AW: Neues Format - hätte das Chancen?
Meine Meinung: TimFeindt hat das Problem mit seinem Hinweis auf die Nutzfrequenz der Angel genau erfaßt.
Einmal in der Woche Fisch ist o.k. Aber jeden Tag Hering, von morgens bis Abends - da fängt der ganze Tisch nach spätestens drei Wochen an zu rebellieren.
Das Problem ist auch bei den Hit-Radios nicht, daß sie viel Musik und wenig Inhalt senden. Das Problem ist, daß sie oft DIESELBE Musik spielen, in einem wohlformatierten Klangteppich ohne große Spitzen. Dadurch klingt auch noch alles gleich (langweilig?)
Und nun zur oben angeführten Formatvariante: Sieht nicht schlecht aus. Nur - willst Du das Problem mit der hohen Wiederholungsrate umgehen, mußt du da noch mindestens 1500 Titel drauflegen. (Und jetzt kriegen alle Profi-Formatierer den Hut nicht mehr von der Deckenunterkante). Leigt daran, daß die Sachen einzeln alle sicherlich gut testen, aber auch einen hohen 'Sättigungsgrad' besitzen. Zu Deutsch: Einmal kommt gut, zweimal ist o.k. - aber dann sollte auch mal was anderes kommen. Ist ähnlich wie bei den Oldies-but-Goldies. Und bei denen heißt es nicht ohne Grund: frühestens in 14 Tagen wieder ...
Und ansonsten - find ich zumindest - hat Tim (ich glaub Du warst es) auch Recht, wenn er schreibt, daß der Inhalt und dessen Präsentation dabei auch ne gewichtige Rolle spielt.
Ne piepsige Kinderstimme verkauft eine Ultravox-Scheibe eben lange nicht so gut wie'n rauchiger Bariton oder Alt.
Und auch wenns etwas off-Topic ist: Die reinen Musik-Sender haben meines Wissens in den letzten Jahren praktisch nur verloren oder Stagnation erlebt (im Vergleich zu den Einschaltquoten Mitte der 90er). Die Radionutzung insgesamt ist gefallen und die Hördauer der Leute wird immer kürzer(Quelle: Sämtliche MA's seit '97).
Das mit den 'allerneuesten Titeln' (die übrigens sauteuer in der Ausstrahlung sind) und den vielen Mega-Millionen-Gewinnspielen ist wie bei einem Rennmotor, dem man zur Leistungssteigerung Lachgas einspritzt. Das geht mächtig ab dann - aber leider nur wenige Sekunden, und danach ist der Block schrottreif.
Und damit kommen wir auch schon zur Geschäftlichen Seite: Das Klientel, das man sich damit heranzieht, ist nicht mehr das, welches die Werbezeitkäufer haben wollen. Das reine Alter der Konsumenten entscheidet angesichts von Millionen Arbeitslosen und Hartz4-Empfängern immer weniger. Und so siehts bei den Werbeeinnahmen derzeit auch alles andere als rosig aus.
(Falls da Widerspruch kommt, möcht ich nur auf all die Kollegen verweisen, die genau aus diesem Grunde keinen festen Job mehr haben - da sollte jeder von Euch jemanden kennen!)
Und jetzt mal ein flammendes Plädoyer pro Inhalt:
Die wenigen, die seit Ende der 90er zugelegt haben, haben das (nachgetesteterweise) nur ihrer 'lokalen' oder 'regionalen Bindung' und der 'höheren lokalen' bzw. 'regionalen Kompetenz' zu verdanken. Ein inhaltliches (und sehr teures!!!) Kriterium - da ist die Musik dann ziemlich egal. Es gibt da durchaus das ein oder andere Beispiel, nicht nur bei den Privatsendern ...
Und deswegen auch nur ganz kurz zum 99999999999999milliardsten Mal: Wer ist Marktführer unter den Privaten in D? Radio NRW. Wer ist Radio NRW?
Der anonyme Rahmenprogrammanbieter hinter den prominenten Locals in NRW. Ihr könnt jetzt schreiben was ihr wollt - trotz Konkurrenz von innerhalb (5 x WDR) und außerhalb (aus NDs., aus H, aus RP, aus den NL, aus Belgien), trotz ungünstigster Senderverkettung, trotz der bis heute ungeklärten technischen Reichweitenprobleme sind die in ihrem Gebiet die Quoten- und gesamtdeutsch die Marktkönige. Und weswegen? Nicht unbedingt durch die Musik ...
Und wißt Ihr was: Die können nicht nur zehnmal soviele Mitarbeiter landesweit damit finanzieren wie andere Sender, die schreiben damit sogar Gewinn! Trotz hochgradig teurem Programm - zumindest nach den Maßstäben anderer Landesweiter Privatsender.
Und in MV ist der ärgste Quoten-Konkurrent für die Antenne schon lange nicht mehr NDR2 oder die Ostseewelle (wenn die das jemals waren). Es ist das veränderte, modernisierte NDR-Landesprogramm, der (Nicht-mehr-nur-)Schlagersender NDR1 Radio MV, selbst wenn die eigentlich eine andere Klientel versorgen. Aufwendig hergestellter Inhalt läßt offensichtlich auch viele Mittdreißiger einen Roland Kaiser mitsummen -auch am Wochenende.
Mich würde daher also auch mal interessieren, was für ein inhaltliches das o.a. Musikformat ergänzen sollte.
(BONGGGGGG! Ring frei zur nächsten Runde ...)