AW: Soundprocessing – Der Klang der Sender
Die Signale waren weitgehend identisch, bis auf eine kontinuierliche Geschwindigkeitsabweichung (ohne Samplesprünge).
Antenne Brandenburg war in 90 Sekunden um 30 Samples schneller. Über ein Jahr gerechnet, macht das dann 3 Minuten und 39 Sekunden.
Da muss doch irgendwann mal ein Puffer überlaufen?
Wo sollte der überlaufen? Bei der Wiedergabe einer Aufzeichnung liest der Player Deiner Wahl die formale Abtastrate (48 kHz) aus dem Datenstrom und stellt die an seinem Taktgeber ein. Mit dem spielt er das File dann ab - da geht es halt auf dem einen Player etwas schneller, auf dem anderen etwas langsamer, je nachdem, wie der Taktgeber läuft. Summiert sich dann auf wenige Sekunden (wenn überhaupt) auf, wenn man lange genug hört. Die Tonhöhe ist dann auch geringst verändert, eben genau so, wie wenn eine Platte nicht exakt mit 33 1/3 geschnitten worden wäre und nun stur mit 33 1/3 abgespielt wird, oder halt generell, wenn zwischen Aufnahmetakt und Wiedergabetakt geringe Differenzen liegen.
Bei der live-Wiedergabe rastet der Taktgeber des Receivers grunsätzlich erstmal auf der formalen Abtastrate (48 kHz) ein - mit den Schwankungen und Verstimmungen des bordeigenen Oszillators. Dann sollte (!) aber der Pufferfüllstand laufend kontrolliert und meinetwegen bei 75% gehalten werden, indem langsam (!!!) der Taktgeber nachgezogen wird. So läuft nie etwas über und nie etwas leer. Im Mittel läuft der Receiver damit auf der Taktrate des eintreffenden Signals, aber nicht zwingend auf exakt 48 kHz. Damit stimmt im Mittel auch die Tonhöhe, aber sie variiert ständig extrem langsam um unmerkliche Werte.
Soweit die Theorie. In der Praxis kenne ich eine Receiverplattform, die scheitert bislang daran. Da gibt es ständig (alle paar Minuten) derbe, deutlich hörbare Sprünge und Aussetzer.
Hier könnte ein solcher Fehler liegen (ich kanns nicht testen, der Proxy hier verweigert den Filehoster). Man hat es wohl in der kommenden Firmware gefixt.
Woher kommen diese Abweichungen? Haben die beim rbb keinen einheitlichen “Haustakt“ (Wordclock)?
Ich kenne die Infrastruktur nicht, gebe aber zu bedenken, daß statt eines Haustaktes in manchen Fällen auch einfach inzwischen der allgegenwärtige autarke Abtastratenwandler an jedem Eingang mit nachfolgender "Takt-Insel" wirken könnte. Und, daß beim RBB zwei Funkhäuser existieren, die räumlich getrennt sind. Wie Pop nach zehn verteilt wird, weiß ich nicht. Das nicht gebende Studio wird glaube ich rausgenommen, das Signal läuft dann nur durch den Schaltraum, man kann den Fader schließen.
Sampleversatz um genau 1 Sample zwischen links und rechts tritt gern mit Kanalvertauschung zusammen auf: die Präambeln im SPDIF-Signal sind dann vertauscht, was zu beiden Effekten führt. Zeitlich zusammengehörende Werte werden dann vom Empfänger als Samples aus zwei benachbarten Zeitpunkten erkannt. "B" ist Präambel "achtung, es kommt ein Sample des linken Kanals und gleichzeitig beginnt ein neues Frame". "M" ist Präambel für "achtung, es kommt ein Sample des linken Kanals". "W" bedeutet "achtung, es kommt ein Sample des rechten Kanals. Der Empfänger hält M-W-Paare bzw. B-W-Paare für zeitlich zusammengehörende Samples. Nun verbasele da mal was bei der Inititalisierung und vertausche B bzw. M mit W. Schon sind die Kanäle vertauscht und zusammengehörende Samples liegen in benachbarten Zeitschritten. Ich kenne 2 Receiverplattformen, die das tun, einer ist die alte Lemon Volksbox von 1999. Da gibt es sicher weitere.
Code:
"M" Ch.1 "W" Ch.2 "B" Ch.1 "W" Ch.2 "M" Ch.1 "W" Ch.2 "M" ...
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