AW: Sam Ragga Band - Dry Your Eyes
Liebe Forengemeinde,
schon öfters habe ich nun festgestellt, wie die in meinen Augen sinnlose Musikdiskussion immer wieder von neuem losgetreten wird und ich möchte nur einige, nicht zu vernachlässigende Fakten in den Raum stellen, aber zugleich nicht meine Zeit damit verschwenden, darüber zu philosophieren, ob nun der eine oder andere Song im Radio nicht genausogut funktionieren würde.
Leider wird hier immer wieder vergessen, dass es im Radiogeschäft schon lange nicht mehr darum geht, wer denn nun die neuesten Songs ausgräbt. Das Radio macht doch keine Stars mehr, das Radio spielt die Stars. Außerdem betrachtet Ihr alle Sender immer völlig freigestellt, also nicht in Ihrem jeweiligen Markt, denn in diesem sieht die harte Realität schon mal ganz anders aus! Hier geht es vor allem um die Positionierung, die Herausarbeitung der USPs und der musikalischen Identität!
Ich habe das Gefühl, dass die Arbeit der Musikredaktionen in Deutschland ein wenig unterschätzt wird, denn was hier anscheinend vergessen wird ist, dass eben nicht nur die Titelauswahl, sondern auch das Titelplacement innerhalb der Sendestunde und innerhalb der Tagesteile für den Erfolg entscheidend ist.
Desweiteren muss auch die jede Kategorie mathematisch durchkalkuliert werden und sichergestellt werden dass der Turnover stimmt und die Songs automatisch durch die Tagesteile wandern.
Es ist wohl nicht so prickelnd, wenn man feststellt, dass der Hauptkonkurrent seine Kategorieabfolge, an die des eigenen Senders angepasst hat und leider bei der Konkurrenz der Topsong immer genau drei Minuten vor meiner Clockposition läuft...schon ziemlich ärgerlich, oder?
Es reicht also auf keinen Fall einfach ein paar neue Songs in den Selctor einzuprogrammieren und schon ist das Problem gelöst!
Außerdem behaupte ich, dass der Ursprung des Einheitsbreis im Deutschen Radios nicht innerhalb der Sender zu suchen ist, denn hier gibt es nach wie vor fähige Radiofrauen und -männer.
Vielmehr ist doch die Erfassung der Quote dafür verantwortlich, wie ich mein Senderprogramming gestalte. Wenn nunmal meine Hörerzahl in direkter Proportionalität zu meinen nationalen Werbeeinnahmen steht, werde ich es mir sicherlich zwei mal überlegen ob ich einen Song in meine Neu-Kategorie aufnehme, von dem ich genau weiß, dass er bei meiner Zielgruppe noch nicht etabliert ist und womöglich dazu führt dass 60 - 70 % meiner Hörer switchen. Das wirkt sich in den Images dann womöglich folgendermaßen aus:
Gewünschtes Image: Die spielen wirklich abwechslungsreiche Musik und die besten neuen Songs. (oder so ähnlich)
Erzieltes Image: Die spielen immer so komische neue Songs, die ich nicht kenne, da schalte ich um.
Auch wenn ich mir persönlich wünschen würde, dass die Erfassung der Quote mit genaueren Methoden erfolgen würde, dann ist und bleibt es doch eine einfache Hochrechnung (z.B. von 1000 auf 1 Million) mit einem immensen Verzerrungspotential.
Sicherlich ist die Realität desillusionierend, aber damit haben aller Radiomacherinnen und -macher zu kämpfen. Aber genau aus diesem Grund nimmt man eben Tools wie Research in Anspruch, damit eben nicht der Musikchef aus dem Bauch heraus entscheiden muss, wie er nun die Playlist zusammensetzt, sondern immerhin noch 80-160 Menschen wöchentlich gefragt werden, was sie denn nun Hören wollen...Das ist doch mir Sicherheit besser als das Bauchgefühl eines einzelnen Menschen, oder?