AW: Welle der Freude
Ich möchte aber eingangs gleich anmerken, daß ich den Extremfall "Hörgeschädigte" nicht gemeint (1) habe, sondern die mit der Alterung normale abnehmende Höhenempfindlichkeit.
Nunja, ob wir den Extremfall nehmen oder nur eine Teilschädigung des Gehörs, die sich am Alter keineswegs festmachen lässt, es bleibt dabei: Wer aus (hör-)gesundheitlichen Gründen nicht mehr damit leben kann, dass keine Klangregelung die beste ist, der wird sie einsetzen müssen. Das ist genauso zu akzeptieren wie dritte Zähne oder eine Gehhilfe, wenn das Alter hie und da seine Spuren hinterlässt.
Ich übertreibe jetzt nocheinmal ganz bewußt: Es ist nicht möglich, der breiten Masse von Hörern, die ein durchaus HiFi-taugliches Gehör haben, einen "behindertengerechten" Sound anzubieten, nur weil da draußen einige sind, denen das Spektrum zu breit oder die Mittenabsenkung zu tief ist. Das ist ohnehin eben alles sehr subjektiv und es gibt genausogut unendlich viele Hörer, die zusätzlich die Loudness eingeschaltet haben (gerade im Auto) und/oder Höhen und Bässe aufdrehen.
Das soll alles keineswegs rechtfertigen, was einige Programme in DL ihren Hörern anbieten. Ich will keinen Deckmantel für Phasendreck und Briketts ausbreiten - es gibt schließlich auch Sender, die beweisen, dass man auf UKW gut klingen kann, ohne überhört zu werden und das 24 h/d, ohne Gehörschäden zu hinterlassen.
Dein Angriff basiert wohl eher auf Missverständnissen (1)(2)(3).
Mach' doch bitte nicht gleich aus jedem meiner Widerworte einen "Angriff"! Es sind nur Widerworte.
(2) Das widerspricht doch nicht meiner Darstellung der Höhen. (Die "besondere Rolle" im Bassbereich konnte ich in meinem Auto nicht nachvollziehen.)
Der Widerspruch besteht in der normalen Unverträglichkeit gegenüber dem Hochtonbereich bei Schwerhörigkeit. Will heißen: Dem geschädigten Gehör nützt eine Loudness nichts mehr. Dass dir die scheinbare Absenkung des Bassbereichs bei lauten Fahrgeräuschen nicht auffällt, wundert mich. Der gleiche Effekt entsteht eigentlich überall, selbst unter (offenen) Kopfhörern.
Meinst Du wirklich "Design" oder eher allgemein "Prozessing" (autom. Pegelung, Limiting, etc)?
Wo würdest du denn im Hinblick auf UKW-Rundfunk die Grenze zwischen den Begriffen ziehen wollen?
Das, was ich auf den Modulator schiebe, ist das Gesamtwerk aus sämtlichen Geräten, die sich in der Audiokette befinden und das sollte zum bequemen Hören einfach zusammenpassen. Das meint sowohl die dynamischen als auch die spektralen Eigenschaften des Programmmaterials. Innerhalb dessen verschiedene Musikrichtungen verschiedener Jahrzehnte und die verschiedenen Moderatoren und Moderatorinnen so unter einen Hut zu bringen, das der Hörer nicht mittendrin laufend das Gefühl hat, sein Radio habe sich verstellt, ist Design. Das Processing ist das Mittel. Und glaube mir: Ohne diesen ganzen Aufwand will niemand Radio hören.. und machen.
Und warum sprichst Du von "deinem Zitat"? Ich habe nix zitiert, sondern über meine Erfahrungen berichtet.
Du bist aber auch sensibel. Wenn du weißt, was gemeint ist, ist das doch OK.
Und das noch:
Wozu eigentlich? Früher [tm] brauchte es auch kein spezielles "Sounddesign" auf UKW und die Sender klangen überwiegend gut, HiFi-tauglich.
Früher™ waren die klanglichen Unterschiede in der Musikproduktion auch noch nicht so krass wie heute. Wenn ich als Sender nur meinetwegen 80er Pop spiele, kann ich den klingen lassen, wie er klingt. Dann müssen auch die Moderatoren und Sprecher nicht so extrem angefettet werden.
Wenn ich aber ein Programm anbieten will, das sich aus verschiedenen Stilen und vor allem Produktionszeiträumen zusammensetzt, kann ich es einfach nicht mehr straight laufen lassen. Die Unterschiede im Sound der Generationen sind so groß, dass es nicht ausreicht, nur am Pult auf den Pegelmesser zu schauen und zuzuhören, was ich da zusammenfahre.
Natürlich sind der Dynamik beim FM-Hörfunk Grenzen gesetzt, so daß man z.B. bei hochdynamischem Material von CD (klassische Musik) etwas tricksen muß.
Es geht nicht nur um die Dynamik an sich, sondern, ich schrieb es weiter oben schon, um die spektrale Struktur. Wenn ich will, dass meine Hörer sich nicht ständig genötigt fühlen, irgendwelche Einstellungen an ihren Wiedergabegeräten vorzunehmen, muss ich nivellieren. Das kann ich freilich überteiben, muss ich aber nicht. Ein gänzlicher Verzicht darauf ist aber nicht machbar, dann wird mein Radio niemand hören, vermutlich nicht einmal ein HiFi-Freak.