Schwerpunktverlagerung der AC-Wellen?

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AW: Schwerpunktverlagerung der AC-Wellen?

In den 80ern waren die 60er das, was heute für uns die 80er sind!

Und irgendwie fand ich das ziemlich erstaunlich, als es mir neulich bewußt geworden ist.


Ansonsten fällt mir etwas anderes auf: Wie beim aktuellen Sortiment die aggressiven Produktionen (Katy Perry, ...) im Vordergrund stehen. Da würde ich mir doch erstmal anschauen wollen, ob AC überhaupt noch die richtige Schublade für die typisch deutsche Erscheinung des Platzhirsch-Popradios ist.
 
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Zu Beginn der Privatradiozeit waren die Formate beiweitem nicht so eng wie heute, bei vielen war die Musikmischung tageszeitorientiert. Gerade im Süden der Republik kamen aber viele, vor allem Stadtsender, wesentlich progressiver rüber als heute.
Was die aktuelle Musik angeht: Es gibt reihenweise auch AC-taugliches, man muss es nur mal finden wollen. Tipp: Schaut die aktuelle Playlist von BBC Radio 2 an. Ein bissl progressiver darf es ja meinetwegen schon noch sein. Aber solch einen Schrott wie "I gotta feeling" könnte man wirklich links liegen lassen...da war das fast zeitgleich erschienene "Boom Boom Pow" wesentlich besser...freilich nicht für ein AC-Format, sondern eindeutig (Dance)-CHR
 
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Es gibt haufenweise AC-taugliches Material

Ja, aber das ist in der Promotionsmappe der Musikindustrie nicht enthalten, deren vordringlichstes Ziel es heute ist, Stars und Hits zu generieren. Die Zuhörermassen wünschen sich zwar Vielfalt, Superhits lassen sich aber nur in möglichst junger Schmalrotation erzeugen. Eine überbordende Vielfalt hinterlässt möglicherweise ein zufriedenes Gefühl beim Hörer, ein Hitdudler muss aber zu 100% kommerziell verwertbar sein und einen hohen "Wiedererkennungsfaktor" (Vosicht: Euphemismus) aufweisen. In klaren Worten gesprochen: Die Leute sollen sich an das gespielte Zeux erinnern können und ihr Konsumverhalten danach ausrichten.

Wird Zeit, dass sich mehr Radiostationen emanzipieren und wieder zu alten Radiotugenden zurückfinden, ohne sich fremdbestimmen zu lassen.

Das Etikett CHR ist in Deutschland unbeliebt, weil dieses Format keine Musik kennt, die älter als 5-7 Jahre ist. Junge AC-Wellen spielen auch einiges an Dance-Pop, "Hot ACs" Dance-Pop und dezenten Mainstream-Rock und gehen Jahrzehnte zurück.

Pop-CHRs machen nur dann Sinn, wenn der Markt bereits ausreichend mit AC-Angeboten versorgt ist. Dann ist das Geschäftsmodell aber kolossal.
 
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So ist es, und genau diese Musikindustrie wundert sich dann, dass sie von Jahr zu Jahr weniger umsetzt.
 
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Ich frage mich die ganze Zeit, ob diese reinen AC und CHR Formate überhaupt noch eine Zukunft für den deutschen Markt haben. Auch die ewige Diskussion Musik in einzelne Dekaden einzuteilen und dies in eine mögliche Zielgruppe zu übertagen halte ich ebenso für nicht mehr zeitgemäß.

Der Zeitgeist hat sich einfach geändert. Die Älteren hören heutzutage genauso gerne die aktuellen Sachen ihrer Kinder, aber auch "ihre" Musik von früher. Und auch einige junge Hörer können sich heutzutage auch für ältere Musik oder sogar für deutschen Schlager begeistern. Wer heutzutage über 50 ist, wird nicht automatisch ein treuer Hörer einer Schlagerwelle. Vielmehr bleiben diese Hörer den vermeintlichen AC-Wellen treu, weil sie doch lieber (aktuelle) Popmusik als den typischen Schlagersound hören wollen.

Ich denke wir werden uns in Zukunft vom "Schubladendenken" verabschieden müssen.

Der Schlager kann in Zukunft genauso ein Genre für eine breite Zielgruppe werden, wie ein eher jugendlich aktuell anmutenes Musikformat.
Die Altersgruppen werden so wie sie jetzt sind wohl nicht mehr lange als Definition der Zielgruppe herhalten können.

Wie die "Formate" der Zukunft aussehen können, kann sicher niemand vorhersagen. Aber vorstellen konnte ich mir das es zukünftig auch Sender geben wird die ein progressives, agressives mit viel aktueller Musik besetztes Musikprogramm bringen, welches verschiedene Stilrichtungen bedient gelegentlich aber auch mal ein paar dazu passende Klassiker der letzten 40 Jahre spielt.

Ein etwas älteres von der Musik her ruhigeres Musikformat für alle Alterklassen mit den "grössten internationalen Hits der letzten 60 Jahre wäre sicher auch denkbar.

Und auch eine Schlagerwelle die nicht nur die Älteren bedient könnte durchaus Zukunft haben.

Warscheinlich werden sich einige Sender in diese Richtungen bewegen, wenn sie denn nicht irgendwann wieder zur tageszeitabhängigen Musikauswahl zurückzukehren. Denn dann werden sich die Formate wieder mehr auf die einzelnen Sendungen beziehen und nicht mehr ausschließlich auf das gesammt Programm.
 
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Mir fällt auf, dass in amerikanischen Großstädten Classic-Hits- und Kuschel-AC-Stationen ganz weit vorn liegen. Dieser Lady-Gaga-Kult scheint die Massen nie erfasst zu haben. Meinen Vorrednern (Funkbude, Rakete) stimme ich im wesentlichen zu. Ich nehme an, dass bei Vorhandensein überzeugender Angebote viele Leute zwischen Schlager, Soft-AC und Oldies hin- und herschalten würden. Loyale, auf eine Station versteifte Hörer gibt es nur so lange, als sie mit den Konkurrenzsendern nichts anzufangen wissen.
 
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...in der Promotionsmappe der Musikindustrie nicht enthalten...

Mainstream Radio 2010 (US)

Das flattert den DJs der AC/Hot-AC/CHR-Stationen monatlich ins Haus. Und das war's dann mit den Neuerscheinungen. Es gibt natürlich auch CD-Reihen für andere Formate:

Urban, Country, Rock, Hispanic

Ähnliche Editionen gibt es für Clubs und Discos, viele Kunden sitzen in Europa.
 
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Entweder man konzentriert sich auf die junge, musikalisch eher anspruchslose Generation und beschränkt sich aufs Abspielen, Claimen und ein paar Infohäppchen für den älteren Rand der Zielgruppe. Dann kann man nur mit Musik erfolgreich sein, die für den jungen Mainstream produziert wurde (12-25): Lady Gaga, Timbaland, All-American-Rejects.
Mir ist auch aufgefallen, dass überrelational viele Jugendliche Musik als ihr Hobby angeben. Allerdings mache ich dafür nicht die Anspruchslosigkeit der jungen Generation verantwortlich - dann müssten diese ja, auch wenn sie erwachsen ist, weiterhin anspruchslos sein -, sondern vielmehr die zunehmende Kommerzialisierung der Musik, wie von ricochet bereits erwähnt, verantwortlich, für die gerade Jugendliche ja sehr empfänglich sind. Wie man an 1Live sieht, geben sich Jugendliche nicht nur mit Katy Perry u. Co. zufrieden, sondern durchaus auch mit Qualitätsmusik, an die sich AC-Wellen niemals heranwagen, weil zu alternativ.

Die 90er Jahrgänge sind oder werden gerade 18 - die können mit den 80ern nicht mehr unbedingt was anfangen, vermissen aber die 90er.
Ich glaube, dass 80er weiterhin ein festes Element des AC sein werden. Meiner Auffassung nach hat sich die Musik gegen Ende der 70er grundlegend gewandelt - konkret in der Eingängigkeit, der Melancholie und auch der klanglichen Qualität, also poppiger.

Das wiederum hat meines Wissens nach nur Radio HH auf die Reihe gekriegt. 80er raus und volle Möhre 90er.
Meiner Beobachtung nach war Radio NRW Vorreiter auf diesem Gebiet. Anfang 2008 hat man im Rahmen von "mehr, mehr Abwechslung" tatsächlich etwa an der Rotation getan, indem Dancetitel, Clubhits wie Call On Me, It's My Life (Dr Alban), For You oder Rhythm Is A Dancer, in die normale Rotation aufgenommen wurden. NDR2 hat anschließend nachgezogen mit in etwa ebengleichen Titeln.

Aber ist es nicht so, dass sich automatisch etwas verschieben muss? In den 80ern waren die 60er das, was heute für uns die 80er sind! So gesehen gab's ja damals keine Oldies! Mit jedem Jahrzehnt verschiebt sich ja alles.
Nein, es ist nicht so. Im Grunde genommen schon, aber das ist nicht die Beobachtung, auf die ich abziele! Dieser nach hat nämlich die Präsenz neuer Titel stark zugenommen und da der Begriff "neu" relativ ist, wäre die Anzahl der neuen Titel im Programm deiner Definition und Auffassung nach immer gleich. Allerdings ist genau das nicht der Fall. Insgesamt werden mehr Titel gespielt, die ganz neu sind.
 
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