AW: Radiotest Österreich
Die Entwicklung von Ö3 im Zeitraffer:
1995: Das erste österreichische Privatradio "Antenne Steiermark" (Sebor+Bartsch) startet und überholt aus dem Stand im Bundesland Steiermark Ö3. Beim ORF schrillen Alarmglocken: Ö3 liefert zu diesem Zeitpunkt ca. 70 Mio € an die Zentrale ab.
In einer hastigen Programmänderung rund um den Sendestart der Antenne wird alles nur noch schlechter.
1996: Die BCI betritt das Schiff: Ö3 als Schienenradio wird zum Formatradio umgestylt. Bogdan Roscic wird Ö3-Chef. Er erklärt, dass Ö3 in allen Teilmärkten Österreichs wieder Nummer 1 werden wird. Vielen fehlt der Glaube. Mittels massivem Einsatz von Marketing (vor allem Cross Promotion im staatlichen Monopol-TV) wird die Marke Hitradio aufgebaut. Gerhard Zeiler (der jetzige RTL Chef) ist damals Chef des ORF unterstützt Roscic.
1997: Ö3 überholt wieder die Antenne Steiermark.
1998: Am 1. April starten Österreich ca. 40 Privatsender. Ö3 erleidet vor allem in Wien starke Verluste, kann sich aber als Nummer 1 vor 88.6 Der Musiksender (Sebor+Schwenk) behaupten.
In Folge kommt es bei vielen Privatradios zu Programmänderungen (Antenne Wien nach 6 Monaten, 92,9 RTL nach 3 Monaten etc.)
1999-2001 Ö3 wächst weiter und knackt die 3 Millionen Marke. Das bedeutet, der Sender hat mehr Zuhörer als je zuvor, Monopolzeiten eingerechnet. Ö3 wirbt laufend Mitarbeiter der finanzschwächeren Privatradios ab.
2001: Verbot der Ö3-Crosspromo im staatlichen TV. Ö3 verliert damit eine Medialeistung im Wert von geschätzten 12 Millionen Euro.
2002: Bogdan Roscic verläßt den ORF. Seine Fähigkeit, die Zentrale aus dem Sender draußen zu halten geht verloren.
2002/2003: Ö3 wechselt die Werbeagentur: Statt Barci, eine Wiener Agentur, die die Markte seit 1996 aufgebaut hat, kommt DMB zum Zug, die zuvor (mit weniger Erfolg) Radio Wien betreut hatten.
2003: Ö3 beendet Zusammenarbeit mit der BCI. Ursachen mir unbekannt. Budget möglich. Troubles mit Morgen Moderator Hary Raithofer - er verläßt den Sender spontan, nur um vier Monate später wieder dort anzufangen. Erste Probleme für Ö3 bei den Budgetverhandlungen mit der Zentrale: Diese mischt sich massiv ein, was unter Roscic nicht möglich gewesen wäre.
2004: Der neue Ö3 Chef Spatt gerät unter noch stärkeren Druck der Zentrale. Monika Lindner, die neue ORF-Chefin kündigt in einem internen Meeting an, "Ö3 wieder unter die Dachmarke zurückzuführen". Lindner war zuvor von der schwarz-blauen Koalition eingesetzt worden und hat unter anderem laufend sinkende Marktanteile des ORF-TV´s sowie zwei gescheiterte Werbekampangen ("Alles bleibt besser", "dankeschön") zu verantworten. Der ORF erhöht die Rundfunkgebühren, was die strategische Bedeutung von Ö3 im Unternehmen schwächt.
Das Parlament beschließt eine Mediennovelle: Ö3 soll künftig Konkurrenz durch österreichweites Privatradio bekommen. Das Gesetz erhält auch sonst einige Erleichterungen für Privatradios. Außerdem soll der ORF jetzt was Werbung betrifft von der gleichen Behörde kontrolliert werden wie die Privaten.