AW: Warum ist der Sound deutscher Radiosender weniger dynamisch?
Mit Dynamik wird der Lautheitsunterschied zwischen leisen und lauten Programmpassagenen bezeichnet. Viele Leute nennen aber plattkomprimierte Signale "dynamisch", weil sie lauter klingen.
Feldstärke ist die Stärke des elektromagnetischen Feldes, das von der Sendeantenne ausgestrahlt wird und mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt. Bei UKW kann es allerdings nicht wesentlich über den, von der Sendeantennenposition aus sichtbaren Horizont hinaus reichen (je kürzer die Wellen, desto länger die Gesichter).
Ein Sender, der nur Popmusik spielt, würde bei vernünftig aufbereiteten Mikrofonsignalen und korrekter Austeuerung eigentlich keinen Kompressor im Sendeweg benötigen. Die Popmusik der letzten 10 Jahre ist normalerweise schon maximal komprimiert (manchmal mehr als gut gewesen wäre). In Deutschland benötigt man trotzdem einen Signalprozessor im Sendeweg, weil UKW ein System mit Emphasis/Deemphasis ist und viele Sendeanlagen (Telekom) dies nicht berücksichtigen.
Bei einem Übertragungsweg mit Emphasis werden, um die Störgeräusche der Übertragungsstrecke zu verringern, in der Sendeanlage die hohen Töne stärker verstärkt, als die tiefen. Im Empfänger wird dieses, mit einer genormten Verzerrung versehene Signal (ähnlich wie bei Schallplatten), mit Hilfe der umgekehrt wirkenden Deemphasis wieder so entzerrt, daß ein dem Original möglichts ähnliches Signal entsteht, welches in bestimmten Frequenzbereichen weniger Störungen der Übertragungstrecke aufweist.
Die Hochtonanhebung für die Emphasis ist relativ hoch, so daß bereits stark komprimierte Signale (z.B. Popmusik der letzten 10 Jahre) einen so großen Hochtonanteil aufweisen können, daß die Sendeanlage übersteuert wird.
Nebenbei gibt es Grenzwerte für den Frequenzhub (Frequenzmodulation) und die Maximalleistung der verschiedenen Komponenten des Sendesingals (NF, Pilot-Ton, RDS - alles zusammen Multiplexleisung genannt), um die benachbarten Frequenzen nicht zu beeinträchtigen.
Schon aus technischen Gründen benötigt man also einen Signalprozesssor im Sendeweg, der alle diese Parameter im Griff hat und darüber hinaus auch noch gut klingt. Wobei das gut klingen eher eine Frage der guten Einstellung als der des Signalprozessors zu sein scheint.
Um an den Ausgangspunkt zurückzukehren:
Die Sender in Deutschland halten sich anscheinend größtenteils an die technischnen Vorgaben, die ausländischen vielleicht nicht so sehr?
Aber lauter ist nicht gleich besser.