1. Das Radio ist seit über 40 Jahren klangqualitativ nicht besser geworden, sondern eher schlechter.
Das sicherlich, die Erkenntnis ist aber leider nicht neu - obwohl man natürlich nicht generalisieren darf. Das fängt beim Akustikbau an, früher hat man sehr viel Wert auf angenehm "trocken" klingende Studios gelegt, das war entsprechend aufwendig und teuer, heute stellt man - gerade bei den großen Wellen - lieber fast vollständig verglaste Studios hin, die zwar nett aussehen, aber gerne mal mies "klingen".
Dann kam die Ära, in denen statt amtlicher Mikrofone lieber Dinger genutzt wurden, die zwar cool aussahen, aber an die Qualität eines guten Studiomikrofons nie heranreichten und auch häufig für diesen Einsatzzweck nicht konzipiert waren. Headsets und RE20, neuerdings Rode Broadcaster. Diese Mode ist aber glücklicherweise vielerorts schon wieder vorbei.
Nicht zuletzt das Bestreben, immer lauter oder zumindest anders zu klingen als der Nachbar. Man muss jeden Sendeweg Summenbearbeiten, sei es um den Hub einzuhalten oder clipping zu vermeiden, fast überall wird aber übers Ziel hinausgeschossen, die Dynamik brachial vermindert, Frequenz- und Phasengang verbogen um die Anlage (im UKW-Bereich) immer schön an der 75kHz-Grenze zu halten. Es gibt einige Sender die dadurch so "kraftlos und breiig" klingen, dass eine im Auto abgespielte, 10 Jahre alte Kassette (!) deutlich näher am Original ist.
Deutschland ist noch recht gut bedient. Schaut man mal nach Resteuropa wird's teilweise richtig übel. Das fängt bei völligem Gleichstrom in den Niederlanden und Frankreich an, get über "niediges höhenlastiges Bitratengeschmirgel" im Digitalradio UK und endet bei mangelhaften Zuführungen in Italien, wo einem dann mehr Klirr als Nutzsignal entgegenquäken. Ist zweifelsohne billiger als die "altmodische" zuführung über entzerrte Leitung oder Sat mit entsprechender Bitrate, klingt aber auch so.
DVB-S ist schon eine deutliche theoretische Verbesserung gegenüber der UKW-Übertragung, häufig werden die Möglichkeiten allerdings nicht genutzt, vordergründig auch aus Kostengründen (damit man UKW darüber zuführen kann, ohne weitere Summenprozessoren an die Senderstandorte stellen zu müssen). So bekommt man das aufbereitete Signal eben "nur" garantiert rauschrei und mit besserer Kanaltrennung.
Ohnehin ist UKW gar nicht so schlecht, technisch fast völlig ausreichend. Kanaltrennung und Dg sind bei Ortsempfang gut genug um nicht störend aufzufallen, bliebe die Begrenzung bei 15 kHz, die für die meisten Anwendungen ebenfalls ausreichen sollte und selbst auf einer sehr ordentlichen Stereoanlage bei Zimmerlautstärke kaum vom Original zu unterscheiden ist, vor Allem nicht, wenn die Quelle keinen hohen Dynamikumfang besitzt (hier gehe ich einfach mal von den meisten aktuellen erfolgreichen Pop-Produktionen aus).
Wenn man sieht, mit welch abenteuerlichen Übertragungen uns DAB+ mit seinen niedirgen Bitraten und psychoakustischen Tricks beglückt glaube ich leider, dass es in der Masse noch viel, viel schlechter wird. Man sehe sich nur mal im Forum um, wie viele Leute diesen Rotz so auch noch verteidigen.
Wie gesagt, bitte nicht generalisieren. Es gibt - vor Allem bei den öffentlich-rechtlichen - Sender, die großen Wert auf eine anständige Akustik, gute Mikrofone, sauber eingestellte Prozessoren, gutes Quellmaterial legen, die Massenwellen sind das häufig aber leider nicht. Überdies kostet Qualität immer Geld. Material, gute Leute...