Musikredaktionelle Arbeit mal transparent

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@Inselkobi
Sehe sie nicht, denn Online-Radionutzung und über die Antenne-Nutzung sind wirklich ganz verschiedene Hörsituationen. Ein online-only Programm muss ganz anderes, vermutlich spitzer, gestaltet werden. Von Online auf Antenne kann nicht so einfach auf das Antenne-Hörverhalten geschlossen werden. Wie gesagt, wer verantwortlich auswertet, der erhält interessante Ergebnisee. Wer oberflächig eindimensional analysiert, der...

Was immer vergessen wird, Mafo liefert Daten, aber keine Antworten bzw. Strategien und Neues kann nie abgefragt werden. Simpel gesagt: Was nützt die beste Landkarte der Welt, wenn du nicht weißt wohin du willst. Oder genauso schlimm, wenn die Entscheider den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.
 
Das ist Thema bei JEDER seriösen Markforschung (Stichwort: "Burn-Out-Frage").

Aber unabhängige Studien aus dem Bereich Medienforschung scheint es dazu nicht zu geben!

Jede Marktforschung hat seinen Auftraggeber und ab da wird es schwierig mit der Unabhängigkeit. Wenn Marktforschung so seriös wäre, dann hätte man keine Verödung der Radiolandschaft.

Meiner Meinung beginnt schon eine Übersättigung, wenn die 100 meistgespielten Interpreten zu mehr als 20% aller Radioairplays beitragen. Ab diesem Wert wird das Radio furzlangweilig.
 
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Meiner Meinung beginnt schon eine Übersättigung, wenn die 100 meistgespielten Interpreten zu mehr als 20% aller Radioairplays beitragen. Ab diesem Wert wird das Radio furzlangweilig.
Jaaaaa! Natürlich, @Radiostatistik: Die Besttester sind auf Dauer der Abschaltgrund. Ich bin ehrlich vollends überzeugt von dieser These.
 
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Aber unabhängige Studien aus dem Bereich Medienforschung scheint es dazu nicht zu geben!

Jede Marktforschung hat seinen Auftraggeber und ab da wird es schwierig mit der Unabhängigkeit. Wenn Marktforschung so seriös wäre, dann hätte man keine Verödung der Radiolandschaft.

Meiner Meinung beginnt schon eine Übersättigung, wenn die 100 meistgespielten Interpreten zu mehr als 20% aller Radioairplays beitragen. Ab diesem Wert wird das Radio furzlangweilig.

  • In der Medienforschung gibt es etliche "unabhängige" Studien, nur mit den Ergebnissen kann kaum ein Sender etwas anfangen.
  • Schon klar, Marktforschung ist nicht so "seriös"
  • Ja, das Wetter ändert sich oder nicht wenn der Hahn auf dem Mist kräht. Welches Interesse soll den ein Sender haben bei Musiktest "falsche" Ergebnisse zu halten und diese dann auch noch zu bezahlen?
    Tatsache ist, wenn Audits, Trackings etc. falsch aufgesetzt sind die Ergebnisse unbrauchbar und wenn denn das in Programm fließt sind Reichweitenverluste programmiert.
  • Die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen bestimmen die Struktur des Radiomarktes, nicht die Marktforschung.
  • Deine Meinung ist für den Markt irrelevant (mein pers. Musikgeschmack auch!). Globalaussagen über alle Formate hinweg ist schon steil. Mit Titel und Einsätze zählen kommst du nicht weiter, du kannst
    ein Kunstwerk auch nicht nach messbaren Kriterien wie: Größe, Gewicht, Anzahl der Farben, verwendetes Material, Pigmente etc. bewerten.
 
Es gibt da schon gewisse Probleme, die in der Methodik dieser Musiktests liegen:
- es werden Hooklines vorgespielt. -> Titel ohne gängige Hookline versagen mit hoher Wahrscheinlichkeit
- die Ausschnitte sind recht kurz -> wenig bekannte Titel versagen ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit. Sehr bekannte Titel kommen zu gut weg. Die Übersättigung zeigt sich eher, wenn man gezwungen ist, den Titel in voller Länge zu hören. Die Hookline erträgt man meist noch einigermassen.
- es werden zu viele Titel abgefragt -> der Proband hat irgendwann keine Lust mehr und neigt zum Abhaken
- die Tonqualität ist zu schlecht -> verfälscht die Ergebnisse und vermindert die Lust am Abstimmen
- nur mit 10 Sekunden Hookline kann ein Titel seine spezifische Stimmung nicht aufbauen. Titel, die durch ihre Athmosphäre leben, haben also ebenfalls keine Chance.
- die Frage ist, in welcher Stimmung die vorgespielten Hooklines die Probanden erreichen. Diese ändert sich täglich und im Tagesablauf. So kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen. Dies kann auch durch mehrfache Abfrage zu unterschiedlichen Tageszeiten nicht behoben werden, da sich immer eine spezifische Testsituation gibt, die vom Alltagsverhalten signifikant abweicht.

Eher müsste man also die Menschen im Alltag beobachten, wann sie das Radio lauter drehen und wann sie um- oder abschalten. Das ginge nur mit Methoden wie z.B. dieser Schweizer Radiouhr. Wie man hört, hat aber auch die ihre Schwächen.
Insofern kann der Research also immer nur unterstützend funktionieren. Ein fähiger Musikredakteur benötigt also nach wie vor ein Gefühl für die Musik und vor allem ihre Abfolge und die nötige Portion "Bauchgefühl" beim Einsatz neuer, noch unbekannter Titel.
 
Solange es keinen echten Ausweichpfad gibt, also einen Sender, zu dem man Umschalten könnte, weil er musikalisch etwas völlig anderes bietet, wird man auch mit langweiligen, ätzenden, immergleichen Programmen keine echten Abschaltdesaster erleben. Zumindest in der Vor-iPad-Generation lässt man gewohnheitsmäßig eben lieber einen austauschbaren Hitdudler laufen, ehe man gar kein Radio mehr hört. Ist ja eh nur ein Nebenbeihören. Man mosert zwar, nimmt es aber hin, ähnlich wie man die Macken der Deutschen Bahn hinnimmt, zu der es vielerorts eben auch keine gescheite Alternative gibt.
 
Lieber Thread-Eröffner!
Du wirst keine Antworten bekommen, denn was man hier tagtäglich von 99% der User lesen kann/muss, kann man davon ausgehen, dass diese 99% noch niemals einen Radiosender von innen gesehen haben. Trotzdem wissen ALLE, wie es besser gehen würde. Ich frage mich immer, ob diese Menschen auch in Arzt-Foren schreiben, wie man Herz-OPs besser machen könnte...

Von ihrem Fundus her könnten alle Sender ein wunderbar abwechslungsreiches Programm machen, da muss monatelang kein Titel zweimal laufen. Aber das wollen sie nicht....

Wenn das Quote und Hörer bringen würde, würden es ALLE sofort machen. Es gibt aber kein einziges Beispiel, dass die Ausweitung der Rotation zu Quotensteigerungen führt - egal wo! Frag mal die Briten, warum bei Capital FM alle anderthalb Stunden derselbe Song läuft. Aber - shit - ich habe ja vergessen, dass ja nur deutsche Berater daran Schuld sind, weil sie ja das Radio kaputt machen wollen. So ist jedenfalls die Meinung von 95% der Schreiberlinge in diesem Forum hier. Sie wissen nicht einmal was so eine Firma macht, aber vielleicht wird's ja richtiger wenn man es immer und immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt...?!

Daher: viel Erfolg bei der Suche.
 
@Yannick91
Dass Du ein weltmeisterlicher Profiinsider bist habe ich ja mittlerweile verstanden. Aber ich würde trotzdem gerne wissen, was an dem Zitat inhaltlich falsch ist, das Du von mir genommen hast, um zu belegen, wie wenig Ahnung 99 Prozent aller Forenuser vom Geschäft haben. Kannst Du das mal mit Deiner eindrucksvollen Sachkompetenz erläutern?
 
  • In der Medienforschung gibt es etliche "unabhängige" Studien, nur mit den Ergebnissen kann kaum ein Sender etwas anfangen.
  • Schon klar, Marktforschung ist nicht so "seriös"
  • Ja, das Wetter ändert sich oder nicht wenn der Hahn auf dem Mist kräht. Welches Interesse soll den ein Sender haben bei Musiktest "falsche" Ergebnisse zu halten und diese dann auch noch zu bezahlen?
    Tatsache ist, wenn Audits, Trackings etc. falsch aufgesetzt sind die Ergebnisse unbrauchbar und wenn denn das in Programm fließt sind Reichweitenverluste programmiert.
  • Die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen bestimmen die Struktur des Radiomarktes, nicht die Marktforschung.
  • Deine Meinung ist für den Markt irrelevant (mein pers. Musikgeschmack auch!). Globalaussagen über alle Formate hinweg ist schon steil. Mit Titel und Einsätze zählen kommst du nicht weiter, du kannst
    ein Kunstwerk auch nicht nach messbaren Kriterien wie: Größe, Gewicht, Anzahl der Farben, verwendetes Material, Pigmente etc. bewerten.

- Oha, da haben wir wieder den bösen Medienforscher aus dem Elfenbeinturm.
- Wenn Marktforschung seriös wäre, dann gäbe es keine Einheitsbrei. Oder Marktforschung ist seriös, aber jeder Sender springt auf den bekackten AC-Zug auf. Was ist dann die Wahrheit? Oder kennen die Sender überhaupt ihre Hörer noch?
- was sind "falsche" Musiktest? Hätte John Peel so gearbeitet, dann hätten wir kein The Cure, U2, The Clash, Nirvana, New Model Army, The White Stripes, ... - manchmal frage ich mich, ob nicht auch das Formatradio Mitschuld hat, an der Schwemme von Casting- und Plastikproduktionen, die den Äther verstopfen. Früher dachte ich die 80er Jahre wäre musiktechnisch gesehen eher langweilig. Was ich aber in den letzten 15 Jahren im Radio so höre, ist sehr uninspirirend, weil der Formatquatsch zu stark filtert. Wie können da neue Musikperlen entdeckt werden? Stagnation in Reinkultur.
- das ist zu kurz gegriffen: als ob rechtliche und politische Rahmenbedinungen vorschreiben würden, welche Songs werden würden - Quark, Quatsch. Radiomarkt ist nicht gleich Radiomarkt. Ich frage mich immer noch, warum der ÖR den Formatmist in aller Konsequenz (keine Programmsendungen, ...) mitmacht? Immerhin gibt es da einen Kulturauftrag, ein verbrieftes Recht auf Vielfalt und im Gegenzug gibt es Gebühren dafür. Vielleicht wäre es doch gut, wenn die Gebühren für den ÖR vom europäischen Gerichtshof kassiert werden. Was ich aber im Grunde genommen Schade finden würde.
- Globale Aussagen sind immer kontrovers und erfüllen den Sinn der Aufmerksamkeit. Wiederholung ist das einzige Stilmittel im Formatradio - was anderes kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Warum aber alle großen ÖR-Sender dieses Stilmittel bis zum Würgereiz verwenden, verstehe ich einfach nicht. Ich esse ja auch nicht jeden Tag das Gleiche. Und wie man 60 Jahre populäre Musikgeschichte auf 1000 Songs herunterdividieren kann ist eh ein Frevel gegenüber den Musikern, gegenüber dem Hörer und gegenüber allen Kulturschaffenden.
 
@Radiostatistik
Sorry, du vermischt alles, verstehst nicht welche Auswirkungen Strukturen/Rahmenbedingungen haben und kennst nicht die Grundlagen des Programmings. Da lohnt wirklich keine Diskussion. Die Zeit der Programmwundertüten ist seit zig-Jahren vorbei, gleichzeitig ist die Radionutzung über die Jahre gestiegen und hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Warum wohl? Weil die Programme immer schlechter geworden sind? Nein, weil die Hörgewohnheiten einer breiten Masse der Menschen immer genauer getroffen wurden.
Übrigens neue Musikperlen entstehen jede Jahr neu, weniger im Radio aber in anderen Kanälen. Die Musikkompetenz hat Radio definitiv verloren (Hauptkiller war MTV), aber die gesamte Musikdistribution hat sich grundlegend geändert. So wie einst die Plattenindustrie die Livemusiker arbeitslos gemacht hat, ist es ihr gut 60 Jahre später ergangen und das ist nicht wirklich schade, denn jahrzehntelang hat sie Musiker mit miesen Verträgen beschissen. Nicht nur Video killed the Radiostar, MTV ist auch ein Schatten seiner selbst.
Mehr Vielfalt im Radio, wirklich gern! Aber der Weg führt nur über mehr Formate/Sender ergo Wettbewerb. Was erwartest du vom einem ö/r Sender? Ein Beamtenapparat der unterhalten kann? Klar doch deshalb sind die Weihnachtsfeiern auf dem Grundbuchamt auch legendäre Feten.
 
weil die Hörgewohnheiten einer breiten Masse der Menschen immer genauer getroffen wurden

Das kann man aber auch umdrehen: Das Angebot prägt die Hörgewohnheiten. Und wenn es nichts anderes gibt, als das tägliche AC-Format, dann hören die Leute auch nichts anderes.
Wir müssen uns definitiv von der nostalgischen Annahme verabschieden, Radioprogramme hätten etwas mit Musikkompetenz zu tun. Sie haben sehr viel mit Quotenerzeugungs- und Quotenerhaltungskompetenz zu tun, das geht halt leider zunehmend auf Kosten der Musikkompetenz.
 
@Yannick91
Dass Du ein weltmeisterlicher Profiinsider bist habe ich ja mittlerweile verstanden. Aber ich würde trotzdem gerne wissen, was an dem Zitat inhaltlich falsch ist, das Du von mir genommen hast, um zu belegen, wie wenig Ahnung 99 Prozent aller Forenuser vom Geschäft haben. Kannst Du das mal mit Deiner eindrucksvollen Sachkompetenz erläutern?

Yannick wollte euch nur zu vermitteln versuchen dass es sich ein modernes Contemporary-Radio heute nicht mehr leisten kann eine breitgefächerte Mischung zu bieten, der/die Hörer(in) sollte vielmehr bei einer täglichen Verweildauer von einer halben Stunde binnen einer Woche alle aktuellen Singles des "Formats" in- und auswendig kennen. Am Downloadgeschäft verdienen heute viele Leute mit, unter anderem diejenigen, für die Yannick hier so beherzt in die Bresche springt. Es ist nun mal eine erwiesene Tatsache dass die von deutschen Radiomachern angepeilte Hauptzielgruppe keine Lust mehr hat das Radio als "Tagesbegleitmedium" oder gar als inspirierenden Musiklieferanten zu nutzen, sondern musikalisch eigene Wege geht. So muss man die Jugend eben da abholen wo man sie noch am ehesten übers Radio erreicht - beim Frühstück oder auf den kurzen Wegen im motorisierten Vehikel. Einheits-Format ade, "es fährt ein Zug nach nirgendwo", wie es die Schlagerfuzzis treffend ausdrücken würden. Die etwas Älteren sind dem Werbeklüngel ohnehin weitgehend egal, die werden mit der Brand-Support-Oldieplaylist malträtiert bis die Ohren glühen.
 
Wiederholung ist das einzige Stilmittel im Formatradio - was anderes kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Warum aber alle großen ÖR-Sender dieses Stilmittel bis zum Würgereiz verwenden, verstehe ich einfach nicht. Ich esse ja auch nicht jeden Tag das Gleiche. Und wie man 60 Jahre populäre Musikgeschichte auf 1000 Songs herunterdividieren kann ist eh ein Frevel gegenüber den Musikern, gegenüber dem Hörer und gegenüber allen Kulturschaffenden.

Ganz genau. Und interessanterweise würden beim Fernsehen alle sofort auf die Barrikaden gehen, wenn immer nur Wiederholungen gesendet werden würden (ausgenommen die Pro7-Zielgruppe, die anscheinend schon entsprechend konditioniert wurde).
 
@Radiostatistik
Sorry, du vermischt alles, verstehst nicht welche Auswirkungen Strukturen/Rahmenbedingungen haben und kennst nicht die Grundlagen des Programmings. Da lohnt wirklich keine Diskussion. Die Zeit der Programmwundertüten ist seit zig-Jahren vorbei, gleichzeitig ist die Radionutzung über die Jahre gestiegen und hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Warum wohl? Weil die Programme immer schlechter geworden sind? Nein, weil die Hörgewohnheiten einer breiten Masse der Menschen immer genauer getroffen wurden.
Übrigens neue Musikperlen entstehen jede Jahr neu, weniger im Radio aber in anderen Kanälen. Die Musikkompetenz hat Radio definitiv verloren (Hauptkiller war MTV), aber die gesamte Musikdistribution hat sich grundlegend geändert. So wie einst die Plattenindustrie die Livemusiker arbeitslos gemacht hat, ist es ihr gut 60 Jahre später ergangen und das ist nicht wirklich schade, denn jahrzehntelang hat sie Musiker mit miesen Verträgen beschissen. Nicht nur Video killed the Radiostar, MTV ist auch ein Schatten seiner selbst.
Mehr Vielfalt im Radio, wirklich gern! Aber der Weg führt nur über mehr Formate/Sender ergo Wettbewerb. Was erwartest du vom einem ö/r Sender? Ein Beamtenapparat der unterhalten kann? Klar doch deshalb sind die Weihnachtsfeiern auf dem Grundbuchamt auch legendäre Feten.

Nein, ich kenne die Grundlagen des Programmings nicht. Muss ich auch nicht, ich bin kein Radiomacher. Die Diskussion lohnt sich aber trotzdem, da bei sämtlichen Aspekten die Meinungen teilweise weit auseinander liegen. Ist doch nicht so alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Radiowelt. Und wenn sich die Macher in bestimmten Grundsatzpunkten nicht einig sind, dann liegt doch einiges im Argen. Wenn man die anderen Themen so betrachtet scheint das Thema Dudelfunk und Formatradio einen ziemlich großen Stellenwert in den Radioforen angenommen zu haben. Es ist verpönt, wird abgeprangert, aber keiner will es getan haben. Anspruch und Wirklichkeit des Radiomachers driften weit auseinander. Im Druck der vermeintlichen Quote wird das Berufsbild des Musikredakteurs geopfert und man macht sich zum Lakaien von Beratern, Marktforschern und einer Musikauswahl-Software, die den letzten Funken Bauchgefühl abtötet. So kommen mir zumindest immer die Diskussionen vor, wenn es um Listen von Songvorschlägen geht.

Wenn das Radio keine Musikkompetenz mehr hat, welche Kompetenzen hat dann das Radio den eigentlich überhaupt noch?
Die MA-Zahlen scheinen so berauschend zu sein, wie das 4:0 einer Trümmertruppe gegen den FC Bayern im Pokal. Da ist alles wunderschön, auch wenn der Liga-Alltag einen ganz bitter böse einholt und der Abstieg naht. Und komischerweise gewinnt bei den MA-Zahlen jeder. Es ist wie in der Politik, da lügt man sich auch in die Tasche.

Ich kenne keinen Menschen, der gerne Formatradio hört. Es ist sicherlich nicht repräsentativ, aber es sagt trotzdem eine Menge aus.
 
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Sehr interessantes Thema mit lesenswerten Antworten.

Übrigens: Gerade läuft Freistil, radioeins. Könnte auch Experience, Kaleidoskop, Planet Fruit ... sein.
 
Und wenn sich die Macher in bestimmten Grundsatzpunkten nicht einig sind, dann liegt doch einiges im Argen.

Du darfst da ein paar Sachen nicht durcheinander bringen: 1.) "Die Macher" der aktuellen Programme sind sich einig: Es wird gespielt, was Quote bringt. Und das sind Hits, Hits und nochmal Hits. Nur die Songs, die in den Tests bei der jeweiligen Zielgruppe am besten abschneiden, bringen auch Hörer. Dass man damit alle die, die auch mal was anderes als Hits hören wollen, vergrault, wird in Kauf genommen. Umgekehrt würde man nämlich "die breite Masse" mit einem Nicht-Hits-Programm vergraulen. Irgendwer verliert eben immer. 2.) In diesem Forum wirst Du sehr viele chronisch Unzufriedene finden, einige, welche die Radioweisheit mit Löffeln gefressen haben und andere, die schon so lange dabei sind, dass sie frei nach dem "Früher war alles besser"-Leitspruch mit der aktuellen Radiolandschaft nichts mehr anfangen können. Ich selber finde es auch nicht gut, permanent die selben Titel im Radio zu hören und würde mich über mehr Abwechslung und Mut freuen, habe mich aber damit abgefunden, dass ich zu einer Minderheit gehöre und bei Spotify & Co. besser aufgehoben bin.

Wenn das Radio keine Musikkompetenz mehr hat, welche Kompetenzen hat dann das Radio den eigentlich überhaupt noch?

"Das Radio" gibt es nicht. Ein Informationsprogramm hatte zum Beispiel noch nie eine Musikkompetenz und will auch gar keine haben. Ein Popradio hingegen nimmt seinen Hörern die lästige Arbeit ab, die üblichen Hits von heute und gestern mit einzelnen handverlesenen Hits von morgen anzureichern. Das klingt dann trotzdem immer noch irgendwie gleich, aber wer so ein Programm hört, der will nichts hören, was stört. Das soll alles ein Fluss sein, den man gut nebenbei hören kann. Dazu noch die wichtigsten Nachrichten in Kurzform und gute Laune. Kurz: Es soll unterhalten. Und was man in der breiten Masse unter "Unterhaltung" versteht, ist nunmal leider ziemlich seicht (kann man beim Fernsehen auch sehr schön an den Einschaltquoten für die einzelnen Sendungen sehen: Da findet man eine Arte-Doku auch eher selten unter den Top 5. Oder besser: Nie.). Aber genau das will ein Hörer eines solchen Programms haben. Den von Dir angedrohten Abstieg beschwören Formatradiogegner übrigens seit über 20 Jahren herauf. Bislang ergebnislos.

Ich kenne keinen Menschen, der gerne Formatradio hört. Es ist sicherlich nicht repräsentativ, aber es sagt trotzdem eine Menge aus.

Ich leider schon. Jede Menge. Sie unterscheiden sich zwar in ihrem musikalischen Schwerpunkt (die einen wollen David Guetta hören, die anderen Joe Cocker), aber ob sie jetzt ein Jugendradio oder oder eine Oldiewelle hören - am Ende geht es doch nur um einen möglichst gleichförmigen Klangteppich, den man haben möchte.
 
@Dave
Du hast ein gut getroffen. Über vieles kann man diskutieren, nur das ist eben: "Hätte, hätte - Fahrradkette..." Radio in den 60er, 70er und noch bis in die 80er hinein, war einfach grottenschlecht und langweilig in Deutschland. Hörbar waren
doch nur die Holländer, 208, AFN, BFBS und die Piraten sowie ein paar Nischen im Beamtenfunk.

Obwohl das Programmkonzept der AC-Stationen in Deutschland fast identisch ist, in der Performance gibt es große Unterschiede. Für Ausstehende ist das erstaunlich, für Insider ist es nicht überraschend. Antenne Bayern gegenüber RSH, rs2, Antenne Nds oder PSR trennen mittlerweile Welten. Das war vor einigen Jahren noch ganz anders.

Die ATB Musikredaktion arbeitet definitiv besser und wenn Wort nur zu 20% ein Einschaltgrund ist, dann ist eben auch das Wort bei ATB garantiert kein Ausschaltgrund. Die Profilierung über Wort ist gerade bei Under Performern die größte Schwäche, denn da ist es besser wenn ein Mod gar nichts sagt ausser Uhrzeit, Wetter und Verkehr.

Wie ein Radiomensch einmal in der Horizont geschrieben hat: Antenne Bayern ist das Bayern München des Radios.
 
ich selbst höre kaum noch radio da mich diese gleichförmigkeit gewaltig nervt. es ist müssig das gestern zu beschwören, jedoch hatte man den vorteil neben guten informativen beiträgen auch musikalisch durch das ganze spektrum der musik geführt zu werden. ich denke heute hätte z.B. - über den wolken - null chancen. degenhard, millionenschulze , maurenbrecher u.v.a. werden in kleine kästchen gepackt oder erreichen nie einen hörer. dabei braucht und will die gesellschaft, vielfallt. ein wahres elend besonderer art ist die quote bei den ör. letztendlich aber ist es immer der musikredakteur oder verantwortliche einer sendung der die möglichkeit hat, hier und da mal einen ungewöhnlichen titel einzuspielen. es ist wie alles im leben, immer sind es die anderen. aber die anderen das ist jeder einzelne. eine legende möchte ich aber doch noch erwähnen, vielleicht hört mal einer ins archiv vom rias - lord knut -.
 
Was @Dave und @Dr. Fu Man Chu zur Situationsanalyse schreiben ist alles zutreffend. Dennoch finde ich es spannend, die Frage zu diskutieren, was Radio alles könnte, wenn es könnte wie es wollte. Denn diese Diskussion rührt - wenn man sie ernsthaft führt - sofort an den Grundfesten der Öffentlich-Rechtlichen Konstruktion, die wir (Hörer und Nichthörer) in Deutschland zunehmend unfreiwilliger finanzieren. Es läuft auf die Frage hinaus: Was kann, was muss, was sollte und was darf ein ÖR-Sender alles im Programm anbieten, was sich ein privat finanzierter (und den in #69 und #70 geschilderten Zwängen ausgelieferter) Sender niemals leisten könnte?
 
@Yannick91
Dass Du ein weltmeisterlicher Profiinsider bist habe ich ja mittlerweile verstanden. Aber ich würde trotzdem gerne wissen, was an dem Zitat inhaltlich falsch ist, das Du von mir genommen hast, um zu belegen, wie wenig Ahnung 99 Prozent aller Forenuser vom Geschäft haben. Kannst Du das mal mit Deiner eindrucksvollen Sachkompetenz erläutern?

Wenn ich den ironischen Unterton richtig interpretiere, machst auch du dich über mich lustig. Dann erkläre mir bitte, welche von mir getätigte Aussage nicht der Wahrheit und Realität entspricht...!

Zu deiner Erklärungs-Bitte:
weil auch du schreibst, dass "Radiomacher das nicht wollen" - nochmal: meinst du ernsthaft, es gefällt Radiomoderatoren, alle zweieinhalb Stunden dasselbe Lied zu spielen? Glaubst du ernsthaft, einem Musikredakteur würde es nicht mehr Spaß machen, unbekannte Bands zu fördern und ein handverlesenes Musikprogramm zu gestalten? Es interessiert aber keinen. Es gibt nicht einen einzigen Radiosender im deutschsprachigen Raum, der mit großer Rotation Quote macht. Privatsender stehen vor der Pleite, wenn sie keine Quote machen. Und hör dir mal an, was der Rundfunkrat sagt, wenn in deinem ÖR-Radio die Quote drastisch nach unten geht. Ein einziges Wort beschreibt 90 Prozent aller Post hier: realitätsfremd. Ich selbst höre fast ausschließlich Bayern 2 oder Radio Eins in Berlin, wenn ich dort bin. Aber ich (und auch die meisten hier) sind nicht die Bäckereifachverkäuferin, die Sekretärin, der Student oder der Bauarbeiter. Es ist abenteuerlich, was hier in diesem Forum gefordert wird und wie Menschen, die die Realität beschreiben (es nicht besser wissen, aber aus ihrem Radioalltag die Realität beschreiben) hier niedergemacht werden. Aus diesem Grund werde ich auf die Posts von #ricochet auch nicht mehr antworten. Ich hoffe, das reicht dir als Erklärung und du akzeptierst meine Meinung und machst sie (wie andere) nicht gleich wieder lächerlich. Danke.
 
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Mit Quote meint Dave vermutlich die MA-Zahlen... da sind wahre Jongleure am Werk, nicht zuletzt in den PR-Abteilungen der Sender.

Carnival-Juggler.gif


Ach ja "Brand Support" will in einer selbstgestrickten Studie herausgefunden haben dass Schlager für UKW "ungeeignet" sind und nur noch auf DAB funktionieren, die Veröffentlichung der "Studie" erfolgte allerdings vor dem großen Durchbruch in Bayern und diente allein der Meinungsbildung.

Was wird denn im deutschen Radio ein Hit? Was die Radiogötter für spielbar halten und womit die Menschen von früh bis spät traktiert werden. Gutes Stichwort - BCI:

BCI schrieb:
Ständige Kontrolle und Pflege des Formats
Die "richtige" Musik muss man erst einmal finden. Geschmack ist dabei kein guter Berater. Research schon. Wann "brennt" ein Titel wirklich? Seltener spielen? Häufiger? Gar nicht mehr? All das sind Fragen, die sich durch regelmäßige Call-Outs beantworten lassen. Was für die aktuellen Hits gilt, gilt in abgeschwächter Form auch für den gesamten Musikpool, den Back-Catalogue.

Und das wenige was sie in ihrem Einheitsformat ungefragt unters Volk bringen wird dann auch noch in Call-Outs "researcht"... widdewiddewitt und 3 macht Neune! Ich mach' mir die Welt - widdewidde wie sie mir gefällt ...
 
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