AW: Der neue Harald S.
Nee Jasemine: Nach dem riesigen PR-Spektakel sind doch viele Zuschauer garantiert. Und die ARD hat einen echten Coup hingelegt, in dem sie endlich die ungeliebte UEFA-Kacke von der Backe hat und trotzdem Schmidts Riesengage gebührenkonform verkaufen konnte.
An die Schmidtfans:
Eine Sendung positiv zu bewerten, weil Gags sonst in der ARD gar nicht vorkommen ist doch etwas einfältig.
"Wer ein Feuerwerk an Gags erwartete, hatte den falschen Anspruch" bringt die seltsam-ergebene Einstellung, mit der selbst ansonsten intelligente Menschen Schmidt betrachten, ganz gut auf den Punkt: Wenn man das nicht gut findet, hat man es nur falsch verstanden... Gutes Konzept, vielleicht die beste Idee von Schmidt überhaupt, über die Jahre hinweg auf diesen Status hinzuarbeiten.
Der olle Herr Balder hat neulich völlig zu Recht angemerkt, daß Menschen bei Schmidt Kulturkritik vermuten, wenn er Wasser trinkt, auch wenn er nur Wasser trinkt. Und Schmidt ist auch intelligent genug, um dies selbst gelegentlich festzustellen.
Dummerweise ist das intellektualistische Publikum aus Möchtegernverstehern aber nicht so weit, sondern wirft sich vor jedem Bockmist in den Staub, weil man Angst, sich als Nichtversteher zu outen (auch wenn es gar nichts zu verstehen gibt). Ein guter Gradmesser dafür ist die riesige Anzahl von ansonsten nicht gerade als satirefanatsich verschrieenen Politikern, die in jedes Boulevardmikro hecheln, wie toll sie gerade den Schmidt finden. Das sollte einen denn definitiv mißtrauisch machen.
Gelobt wird Schmidt, weil er sich den Ruf erarbeitet hat, gut zu sein, und nicht, weil er es noch ist. Unantastbar wird er, weil er tatsächlich ein hochintelligenter und belesener Mann ist: Wer legt sich damit gerne öffentlich an, vor allem wenn er selbst ein Dünnbrettbohrer ist?
Schade ist eben nur, daß seine Sendung trotzdem schlichtweg Schrott war, lahm präsentiert, mit unendlichen Längen und mit oft minutenlangem Gefasel, bis dem "Meister" dann endlich ein erlösender alter Gag aus einem seiner früheren Bühnenprogramme eingefallen ist, um das Drama zu beenden. Im Unterschied zu Anke hat Schmidt die Souveränität, diese Längen durch gnadenlose Arroganz zu überspielen, während Anke immer anfing, die Hände zu verknoten. Aber die Sendung war trotzdem weder geistreich noch unterhaltsam. Von daher paßt der Pennerlook gut ins Konzept: Nach ein paar dieser Sendungen werden die Zuschauer wohl ähnlich aussehen.