AW: Qualitätsverbesserung beim Internetradio (Hardware)
Der Sound ist klarer, Höhen und Tiefen kommen viel intensiver rüber...
Das könntest du einfach mit einem parametrischen EQ erreichen, indem du den Mittenbereich absenkst. Schon dominieren die Bandenden und fertig wäre es. Von einem entscheidenden Schritt in Richtung "Radiosound" (was auch immer darunter verstanden werden mag) bis du damit aber Welten entfernt. Dort wird - nicht selten mehrfach - mittels mehrbandiger Kompression das gesamte Audiospektrum in einzelne Bereiche zerlegt und diese jeweils getrennt in der Dynamik bearbeitet.
Darauf möchte ich hier nicht weiter eingehen. Bei gemäßigter Anwendung ist für dein Hobby die Möglichkeit der breitbandigen Kompression durchaus ein wirksames Hilfsmittel.
Auf die Diskrepanzen beim Einsatz eines einzelnen Kompressors ist Studio Rebstock bereits ansatzweise eingegangen. Hier möchte ich nocheinmal ansetzen:
Grundsätzlich ist es durchaus sinnvoll, den Mikrofonkanal zu komprimieren. Der Grund: Das "trockene" Sprachsignal ist bei gleichem Spitzenpegel (z. B. dBfs) runde 6 dB(vu) leiser als Musik. Außerdem können je nach Mikrofon Änderungen im Sprechabstand sowie des Besprechungswinkels deutlich hörbar werden. Ein Kompressor im Mikrofonkanal kann hier helfen, diese Effekte etwas zu lindern. Außerdem muss man die Musik nicht so weit untersteuert fahren, um die Moderation nicht unhörbar zu machen. Diese Methode hat aber mindestens einen entscheidenden Nachteil. Die Moderation über der Musik wird recht "aufgesetzt" klingen und man muss seine Titel sehr wachsam zusammenfahren, um dem Hörer Lautstärkedifferenzen zwischen den Titeln sowie seiner Sprache zu ersparen. Für einen Selbstfahrer, der ernsthaft und sinnvoll moderieren will, sich also während der Titellaufzeit auch noch um alles andere kümmern muss, wird das Spiel zur erschöpfenden Last.
Schnitt.
Schaltet man - und das halte ich für sinnvoller - den Kompressor in die Summe, so bleibt zwar der Zwang, die Musik immer ca. 6 dB gegenüber dem Sprachsignal zu untersteuern, allerdings erhält das Gesamtklangbild schon eher den Eindruck, es wäre "aus einem Guß" und Lautstärkeunterschiede werden allgemein besser toleriert.
Besser wären natürlich 3 Geräte, die dann je nach Einsatzstelle auch in der Arbeitsweise bezüglich ihrer Parameter optimiert werden könnten. Änderungen in der tonalen Balance der Signale können dann immernoch mit einem EQ (im Kanalzug des Mixers) vorgenommen werden, wobei das Verhalten der Kompressoren in diese Betrachtung einbezogen werden muss. Deutliche Änderungen auf der einen Seite ziehen immer auch Änderungen woanders nach sich.
Man könnte das jetzt nocht weiter ausbauen, ich möchte es aber zunächst dabei belassen, denn ich denke aufgezeigt zu haben, dass es sich bei der Problematik um alles andere als ein Kinderspiel handelt und der Weg zum "Radiosound" ein steiniger ist (was auch an dem Kies liegt, den er kostet).
Im übrigen ist selbst ein teurer Multiband-Kompressor nicht das Allheilmittel (glauben immernoch viele), wenn er nicht sorgfältig angefahren wird. Außerdem ist seine Bedienung und Einstellung noch viel schwieriger, erfordert sehr viel Erfahrung und ist im grunde ohne ehrliche Abhörmöglichkeit nicht möglich, ohne mit einem solchen Gerät mehr Unsinn als Nutzen zu fabrizieren. Einige - zumeist private - Rundfunksender, bei denen Technik für utopische Summen werkelt, die wiederum von "Profis" bedient wird, sind lebendige Beispiele dafür.