AW: Nachrichten in der ARD-Popnacht mussten abgebrochen werden
Hallo!
Bevor ich hier eventuell zum "Buhmann der Nation" gemacht werde, möchte ich einige Dinge näher erläutern. Das alles ist meine persönliche Einstellung zur Handhabung der Trennung von Privat und beruflicher Tätigkeit (hier Moderator/DJ). Und wie gesagt, wir reden von einer Tätigkeit mit einer gewissen Öffentlichkeit und Verantwortung für die anwesende Öffentlichkeit.
Ein CNC-Dreher kann sicherlich stundenlang seine Tränen sammeln und damit notfalls seine Werkstücke kühlen - und hat am Ende der Schicht trotzdem 100% "Leistung" gebracht, ein DJ in der selben Situation sicher nicht.
... ist denn eine Sendung so wichtig? Kann man denn nicht auch kurz vorher sagen - Entschuldigung, ich habe diesen oder jenen Fall, ich kann nicht? Jeder ist doch zu ersetzen, und dafür haben doch auch alle Verständnis, oder?
Verständnis sicher, aber nicht die Möglichkeit. Und damit bin ich bei der Zeit, als dieser Deal zustandekam.
Das war Anfang der 90er. Meine Familie hätte mich wirklich nur über Festnetz "im Sender" oder über die DJ-Agentur und/oder die Festnetznummer des Veranstalters einer "Tanzveranstaltung" erreichen können. In beiden Fällen wäre das aber wirklich nur "unmittelbar" (rund eine Stunde) - so habe ich es oben ja auch geschrieben - vor der Sendung/Mugge möglich gewesen.
Was will man dann noch retten?
Im damaligen Radio war das in der Tat kein großes Problem, denn es wurde rund um die Uhr live gesendet. Der letzte Moderator macht dann einfach "irgendwie" weiter - bis die Ablösung kommt oder ihn die am Wochenende (hoffentlich) langsam eintrudelde Redaktion wenigstens mit ein paar aufbereiteten Moderationen aus dem Ticker versorgt, damit er nicht nur über "Verkehr & Wetter" reden muß. (Und bitte nicht vergessen - damals gab es noch kein Internet im heutigen Sinne.)
So, nun die gleiche Situation bei einer DJ-Mugge am Samstag:
Woher will der Veranstalter SO SCHNELL einen Ersatz-DJ nehmen? Der Saal füllt sich langsam - es wird kritisch. Nochmal: Wir reden hier von den frühen 90ern!
Damals gab es noch keine "MP3-Mugger", die mit ein paar Festplatten voll mit geklauter Musik das gesamte DJ-Geschäft ruiniert haben. Damals brauchte man noch einige der bekannten Alu-Koffer voller (käuflich erworbener!) CDs. Und nur damit(!) bekam man die Jobs, die am Ende gutes Geld brachten. Keine der vom Veranstalter nun "in der Not" angerufenen DJ-Agenturen hätte ihm helfen können. Alle "guten" DJs der Agenturen waren längst im Einsatz. Was nun?
Im Ernstfall sagt der Veranstalter die Veranstaltung ab. Daß diese Absage besonders im ländlichen Raum (also dort, wo es kilometerweit keine Alternativen gibt) nicht besonders gut ankommt, ist klar. Diese Absage einer Veranstaltung hat auch noch weitere Konsequenzen: Das spricht sich rum. Und genau das ist das Problem - nicht nur für den DJ.
In einem Satz: Ein DJ/Moderator sollte wenige Stunden vor dem Beginn einer Veranstaltung möglichst nicht von seinem Job abgelenkt werden und daher auch rechtzeitig und "unbetrübt" am Veranstaltungsort eintreffen. Das ist meine Meinung.
Und noch ein weiterer Punkt kommt hinzu. Wenn man nicht fest angestellt ist (welcher DJ ist das schon?), ist man finanziell auf jede Mugge angewiesen und kann nicht so einfach einen Job absagen! Gerade die Muggen am Wochenende waren wichtig, denn sie wurden früher am besten bezahlt. Insofern hat man zugesehen, möglichst nicht krank zu werden oder aus anderen Gründen auszufallen. Ein ausgefallenes Wochenende bedeutete schließlich 25% weniger Umsatz im Monat.
In diesem Zusammenhang: Ich war in den letzten 20 Jahren nur einmal krank: Sehnenscheidenentzündung - zu lange am PC gesessen...
PS: Und ja, als DJ sollte man auch nicht am Auto sparen! Ein relativ neues Auto hat keine Panne und bringt den DJ in 99,9% der Fälle rechtzeitig zum Veranstaltungsort. Wer mit einem allen Karren rumkutscht, fordert das Glück heraus und sollte lieber Lotto spielen.
vg Zwerg#8