AW: "Superstar" bettelt sich in die Musikrotation der Popwellen
Lieber Graf, danke für Deinen Beitrag. Dieser liefert doch mal wieder eine gute Diskussionsgrundlage. (Würden mehr Beiträge in dieser Art geschrieben, ginge es dem Forum als Ganzem auch wieder besser.)
Dem Sender Jerewan gleich, kann ich dem Grafen im Prinzip zustimmen, aber ein paar Punkte möchte ich dennoch kommentieren.
Die ganze Diskussion ist eine typisch deutsche.
Uh-oh, gleich zum Anfang so ein Holzhammer...
Hierzulande spielt der Neid unserer Landsleute eine entscheidende Größe in der Beurteilung von Erfolg, vor allem im künstlerischen Bereich, wo Maßstäbe stark vom eigenen, also subjektiven Geschmack beeinflusst werden.
[...]
Die Aversion gegenüber Bohlens Produktion beobachte ich seit 25 Jahren. Mir scheint seit jeher, dass diese Aversion einzig vom Neid vieler in den Medien Tätigen herrührt. Letztlich beeinflusst diese Einstellung und der immerwährende Schmähgesang auf Bohlens Kompositionen und Produktion auch die Konsumenten - wir lesen ihn ja auch hier im Forum.
Das kann, man erlaube mir die wohlfeile Replik, aber auch als „typisch deutsch“ gelten, Kritikern pauschal zu unterstellen, ausschließlich vom Neid getrieben zu sein.
Für mich ist das Musikschaffen von Bohlen zu trennen von seiner Eigendarstellung in Buch und TV, an der auch ich allerhand auszusetzen habe.
Das sehe ich genauso, und deshalb wird man von mir auch keine Bemerkungen zu Bohlens Eigendarstellung (die mir herzlich egal ist) lesen. Für mich hat sich Bohlen als Komponist in den 80er Jahren unmöglich gemacht. Während ich
You’re My Heart, You’re My Soul noch ziemlich gut fand (und sogar vom Radio mitgeschnitten habe), fühlte ich mich bei den folgenden Liedern
You Can Win If You Want,
Cherie Cherie Lady,
Brother Louie, ... regelrecht verklapst: Das war ja haargenau dasselbe, nur mit anderem Text! So viel Dreistigkeit war damals schon was Neues.
Nun ist mir klar, daß das nur meine Meinung ist - und ich lasse jedem eine andere. Wenn Bohlen Millionen Fans hat, ist das ja schön und gut für ihn; Neid empfinde ich da keineswegs, und trotzdem mag ich die meisten seiner Lieder nicht.
(Es soll ja auch Leute geben, die
Poker Face für „akustischen Sondermüll“ halten. Ja, warum auch nicht?)
Würde nicht aber der Verkauf seiner Produkte in so krassem Verhältnis zur mangelnden Medienpräsenz stehen, würden wir hier nicht diskutieren. Dann hätte auch Schuhmacher keinen Grund zur Aufregung.
Ist das wirklich so (bei Bohlen selbst)? Da fehlt mir das Insiderwissen, aber wenn es stimmt, ist es in der Tat diskussionswürdig. Ein Musikredakteur darf und soll gern eine eigene Meinung die Musik betreffend haben, sollte (oder muß?) sie aber auch zurückstellen können, wenn er Musik fürs Radio zusammenstellt.
Die Analyse der Wortvielfalt, ihres Inhalts oder der Aussprache führt auch ins Leere [...]
Und schließlich: Was die Aussprache betrifft (die ich ja anführte), so war das lediglich eine einfache Beobachtung, die überhaupt nicht im Widerspruch dazu steht, daß sich
Menschen vom Kunstwerk gern und freiwillig unterhalten lassen.