Radiojob – wie schwer ist der Absprung?

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AW: Radiojob - wie schwer ist der Absprung?

Das trifft vielleicht auf Hospitanten und Volontäre zu. Aber beim Einkauf gestandener Moderatoren/Redakteure achtet Bayern 3 nicht wirklich auf ein abgeschlossenes Studium. Zumindest kenne ich mindestens vier Moderatoren dort, die keinen Studienabschluss haben. Und beim Ex-Bayern 3-Mod Meixner bezweifle ich auch, dass er studiert hat.
Echt ist das so? Ist das v.a. auch bei jungen Mods so. Weil ich glaub zu Meixnerzeiten hat man da einfach nicht so drauf geachtet und dann konnte er bewehren. Aber ist das echt so bei neuen jungen Mods (also ich weiß es echt nicht, deshalb frag ich)!?
 
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Heinz Schenk sagte vor vielen Jahren einmal, es gebe auch Moderatoren, die seien so eitel, dass sie sich sogar für Hörfunksendungen schminken ließen. Aber ich glaube, er meinte das scherzhaft.
Bei der BBC London war (ist?) es üblich, dass der Nachrichtensprecher im Frack die Nachrichten vorliest. Aus Ehrfurcht vor der Nachricht. Auch wenn es keiner sieht.

Matthias
 
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Was bringt es denn, studiert zu haben? Vor ein paar Jahren mag das noch ein Ansporn gewesen sein, aber die Zeiten haben sich geändert.
Genau das halte ich für einen Trugschluss. Im Gegenteil: Die Welt wird immer komplizierter. Von Gesundheitsreform bis Nahostkonflikt. Wer als Journalist, bei welchem Medium auch immer, erfolgreich sein Berufsleben gestalten möchte, hat ohne Studium fast keine Chance, weil ihm einfach sämtliche Grundlagen fehlen. Heute wird erwartet, sich sofort mit allen erdenklichen Sachverhalten zu beschäftigen und dann die richtigen Fragen zu stellen. Da hat man gar keine Zeit, sich erst einzuarbeiten, sondern muss allumfassend informiert sein.

Natürlich sollte man nicht Germanistik oder Kunstgeschichte studieren, sondern eher Politikwissenschaft, VWL oder Jura. Ich habe damals mit Politikwissenschaft eine sehr gute Wahl getroffen, das bestätigt sich fast jeden Tag. Heute sind Experten gefragt, die komplexe Sachverhalte für jeden Zuschauer/Zuhörer anschaulich und verständlich erklären können.

Dass man sich nebenbei auch mit den technischen Gegebenheiten seines Mediums auskennen muss, versteht sich von selbst. Und dass man schreiben und sprechen können muss. Aber es kann doch nicht angehen, dass ein Off-Sprecher erst mal den Text eines unfähigen Autors komplett durchredigieren muss, bevor man aufnehmen kann, weil der gelernte Sprecher (obwohl kein Fachmann für die Inhalte) sofort eine Reihe von sprachlichen und inhaltlichen Fehlern findet.

Wer so umfangreich wie möglich gebildet ist, und dieses Wissen auch zum Wohle des Publikums einsetzen kann, wird sein ganzes Leben lang gute und erfüllende Arbeit haben.

Matthias
 
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Wer so umfangreich wie möglich gebildet ist, und dieses Wissen auch zum Wohle des Publikums einsetzen kann, wird sein ganzes Leben lang gute und erfüllende Arbeit haben.

Matthias

Dieses "kann" ist das Problem. Wer hat im Medium heutzutage noch umfassend die Möglichkeit, seine Kernkompetenzen und sein Allgemeinwissen zum Wohle des Publikums einzusetzen. Das sind leider ganz wenige. Und diese "Universalgelehrten", die zusätzlich unterhaltsam sind und bei denen es auch ästhetisch eine Wonne ist, zuzuhören, werden vom Zirkusdirektor (sprich: Wellenchef) argwöhnisch beäugt. Wie Böll in Dr. Murke sagt: "Der Zoodirektor hat auch Löwen und Tiger, obwohl seine Liebe eher den Rehen gilt..."
 
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Dr. Murkes gesammeltes Schweigen spielt natürlich in einer anderen Liga als Dr. Murks' gesendetes Stammeln, das uns heute so von angeblich studierten Uni-Absolventen umgibt.

Aber eigentlich wollte ich was anderes sagen, es geht hier ja ums Aussteigen. Ja tatsächlich, es gibt ein Leben nach dem Radio.

Mehr oder weniger gute Vorbilder liefert die spannende Serie aus dem lfm-Funkfenster:
http://www.lfm-nrw.de/funkfenster/nrw_medien/lebenlokalfunk.php3
 
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Wer als Journalist, bei welchem Medium auch immer, erfolgreich sein Berufsleben gestalten möchte, hat ohne Studium fast keine Chance, weil ihm einfach sämtliche Grundlagen fehlen.

Sorry, aber selten so einen überheblichen Schwachsinn gelesen. Es gibt so viele Studis, die sich durch ihr Studium mogeln und am Ende von nichts eine Ahnung haben. Auf der anderen Seite gibt es - auch unter Journalisten - viele, die sich eben Dinge "privat" angeeignet haben und zudem noch mit einer fundierten praktischen Ausbildung glänzen können. Sicherlich lernst Du in einem Politikstudium (wenn Du es ernsthaft betreibst) Dinge, die Dir als Journalist helfen, Sachverhalte zu verstehen. Diese Dinge kann ich mir aber auch durch gute Bücher & Zeitungen aneignen. Und ob man Dinge dann auch verständlich darstellen kann, das steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt - was man täglich an einigen studierten Journalisten "bewundern" kann, die es nicht schaffen, die Welt so zu erklären, dass man sie versteht.
 
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Es gibt so viele Studis, die sich durch ihr Studium mogeln und am Ende von nichts eine Ahnung haben. Auf der anderen Seite gibt es - auch unter Journalisten - viele, die sich eben Dinge "privat" angeeignet haben und zudem noch mit einer fundierten praktischen Ausbildung glänzen können.
Journalismus ist kaum etwas, was man erlernen kann. Man benötigt eine Begabung, die aber leider (?) nicht Viele besitzen.

Man sollte komplizierte Sachverhalte in kürzester Zeit auch für Nicht-Fachleute verstehbar machen. DAS ist Journalismus. Wer das nicht kann, sollte sich lieber einen anderen Job suchen.
 
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Wobei man nicht vergessen sollte, daß man diese komplizierten Sachverhalte dazu natürlich zunächst einmal selbst verstanden haben muß. Vielleicht ist es letztlich die Kombination von beidem, die eher rar gesät ist?
 
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Auch wenn die Diskussion rund ums Studium ja ganz spannend ist - und ich ebenfalls eine Menge dazu beitragen könnte -, geht es doch eigentlich um die Zeit nach dem Radiojob.

In einer Zeit, da sich auf eine öffentliche Stellenausschreibung mehrere hundert Bewerbungen einfinden, gelten in den Personalabteilungen sehr harte Regeln. In der ersten Stufe wird zunächst mal ein Filter gesetzt, bevor die Bewerbungen, die einen oder gar zwei Filter erfolgreich überstanden haben, überhaupt erst mal auf dem Tisch eines Personalchefs landen.
So habe ich es gerade in einem workshop gelernt.

Natürlich stimmt es, dass logisch-strukturiertes Denken, gepaart mit fundiertem Allgemeinwissen, im journalistischem Bereich u.U. mehr wert sein kann als ein mit Müh' und Not geschossenes Diplom.
Die Frage ist aber, ob ich mein nicht zertifiziertes Allgemeinwissen in einer Bewerbung gewichtig genug unterbringen kann, um nicht gleich an der ersten Hürde zu scheitern.

Meines Erachtens helfen hier nur entweder Beziehungen (die man als Journalist ja haben sollte) oder die Selbständigkeit mit einer guten Selbst-Vermarktungsstrategie.

Gruß, Uli
(der sich auch wünscht, dass es anders wäre, der sich aber leider genauso den Fakten beugen muss)
 
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Liebe Sabine,

Du hast recht - es gibt Journalisten, die als Naturtalente auf der Welt wandeln und sich mit nahezu blinder Sicherheit ihren Themen nähern und sie sich mit einer guten Recherche erschließen. Da dazu allerdings eine erhebliche System- und Strukturkenntnis nötig ist, die man erst im Laufe der Jahre erwirbt, zeigt sich eine solche Begabung erst relativ spät. Ein wissenschaftliches Studium jedenfalls vermittelt bei weitem nicht nur Fachwissen - sondern vor allem die Fähigkeit, sich einem Thema systematisch zu nähern, analytische Kategorien zu entwickeln und zu gebrauchen und so Antworten auf gezielte Fragen zu finden. Das ist eine gute Grundlage, um journalistisch tätig zu sein. Dabei ist es völlig gleich, ob man nun auf Lehramt studiert, Kunstgeschichte als Magister oder Politikwissenschaft mit Diplom.
Viele Grüße
Die Hexe
 
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Liebe Sabine,

Du hast recht - es gibt Journalisten, die als Naturtalente auf der Welt wandeln und sich mit nahezu blinder Sicherheit ihren Themen nähern und sie sich mit einer guten Recherche erschließen. Da dazu allerdings eine erhebliche System- und Strukturkenntnis nötig ist, die man erst im Laufe der Jahre erwirbt, zeigt sich eine solche Begabung erst relativ spät. Ein wissenschaftliches Studium jedenfalls vermittelt bei weitem nicht nur Fachwissen - sondern vor allem die Fähigkeit, sich einem Thema systematisch zu nähern, analytische Kategorien zu entwickeln und zu gebrauchen und so Antworten auf gezielte Fragen zu finden. Das ist eine gute Grundlage, um journalistisch tätig zu sein. Dabei ist es völlig gleich, ob man nun auf Lehramt studiert, Kunstgeschichte als Magister oder Politikwissenschaft mit Diplom.
Viele Grüße
Die Hexe


Liebe Hexe,

dem widerspreche ich in keinster Weise. Ich habe auch nichts gegen ein Studium oder studierte Journalisten - im Gegenteil. :) Ich wehrte mich nur gegen den Satz "Wer als Journalist, bei welchem Medium auch immer, erfolgreich sein Berufsleben gestalten möchte, hat ohne Studium fast keine Chance, weil ihm einfach sämtliche Grundlagen fehlen."

Liebe Grüße,
Sabine
 
AW: Radiojob - wie schwer ist der Absprung?

Ich glaube, ein Studium ist sicherlich hilfreich. Wichtiger sind aber wohl gute Kontakte, die man während der Arbeit gemacht hat und durch die der Absprung dann erleichtert wird. Ein guter und gestandener Journalist hat sicher gute Chancen, sei es in Agenturen oder aber auch im PR-Bereich. Schwierig ist es allerdings, wenn man beim kleinen Sender um die Ecke sich nach dem Hauptschulabschluß über Praktika zum Nachtmoderator hochgearbeitet hat und dann weggespart wurde. Hier ist der der Umstieg in eine andere Branche dann sicher schwerer, insbesondere wenn es an Sprachkenntnissen und Allgemeinbildung mangelt (was ich nun aber nicht allen Nachtmoderatoren kleiner Sender unterstellen will). Gerade eine gute Allgemeinbildung ist heute extrem wichtig, wenn ich da manche Studenten erlebe, die bei uns ein Praktikum machen, wird mir manchmal ganz anders. Insofern ist "nur" ein Studium sicher keine Garantie für eine große Karriere.
 
AW: Radiojob - wie schwer ist der Absprung?

Also eine gute Vorbildung in Form von abgeschlossener Lehre und / oder Studium ist meines Erachtens nicht nur für die Zeit nach dem Radio wichtig, sondern auch für den Job beim Radio selbst; denn wie will ich ohne irgendwie geartete Lebenserfahrung eine Beziehung zum Hörer aufbauen. Wenn ich außer Schule und Radio nix kenne wird es immer schwerer mir einen echten Menschen vorzustellen, der da vorm Radio sitzt und nicht nur der vom Berater oder der MA angenommene kleinste Teil des Hörerdurchschnitts.
Aber mal weg von den möglichen Angestelltenberufen nach der Radiozeit- man kann es immer noch als Selbständiger versuchen. Dann ist die Branche recht egal, solange die Geschäftsidee den Kreditantrag bei der Bank trägt ;))
 
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