Ich denke, dass das - ironischerweise - kein Widerspruch ist. Man muss m.E. zwischen Werbeplätzen insgesamt und - aus Sicht der werbetreibenden Industrie - tatsächlich brauchbaren Plätzen unterscheiden. Um in Deinem Beispiel zu bleiben, es gibt immer mehr Leibniz-Kekse, aber Buttercremetorte wird immer knapper und ranziger. Beim Fernsehen haben RTL und ProSiebenSat1 in den letzten Jahren fleißig neue Sender gegründet, die sich aber mit dem weitgehend selben Programm wie die Muttersender selbst kannibalisieren; beim Radio kann man zwar im AC-Umfeld fleißig Werbung buchen, aber nicht darüber hinaus. Die Relevanz des Werberahmenprogramms von ARD und ZDF auf zwei Kanälen zwischen 17 und 20 Uhr sinkt immer weiter, da sich die Nutzung immer mehr in Richtung Dritte und Spartenprogramme sowie die Mediatheken verschiebt. Und schließlich steigt die Zahl der Radio- und Fernsehverweigerer stetig. Die Folge von all dem ist, dass es zwar quantitativ immer mehr Werbeplätze gibt, aber gleichzeitig immer mehr Menschen durch keine dieser Werbeplätze erreicht wird. Der Markenverband (als Werbelobby der Konsumgüterindustrie) fordert ja keine weiteren "RTL Gamma"- und "ProSieben Platin"-Sender,
sondern eine "Liberalisierung" der Werbung bei den Öffentlich-Rechtlichen. Man möchte mit seiner Werbung möglichst eine Vollabdeckung in der Bevölkerung erreichen. Dafür ist aber nicht das absolute Volumen an verfügbaren Werbeplätzen entscheidend (das heute so groß ist wie nie zuvor), sondern deren relative Reichweite (die so gering ist wie seit langem nicht mehr). Summa summarum: Die Werbeetats der Industrie wären prinzipiell vorhanden,
aber die Medien sind unfähig, entsprechende Leistungsweite vorzuweisen - was im Falle der Öffentlich-Rechtlichen aber auch
gar nicht deren
Aufgabe wäre.