AW: Räson, Loyalität oder Renitenz und Boykott?
... wenn die beiden Kandidaten täglich ein starkes Abführmittel bekommen. Dann wäre auch RTL Explosiv schnell dabei.
Dann wäre der Name der Sendung endlich mal Programm!
Von einem generellen Standpunkt aus gesehen würde ich die Beantwortung der Frage aber durch das Spannungsfeld, dem sich die Mitarbeiter ausgesetzt sind, betrachtet sehen wollen. Dieses Spannungsfeld definiert sich aus verschiedenen, teilweise konträr wirkenden Anforderungen an Mitarbeiter und Führungsetage. Generell gesprochen (ich bin nicht beim Rundfunk, kenne das nur von anderen Firmen, aber ich denke, das läßt sich auch auf den Rundfunk übertragen) ist die Beziehung zwischen Führungsetage (auch: Arbeitgeber) und Mitarbeiter (Arbeitnehmer) zunächst einmal ein Zweckverhältnis. Der Arbeitnehmer "verkauft" dem Arbeitgeber seine Arbeitskraft, sein Talent, wofür er vom Arbeitgeber entlohnt wird. Daraus kann man nun ableiten, daß der Arbeitgeber gegenüber dem Arbeitnehmer eine Weisungsbefugnis hat, der Arbeitnehmer begibt sich in eine gewisse Abhängigkeit. Daß das auf Dauer nicht wirklich gut funktioniert, haben vergangene Jahrhunderte zur Genüge gezeigt.
Es steht dem Arbeitgeber also wohl an, diese einseitige Beziehung zu lockern und den Arbeitnehmer mit gewissen Freiheiten auszustatten. Mitdenkende Mitarbeiter sind ein wertvolles Gut (was leider bis heute vielen Arbeitgebern nicht bewußt wird...). Wie weit diese Freiheit nun gehen darf, hängt wieder von verschiedensten Faktoren ab. Wenn man sich zum Beispiel ein (beliebiges) Projekt vorstellt, dann kann man dieses meist in Verschiedene Phasen unterteilen, die ineinander übergehen, von der Anfangsphase in die Planungsphase, danach dann Ausführung und Auslieferung. In der Anfangsphase werden die Parameter, die das Projekt letztlich ausmachen, gesammelt und das Bild des fertigen Produktes entworfen. Hier sind alle Freiheiten gefragt. Hier kann man Gehirnstürme entfachen (Brainstorming meine ich natürlich
) ud einfach mal rumspinnen - oft genug kommt dabei wertvolles für das Projekt raus. Aber je weiter man fortschreitet, umso mehr muß man sich an die (selbstgewählten) Regeln halten und "funktionieren", um so weniger Raum für Freiheit hat man.
Auch auf nicht projektorintierte Abläufe kann man dieses Prinzip anwenden: hier sollte man in gewissen Zeitabständen die Arbeitsabläufe einer Prüfung unterziehen, neue Ideen zulassen, experimentieren - das schadet nicht, holt die Mitarbeiter ins Boot und fördert dadurch Loyalität und Krisenfestigkeit. Der zentrale und zugleich schwierigste Punkt, den es dabei zu beachten gilt, ist die Wahrheit: was ist Wahrheit, spricht: was ist "gut" für die Firma, die Arbeitgeber, die Arbeitnehmer, die Konsumenten des fertigen Produktes? Dieses ist ein weiteres Spannungsfeld, das es zu analysieren gilt. Am Beispiel Radio habe u.U. Programmchef, Moderator und Hörer völlig unterschiedliche Meinungen, was eine gute Sendung ausmacht. Eine "Sendung für alle" kann es schlechterdings nicht geben, so kann man nur entweder "Sendungen für möglichst viele" machen oder aber "Sendungen für wenige"- Spezialsendungen. Macht man Sendungen für viele, muß man wieder den Qurschnitt der Zielgruppe treffen, ein "Mittelmaß" finden, das vielen gefällt, in anderen Worten: Kompromisse machen.
Das hier die Meinungen sehr weit auseinandergehen können liegt wieder in der Natur der Sache - man kann den Menschen schließlich nur vor den Kopp gucken, aber nicht rein. Gäbe es ein Patentrezept, hätte das bestimmt schon jemand entsprechend vermarktet. So bleibt eigentlich nur, daß Programmverantwortliche ihren Mitarbeitern zuhören und beide zusammen versuchen, das, was der Hörer letztlich will, zu erahnen. Das geht nicht immer gut, aber auch nicht immer schlecht - insofern muß man einfach damit rechnen, daß es mal besser und mal schlechter geht - gerade der letzte Punkt dürfte aber bei Kommerzorientierung für heftige Magenschmerzen sorgen - ich soll etwas zulassen, was auch mal *schlecht* sein kann? Aber ich muß doch Gewinn erwirtschaften... und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Wer nur nach dem Gewinn strebt, wird sich zwangsläufig nur ungern auf Experimente, die fehlschlagen können einlassen. Die Folge davon ist aber, was wir sehen. "Mainstream". Bloß keine Ecken und Kanten. "Weich in die Moderationen einsteigen".
Der lange Rede kurzer Sinn: solange der unbedingte Zwang zum Kommerz besteht, wird sich kaum etwas ändern. Wir müssen wieder lernen, dem Geld den Stellenwert zuzuweisen, den es hat: ein Zahlungsmittel, das man zum Austausch von Waren und Dienstleistungen verwenden kann. Mehr nicht. So einfache Wahrheiten wie "Geld allein macht nicht glücklich" sollte man sich mal wieder vor Augen führen
Verzeihung-für's-OT-und-duck-und-wech-Grüße,
McCavity