AW: rias 2-Legende Rik de Lisle wieder on air
Rik De Lisle wechselte nicht von AFN zum rias2 Musikkanal sondern zuerst zu RIAS im Allgemeinen. Er war schon einige Zeit vor dem rias2-Start in 1985 auf den Wellen von RIAS-Berlin zu hören ...
Die Stimme hat ihn in Berlin zum Radiostar gemacht, zunächst auf 87,9 MHz bei AFN (American Forces Network), 6 Jahre später als "Alter Ami" bei der Jugendwelle RIAS 2. Ohne Deutschkenntnisse, mit Spickzetteln bewaffnet, hat er seine ersten Sendungen für den RIAS bestritten. Bereits am 02.01.1981 hatte er ein kurzes Gastspiel am Mikrofon von RIAS Berlin, im Rahmen des Rock over RIAS - Events "25 Jahre Rock-Musik". Es war seine erste RIAS-Moderation überhaupt, natürlich in perfektem englisch:
Vor der Zeit beim RIAS mischte er in der Berliner Musikszene (SPLIFF) mit und wurde selbst ein Bestandteil der Neuen Deutschen Welle (NDW). Titel damals: "Rik's Rap" ( I love that Deutsche Welle
Rik über sich selbst:
Die erste Sendung bei RIAS Berlin
..... 1983 zeichnete sich das Ende beim AFN ab. Die Army kündigte mir einen neuen Dienstwechsel an, diesmal sollte ich nach Oslo, Norwegen. "No way", war meine Antwort. "Meine drei Kinder sind alle in Deutschland geboren, sie sprechen die Sprache perfekt, ich fühle mich pudelwohl hier - was soll ich in Norwegen?" Also reichte ich meine Rente ein, die mir nach 20 Dienstjahren als Soldat auch zustand. Am 1. April 1984 sollte Schluss sein.
War es Zufall, dass ich schon seit langer Zeit Sigi Schmidt-Joos kannte, den Unterhaltungs-Chef vom RIAS? Ob nun Glück oder Schicksal, Sigi bot mir sofort einen Job beim RIAS an: "Ami, wenn Du bei AFN fertig bist, fängst du beim RIAS an." Zuerst sträubte ich mich: "Ich kann kein Deutsch, das geht nicht." Aber Sigi blieb hart. Längst war ich hoffnungslos in Berlin verknallt und da kam es für mich nicht in Frage wegzuziehen. Also suchte ich mir für die Zeit nach AFN eine neue Arbeit. Sigi Schmidt-Joos verschaffte mir eine eigene Sendung, die ab 23 Uhr auf RIAS Berlin lief: "Rock mit Rik". Gleich danach kam Barry Graves mit einer zweistündigen Country-Sendung.
Meine erste Sendung beim RIAS werde ich nie vergessen. Ich hatte einen Riesen-Bammel vor meiner ersten Sendung auf Deutsch. "Das geht in die Hose", dachte ich ständig, "das muss einfach in die Hose gehen." Sigi spürte genau, wie mir zumute war. Deshalb stellte er mir einen Vollprofi an die Seite -Dennis King.
Dennis war buchstäblich mein Babysitter, er holte mich am Morgen ab und brachte mich nach der Sendung wieder nach Hause. Dennis versuchte ständig, mich zu beruhigen: "Du schaffst es, bleib' cool". Endlich sass ich auf dem Stuhl, endlich hatte ich die Kopfhörer übergestülpt. Als das rote Licht leuchtete und ich auf Sendung war, lagen meine Nerven völlig blank. Nach jeder Moderation, wenn Musik spielte, fragte ich Dennis völlig verzweifelt:
"Wie war es? Wie klingt es?"
"Es klingt, als ob ein Ami am Mikrofon sitzt"
"Mein Gott!!"
"Keine Angst - das soll es. Es ist alles okay."
Nie werde ich Dennis vergessen, was er für mich getan hat.
Die Sende-Uhr
Bei einem Gespräch mit Gerd Besserer, er war damals Programmchef bei RIAS 2, erfuhr ich, dass sich bei RIAS 2 noch niemand Gedanken über eine Sende-Uhr gemacht hatte. Eine Sende-Uhr bedeutet, dass eine Stunde Sendezeit als Kreis dargestellt wird, der in lauter kleine Tortenstückchen aufgeteilt wird. Diese Tortenstücke stellen dann die einzelnen Elemente in einer Stunde Sendezeit dar: Nachrichten, Musik, Wetter und Verkehr, Werbung, Moderation.
Eine Sende-Uhr muss schlüssig sein und braucht einen Spannungsbogen, wenn Hörer draussen am Radio gefesselt werden sollen. In der Vorbereitungsphase von RIAS 2 gab es eine solche Sendeuhr noch nicht. Auch Gerd Besserer hatte sich noch keine Gedanken gemacht, wie und wann er welche Musik spielen wollte. Er wusste nur eins, es sollte Musik für junge Leute gespielt werden. Weil ich mir das gedacht hatte, zog ich die Sende-Uhr aus der Tasche, die wir bei AFN benutzt hatten.
Gerd war von dieser Sendeuhr und meinen Gedanken zu RIAS 2 offenbar angetan. "Wenn du willst, kannst du das für uns machen", bot er mir an. "Würde ich gerne machen", antwortete ich.
"Gut. Dann bist du ab jetzt der neue Musik-Chef von RIAS 2."
Start der RIAS 2 Jugendwelle
Ich bekam die Frühschiene bei RIAS 2. Worauf ich heute noch ganz stolz bin: Die allererste Sekunde, die RIAS 2 im Jahre 1984 sendete, kam von mir. Bis 4 Uhr 10 lief das normale Programm von RIAS1. Dann waren Trommeln zu hören und die Satz: "Hier ist RIAS Berlin". Zehn Minuten ging das. Im Studio sass ich wieder mordsmässig aufgeregt vor dem Mikrofon. Ohne es genau zu wissen, ahnte ich: In wenigen Minuten sollte ich Radio-Geschichte in Berlin machen. Peter Schiwy, der Intendant, und Programmchef Gerd Besserer standen bei mir im Studio und gemeinsam beobachteten wir , wie der Minutenzeiger nach vorne rückte. Den grössten Bammel hatte ich immer noch vor meinem Deutsch. Verstehen mich die Leute auch? Spreche ich so, dass es alle Leute mitbekommen. Oder bin ich einfach eine Katastrophe und kein Mensch wird jemals meinen komischen Slang verstehen? Damit ganz bestimmt nichts schief ging, schrieb ich mir meinen ersten Satz in Ami-Lautschrift auf.
"HERE IST RIAS ZV-EYE. ES IST VEER OOR SVANZICH,
ICH BIN RIK DE LISLE UND HERE KOMMT >PEOPLE GET READY
AUF VEER UND NOIN-ZICH DR-EYE - RIAS ZV-EYE"
Das war unser Start !
Dr. Zimmermann vom Zehlendorfer Zeitzeichen-Institut
Eine heilige Kuh gab es beim RIAS: Das Zeitzeichen. Immer zur vollen Stunde vor den Nachrichten ertönte dieses "piep, piep, piep, piiiiiep" - daran gab es nichts zu rütteln. Also dachte ich mir: Okay, wenn wir schon dieses Zeitzeichen haben müssen, soll es wenigstens witzig sein. Und so erfand ich "Dr. Zimmermann vom Zehlendorfer Zeitzeichen-Institut". Er wurde von mir so genannt, weil ich auf diese Weise jeden Tag meine Aussprache beim Z trainieren konnte. Zimmi sagte nie etwas anderes als "Piiiiep" - und das war dann das Zeitzeichen in meiner Sendung. Jedesmal, wenn er ins Studio kam, passierte ihm etwas. Einmal kam er zum Beispiel mit dem Pferd, piepte - und fiel beim Herausreiten mit viel Lärm aus dem Sattel. Das passierte natürlich nie wirklich - wir produzierten Zimmi mit Geräuschen jeden Tag auf Band.
Quelle: Rik De Lisle und
http://rias-berlin.com