daß ich das 12er Klotz Xenon derzeit direkt vom Girokonto zahlen könnte und für ein
DHD-Pult, wie es in einem kleineren oder mittleren Privatsender unvernetzt steht, nur mal in der Sparkasse anrufen und vorhandenes (!) Geld von A nach B schieben lassen müßte. Das mag arrogant klingen, ist es aber nicht, wenn man bedenkt, wieviel Geld nicht wenige Menschen im Laufe von 10 oder 15 Jahren in ihr Auto investieren, in ihr Haus oder ähnliches. Und oft läuft das dann sogar auf Kredit - mit allen Folgen, die wir z.B. in den USA sehen, wo sich sehr viele Menschen an Eigenheimen verhoben haben.
Ein anständiges Heimstudio kannst Du sicherlich mit einem eigenen Segelboot vergleichen, vermute ich (ohne die Preise für letzteres zu kennen). Es gibt Leute um die 30, die sowas haben (ich habe einen Fall im weiteren Freundeskreis meiner Eltern) - die werden dann schonmal schief angeguggt...
Trotzdem des vorhandenen Geldes investiere ich weiterhin nicht in ein Studio, obwohl ich nur zu gerne...
Ich habe keine Zeit, mich mit meinem Hobby ausgiebig zu befassen. Werktags geht gar nichts und am Wochenende bin ich meist so platt, daß ich zu nichts Lust habe. Hinzu kommt, daß man so etwas kaum in einer Ecke vom Wohnzimmer stattfinden lassen kann, denn eine anständige
Raumakustik gehört dazu und wenn ein anderes Familienmitglied Fernsehen schauen will und man selbst z.B. mit Livesendung dran wäre, kollidiert das. Wenn Du wirklich mal ernsthaft an dieses Hobby rangehen willst, sei Single und habe eine eigene Wohnung, oder reserviere Dir schonmal einen kleineren (Hobby)raum. Das machen andere auch, und sei es für die Modelleisenbahn. Und sei Dir sicher, daß das Geld, das Du investiertst, wirklich sinnvoll angelegt ist. Wenn Du nur alle paar Wochen mal aus Spaß zum Reglerschieben kommst, lohnt das nicht. Ich weiß, andere Menschen sind da anders gestrickt, aber ich bin eher ein kleiner Schisser und frage mich regelmäßig, wie lange ich meinen Job noch haben werde, wie lange ich noch mindestens eine schwarze Null schreiben werde, wie lange ich im "Ernstfall" (Job weg, Krankheit, ...) mit meinen privaten Puffern hinkomme. Und derzeit stehen da mehrere Fragezeichen, so kommt eine Investition nicht in Frage.
Das mögen andere individuell anders sehen. Was bei mir noch hinzu kommt: ich mache Dinge gerne entweder konsequent richtig oder lasse sie bleiben. Klar könnte ich jetzt mit nem ausgemusterten PC und einem Behringer-Pult für 150 Euro Internetradio machen - ich hätte aber keine Freude daran, mit dieser Technik zu hantieren, denn es käme dabei kein Radiofeeling auf. Wer damit umgehen kann und will, kommt sicher auch so zu einer beachtlichen Sendung. Bei mir besteht eher die Gefahr, daß ich dann irgendwann zwar ein halbamtliches Studio zu stehen hätte, aber immer noch keine anständige Sendung zustandebrächte, aus welchen Gründen auch immer. Das ist nämlich kein bißchen besser: "amtliche Technik" und keine Ahnung vom Radiomachen, vom richtigen Sprechen, vom richtigen Fahren, von Wortbeiträgen, die fesseln.
Aber mich interresiert diese Materie dermaßen, dass ich am liebsten jetzt schon meine Ausbildung antreten würde um schonmal für ein Airmate zum beispiel zu sparen.
Nur zu! Und wenn dann das Geld doch für das erste Auto raus muß, um zum Arbeitsplatz zu kommen, hats auch einen sehr sinnvollen Zweck erfüllt. Hauptsache ist meiner Meinung nach nur, daß Du für Dich und Dein Leben Verantwortung übernimmst. Und für Deine Familie, so mal vorhanden, dann auch.
Was müsste man den noch am Airmate tun ? Gibt es diese VU-Meter Pegelanzeigen irgendwo als Seperates Extra für den Airmate ? Sozusagen ein zusatzmodul zum Anschliessen ?
Klar, gibt es. Vorher aber nochmal meine launigen Kommentare von gestern zu den Pegelanzeigen etwas präzisiert:
Jeder Übertragungskanal hat einen bestimmten maximalen Spannungshub, den er verzerrungsfrei (digital) oder bis zu einer bestimmten Grenze verzerrungsarm (analog) übertragen kann. Nimm mal Deinen PC und schiebe da in den Line-In der Soundkarte z.B. was vom MP3-Player rein und nimm das auf. Dann ziehe langsam den Eingangspegel im Windows-Mixer hoch. Irgendwann wirst Du Vollaussteuerung erreicht haben, die Spannungsverläufe der analogen Schwingungen erreichen den Maximalwert, den der Digitalwandler der Soundkarte darstellen kann. Alles, was jetzt in den Signalspitzen drüber geht, kann der Wandler nicht mehr in größere Zahlenwerte umsetzen, weil einfach voll ist. Also plättet er die Spitzen ab (
Clipping, heute oft schon absichtlich auf Pop-CDs drauf, um lauter sein zu können). Drehst Du noch weiter auf, kommen da richtig lange Bereiche, die eindeutig plattgedrückt sind. Das Signal sieht immer "rechteckiger" aus. Und in der Mathematik weiß man, daß Rechtecksignale sehr hochfrequente Oberwellen haben (
Fouriersynthese). Diese Oberwellen hört man teilweise als starke Verzerrungen ("Übersteuerung") und sie killen auch Ohr und Hochtöner.
Übersteuerungen müssen also in Digitalsystemen in jedem Falle vermieden werden! Man macht das in der Praxis so, daß man weit unterhalb der Übersteuerungsgrenze von 0 dBfs (dB full scale) einen Bezugswert setzt und zum Aussteuerungsziel erklärt. Bei der ARD (und allgemein beim Rundfunk in Deutschland) sind dies üblicherweise 9 dB unter Vollaussteuerung, also -9 dBfs. Man hat also genug Reserve, wenn man mal übersteuert, bevor es zerrt.
In Analogsystemen steigt bei Aussteuerung über die vorgesehenen Werte hinaus zunehmend die Verzerrung an. Das geschieht meist weitaus langsamer als in Digitalsystemen, die Folgen kurzzeitiger geringfügiger Übersteuerung sind nicht so krass und mitunter (analoges Tonband, Kassette) klingt das dann zwar erstmal leicht verfärbt, aber dem menschlichen Gehör nicht unbedingt unangenehm ("warm"). Der Klirr, der da auftritt, wird von manchen Tonmenschen sogar absichtlich eingesetzt. Es gibt Effektplugins für Audiosoftware, die den Klirr analoger Bandgeräte emulieren sollen. Dennoch sollte im Studio auch analog nicht übersteuert werden und auch hier gibt es deshalb
schnell ansprechende Pegelanzeigen, sogenannte
Spitzenwert-Anzeigen. Wenn da ein recht kurzer Puls kommt, geht die Anzeige schon nahezu auf den Wert, auf den sie bei einem Dauersignal mit gleicher Amplitude ginge. Die sogenannte Integrationszeit der Anzeige beträgt nach DIN nur 10 Millisekunden. Dafür geht die Anzeige sehr langsam zurück, ein schön langsames Abfallen, so daß man sie gut ablesen kann.
In Digitalsystemen, die gar nicht übersteuern dürfen, sind die Anzeigen teils sogar faktisch verzögerungsfrei, sprechen also auf allerkürzeste Spitzen an, bei denen der 10-ms-Messer nicht vollen Ausschlag zeigt, weil er doch bissl träge ist. Die Anzeigen vieler besserer Audio-Editoren gehören dazu, egal ob Samplitude, Adobe Audition (CoolEdit) oder andere.
Im Rundfunk läuft aber meist auch bei Digitalpulten die 10-Millisekunden-Anzeige von RTW oder NTP (DK-Audio), man hat ja genug Aussteuerungsreserve (9 dB, siehe oben) für kurze Spitzen, die diese Anzeigegeräte "wegmitteln". Die "analoge" Anzeige mit ihren 10 ms Antiegszeit und dem langsamen Rücklauf ist einfach angenehm abzulesen und bei Wahrung eines entsprechenden "Headrooms" (Übersteuerungsreserve durch absichtlich vorgenommene nicht-Vollaussteuerung) auch übersteuerungs-sicher. Beim hr liefen nach Einzug in die neuen Studios NTP-Anzeigen, die faktisch verzögerungsfrei waren. Das hat manchen Tonmenschen dort absolut nicht behagt, so daß bei allen Anzeigen die Skala gewechselt und eine neue Firmware eingespielt wurde. Nun laufen die hochauflösenden Anzeigen wieder wie früher mit der alten 10-ms-Charakteristik.
In vielen Pulten aus den USA und allgemein in vielen einfachen Konzepten finden sich sogenannte VU (Volume Unit)-Anzeigen. Die brauchen üblicherweise 300 Millisekunden zum Anstieg auf den Endwert. Ist der Puls deutlich kürzer, wird er halt nicht voll angezeigt. So kommt es, das die Anzeige keine Signalspitzen, sondern nur einen Mittelwert wiedergibt. Der allerdings sagt aber gar nichts darüber aus, wie hoch die Spitzen wirklich ausgesteuert sind. Man mag grob die tatsächliche Lautheit (als psychoakustisch gefühlte Eigenschaft, denn das menschliche Gehör ist evolutionsbedingt träge im Wahrnehmen von Pegelspitzen) damit abschätzen können, technische Übertragungseinrichtungen aber sind unerbittlich und vor allem die digitalen verzeihen keine übersteuerten Signalspitzen.
Ich mußte mal mit LED-Ketten nach VU-Charakteristik aussteuern, ich wußte absolut nicht, wo ich pegelmäßig bin. Ich habe dann am Pult von Pultsumme-abhören auf UKW-Rückempfang-abhören umgeschaltet, um wenigstens an den Verzerrungen zu erahnen, daß ich zu weit gehe...
Dazu kommt noch, daß die VU-Anzeigen schnell zurücklaufen und damit vor lauter sinnlosem Gezappel kaum abzulesen sind. Bunt isses, mehr aber nicht. Das Oxygen hat VU-Anzeigen (lächerlich grobe noch dazu), das Airmate leider auch. Ich kenne die Schaltung im Airmate nicht, es könnte aber sein, daß durch Austausch von einigen Widerständen und Kondensatoren die Anzeige für einen einstelligen Euro-Betrag auf Spitzenpegelmesser umgerüstet werden kann. Eine sinnvolle Skalierung hat sie damit aber noch lange nicht.
Natürlich kann man erstmal (Internet)radio mit VU-Anzeigen machen, wenn man sehr vorsichtig ist. Für richtig "amtliche" Arbeitsweise gehört da aber sowas hin:
NTP 177-400,
RTW 1206D. Manchmal gibt es sowas
günstig bei eBay... dieser hier wäre, wenn in Ordnung, ein Superschnäppchen.
Es gibt hier einen feinen
Thread zum Thema Aussteuerung und Aussteuerungsmesser. Bitte unbedingt lesen, bei Bedarf mehrmals.
Und
hier kannst Du eine zeitlich befristete
3-Minuten-Testversion einer Aussteuerungsanzeige holen, die recht genau die amtlichen Eigenschaften der Hardwareanzeigen einhält. Die dann an den Line-In der Soundkarte und erstmal ein Gefühl dafür bekommen, wie solche Anzeigen bezüglich Anstiegs- und Abfallzeiten ("Ballistik") gestrickt sind. Rücklaufzeit bitte auf "langsam" stellen!
Wie ist das mit dem "Einzelencoder" ? Wie werde ich diesen dann verwenden mit angenommen dem Airmate von D&R ? Ich speise ja die Musik in das Pult und gebe den Ausgang wieder in den Input. Und der Encoder liest alles aus dem Input der dann an den Server weitergereicht wird ?
Genau so. Der Encoder öffnet den Line-In der Soundkarte (man sollte da eine bessere nehmen, z.B. eine mit symmetrischen Eingängen, gibt es inzwischen für zweistellige Beträge) und die Soundkarte wandelt das analoge Stereosignal wieder digital. Dabei stellt man die Empfindlichkeit des Eingangs so ein, daß der Stream anständig ausgesteuert, aber nie übersteuert wird. Der Encoder holt die linearen PCM-Daten ("Wave") intern als Stream aus dem Soundkarten-Treiber und macht MP3, WMA, OGG oder was auch immer er kann und Du eingestellt hast, draus und übergibt das dem Stream-Server.
Das kann, soweit ich verstanden habe, SAM auch, ist aber halt nur eine Randfunktionalität. Wenn SAM freilich vorhanden ist, ...
Ist da dann auch Titelinformationen möglich ?
Überleg mal. Wenn Du z.B. am Pult über 2 CD-Player sendest oder über Plattenspieler, ist keinerlei Titelinformation verfügbar. Der Encoder kann dann auch keine solchen Zusatzdaten in den Stream packen. Das siehst Du auch schön bei Livemix-Sendungen oder von CD gespielten Titeln im "richtigen" Radio: da laufen keine Titelinfos durchs RDS, weil einfach keine da sind.
Wenn Du nun mit einer PC-Software auf das Mischpult ausspielst, den fertigen Mix zurück in den Rechner auf den Encoder gibst, wo soll da die Titelinformation herkommen? Dann müßte die Ausspiel-Software die Daten irgendwie an den Encoder übergeben - und sei es über ein Textfile, in das sie immer Titel und Interpret schreibt und das regelmäßig vom Encoder ausgelesen wird, wenn es sich ändert. Welcher Encoder und welche Sendesoftware das können und dann auch noch gemeinsam, kann ich spontan nicht sagen.
Zum Airmate:
Ich versteh nicht so recht. Hat das ding auch dann sowas wie diese Vorhöroption oder die möglichkeit zwischen MOnitoren oder Earphones zu switchen ?
Lade Dir die Bedienungsanleitung auf der Herstellerseite und lies die erstmal durch. Vorhören kannst Du: man drückt die "Cue-Taste" am entsprechenden Fader und kann dann - ohne daß draußen mitgehört werden kann - den Eingangskanal abhören. Je nach Konfiguration entweder als einziges Signal in Stereo (muß man sich erstmal dran gewöhnen, daß die Leute draußen tatsächlich weiter reguläres Programm hören und nicht etwa auch Stille, Soundfetzen oder was auch immer, was man gerade vorhört) oder als sogenanntes "Split-Cue", wo auf einer Seite des Kopfhörers das Sendesignal und auf der anderen das Vorhörsignal liegt. Ob Vorhören dann auch wirklich möglich ist, entscheidet die eingesetzte Sendesoftware. Oft kann man das so konfigurieren, daß man auf dem Kanal vorhört, auf dem man dann auch ausspielt. Das wäre so, wie eine CD vorzuhören, die kommt ja später beim Senden auch aus dem CD-Player, auf dem man vorgehört hat.
Manchmal geht aber auch ein separater Vorhörkanal zu konfigurieren, der über einen separaten Pfad am Pult läuft. Da kann man dann auch z.B. mit geeigneter Software in das Titelende reinhören, während der Titel auf dem Fader ausgespielt wird. Das kann das Airmate aber nicht, dafür ist es dann doch eine Nummer zu klein. Solche Vorhöroptionen erfordern teils kompliziertes Routing im Pult.
Zwischen Kopfhörer und Lautsprechern umzuschalten, funktioniert allerdings mit sehr hoher Sicherheit. Einfach mal die Anleitung lesen.
Aber ich wäre bereit dafür zu sparen wenn Ihr sagt: Das ist was richtiges. Ich ahbe schon oft meine erfahrungen gemacht mit dingen, von den ich begeistert war, und am ende ist es Kaputt oder nicht möglich dies oder das zu machen, weil es schrott ist.
Sicher ein streitbarer Punkt.
Ich behaupte: das Airmate ist so weit richtig, daß man damit ein Festivalradio übersteht und eine aufwendigere Sendung im offenen Kanal auch. Für den umfangreichen Betrieb einer Radiostation würde man was dickeres nehmen, mit besserer Ergonomie, größerem Faderabstand, einigen weiteren Funktionen usw.
Auf jeden Fall ist das Pult technisch und von seinen Möglichkeiten her weitaus hochwertiger und sinnvoller als die meisten Bastel-Lösungen.
Und wenn Dir bis dahin bei eBay ein guterhaltenes (!!!) unverbasteltes (!!!) und nicht ausgeschlachtetes (!!!)
Revox MB16 oder
Alice Air 2000 über den Weg läuft, kannste ja immer noch umdisponieren, falls der Platz zu Hause reicht. Das paßt aber schon nicht mehr in manchen Kofferraum.
Der gute Tondose hat sich - fachlich allerdings vorbelastet - dereinst (lange her) sein
Mischpult selbst gebaut. Ein klares Vorbild hatte er, nun galt es, das soweit möglich und sinnvoll als Selbstbauprojekt umzusetzen. Sieht nicht unbedingt wie ein ARD-Pult aus, hat aber die Funktionalität, die TSD brauchte.