Was habe ich denn da?

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Mir ist vor einiger Zeit ein ziemlich schwerer Vogel "zugeflogen" (siehe Foto); der Beschriftung am Rand zufolge könnte es mal beim NDR im Einsatz gewesen sein.
Sieht mir fast nach einer Eigenkonstruktion aus; es gibt keine echte Produktbezeichnung eines Herstellers oder eine ernst zu nehmende Seriennummer.

Ganz offen: Ich habe keinen blassen Schimmer, wozu ich das wie einsetzen könnte, auch nicht modulweise.

Klärt mich doch bitte mal auf, womit ich es hier zu tun habe und was ich mit diesem Kistchen nun machen soll bzw. könnte.
 

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Na, das muss aber 'ne Reportage gewesen sein ... nein, im Ernst: Die Kiste ist sauschwer, hat Rackeinbauschienen (müsste 19 Zoll sein) und wirkt fast wie aus einem zum Ü-Wagen umgebauten Sprinter.

Zu den Bezeichnungen CH 1000 und CH 1100 konnte ich nichts ermitteln. Das Modul ganz rechts mit dem Kaltgerätestecker ist namenlos.
Und was löse ich mit "KDO" aus?

Interessant finde ich auch, dass die CH 1100-Module unter der (3-poligen) XLR-Buchse jeweils einen 6-poligen Einbaustecker haben - also kein standardisierter 5-poliger XLR-Stecker. Aber wozu?
 
Geiles Geschoss. Wenn das im DDR-Regierungsbunker "Fuchsbau" gestanden hätte, wäre es wohl auch als authentisch durchgegangen.

Das ist eines der Geräte, deren Funktion im Detail mir unerschließbar bleibt. Dafür bin ich zu weit weg von solcher Technik. Vielleicht weiß @Ralle_Köln damit was anzufangen?

"KDO" ist ja eigentlich "Kommando", die Bezeichnung für interne Gesprächsleitungen, um jemandem was ins Studio oder auf den Kopfhörer zu blöken.

Das Modul ganz rechts mit den Schraubklemmen unten (offenbar "a" und "b" beschriftet) könnten zwei trafosymmetrische erdfreie Ausgänge sein, mit denen man auch lange verdrillte Leitungen treiben kann. Sowas wurde in analogen zeiten teils kilometerlang verwendet, um z.B. vom DLF-Gottesdienst-Aufnahmeort zum nächsten Anschlusskasten der Post zu kommen. Dann wären die beiden Lautsprecher dort zur Kontrollabhöre der beiden Zweidrahtleitungen. Oben ("Netz") ist wohl die Netzeinspeisung 220 Volt mittels Kaltgerätestecker und darunter alternativ ein Zugriff auf die gleichgerichtete Sekundärseite des Netzteils, um z.B. mit nem LKW-Akku alternativ eine netzunabhängige Speisung vornehmen zu können.

Beides (die vermutlichen Leitungstreiber mit Ausgangs-Schraubklemmen sowie die 24-Volt-Einspeisung) deuten für mich tatsächlich auf ein Gerät für Außeneinsatz hin.

Offenbar lassen sich die einzelnen Kanalzüge (Summen?) auch auf diese Abhörlautsprecher schalten (grüne Tasten). Eventuell sind die Lautsprecher nebst Lautstärke-Steller auch nur dafür und nicht für das Abhören der beiden Schraubklemmen-Ausgänge. Erschließt sich mir nicht ganz.

Die Reporter können offenbar einen individuellen Mix aus 4 Quellen auf die Ohren bekommen, der jeweils auch noch in der Summe individuell regelbar ist.

Nichtöffentlicher mobiler Landfunk
Ja, "NÖML" steht an genug Knöpfen dran. Und dann umschaltbare Leitung auf "OB". Da müsste man wirklich das Blockschaltbild haben, auch diese 6-poligen Einbaustecker sagen mir erstmal nichts. Headsets?
 
Hi,

dieses genaue Gerät kenne ich auch nicht...

Es kann wohl diverse Eingänge auf die von Radiowaves erwähnte lange Leitung mit +15 dBu und auf diverse "Reporterausgänge" und die integrierten Abhörlautsprecher geben und Kommando an diverse Stellen senden.

KDO ist in der Tat „Kommando“ also neudeutsch Talkback. Die Kanalzüge CH 1100 scheinen als Summierungen für Nebenstellen, an denen Reporter sitzen zu fungieren. Vom bloßen draufsehen vermute ich, dass man mit den Reglern den Pegel der Quelle einstellen kann und sie mit den Tastern zu oder Wegschalten. KDO spricht dann in die Leitung.
„Rufen“ würde ich so interpretieren, dass eine Kommandoverbindung von der Reporterseite geöffnet bleibt, senden könnte entweder das ausgehende Kommando beeinflussen oder sämtliche Kommandos aus der Leitung entfernen, falls die auf „Senden“ geschaltete Nebenstelle auch wirklich gerade auf dem Sender ist.

Sollte es zu dem Gerät Nebenstellen geben könnte „Rufen“ auch eine optische Signalisation an der Nebenstelle auslösen, ähnlich dem Weißlicht in Studios, mit dem die Regie per Taster signalisieren kann, dass was ist ohne reinzuquaken.

Vermutlich stammt das Gerät aus einem Ü-Wagen und saß zumindest hinter dem eigentlichen Mischpult, es gibt ja einen in Stereo ausgeführten Pultsummeneingang, der Mono tastbar ist.
Auf Außenübertragung weist auch hin, dass es einen Abhörpunkt „Tuner“ gibt, das war wohl UKW-Rückempfang des Programms.

Die oberen Büchsen auf den CH 1100 sind Eingänge, was aber nichts heißen muss. Beispielsweise waren die Mikrofoneingänge aller mir untergekommen TC-D5 des WDR auch als XLR-weibchen ausgeführt. War wohl eine Variante, die im SR gängigen hatten Klinkenbuchsen.

Wenn das Gerät Stereo ausgeführt ist - und dafür sprechen sehr deutlich die Mono/Stereo-Umschaltung des Eingangs (?) Mischpult und des +15 dBu-Ausgangs, könnten die 6-poligen XLR-Buchsen ein symmetrisches Stereosignal auf einer Buchse führen. Vielleicht gab‘s Dazu ein Gegenstück am Steckfeld, insofern es ein Steckfeld gab. Oder da waren Signal und diverse Signalisationsfunktionen auf einer Buchse zusammengeführt, falls das Gerät kleine Brüder als Nebenstellen hatte.
Du kannst die Pins ja mal messen, ob du ähnliche Impedanzen je zwei der Beine gegen ein drittes hast. Dann isses wahrscheinlich ein Stereoausgang.

Hersteller? Gute Frage, woher der NDR so sein Material bezogen hat. Gestaltung, Beschriftung, Farbgebubg der Regler erinnert mich an Zähl aus Bergisch Gladbach, die haben sehr viele Sonderanfertigungen für den Rundfunk gebaut. Könnte aber auch was ganz anderes auf Kundenwunsch sein, TAB/T&S, Monitora, Siemens, wer auch immer sowas gebaut hat. Nur Schlumberger wegen der Schaltergestaltung eher weniger.
Zähl gibt‘s noch, www.zaehl.com - selbst wenn die es nicht waren können die vielleicht sachdienliche Hinweise geben...
Sonst mach doch mal auf und schau mal, ob Du auf den Baugruppen irgendwas findest, was auf den Hersteller schließen lässt.

Nicht sicher können wir uns auch sein, ob das jetzt aus einem Hörfunkwagen oder der Tonregie eines Fernseh-Ü-Wagens kommt, auch dort müssen verschiedene Positionen verschiedene Signale bekommen und ggf. eine Möglichkeit der optischen Signalisation gegeben sein (insofern die Taste „Rufen“ wirklich eine Signalampel schaltet).

Und was machst Du jetzt damit...? Bei einer größeren Außenübertragung die Pultsumme auf 15 dBu für die analoge Postleitung (so hieß die bei uns) verstärken und diverse Quellen auf diverse Nebenstellen mit Reporterinnen und Reportern geben und diese dabei ansprechen können. :)
Oder als Monitoring-Mixer für ne Band benutzen. Jedem auf In-Ear oder Floormonitior einen Mix aus je einem CH 1100 geben und den Drummer über KDO ab und zu anfahren, er würde immer schneller werden. Dämpfungsglieder auf die +15 dBu-Ausgänge stecken und den ganzen Kram auch noch aufnehmen ;)

Praxis:
Einen Workflow, der eine solche Signaldistribution und Komandoverschaltung benötigte hatten wir beispielsweise mal beim Weltjugendtag in Köln, da gab es mehrere Produktionsinseln und Studios in der Kölnmesse, es wurde ein „Eventprogram“ analog auf UKW verbreitet. Eine solches Pult hatten wir allerdings nicht, das Routing wurde mit nem Digitalmischpult mit etlichen Bussen besorgt, die Kommandonebenstellen waren alles nur Kisten mit Lautsprecher, Mikrofon und diversen Zielen, die alle analog symmetrisch einzeln auf Normpegel rauskamen und dann entsprechend geroutet wurden. Hat natürlich den Vorteil, dass man jedes erdenkliche Szenario abspeichern und aufrufen kann, ohne händisch per Cuesheet alle Parameter wieder herdrehen zu müssen.
Fun fact: Zuführung der damals genutzten 87,8 (danach in den Regelbetrieb mit 1live übergegangen) per Postleitung mit 15 dBu, das waren aber separate Verstärker im Einzelgehäuse und nicht so ne Kiste. Processing war auch drauf, ein Aphex Dominator, so mancher wird jetzt an DT64 denken.
 
Hehe, an Zähl hatte ich auch erst gedacht, sind doch Sonderanfertigungen u.a. für Reporter-Einsätze auch deren Gebiet gewesen. Was mich bezüglich einer vorschnellen Vermutung aber vorsichtig machte, ist der optische Gesamtzustand. Entweder diese hier vorliegende Kiste ist nur arg runtergerödelt oder die Materialauswahl für die Frontplatten etc. ist doch weniger hochwertig als bei Zähl. Und Zähl hätte doch die "Unterschrift" aufs Gerät gedruckt, oder?

Vgl. z.B. Zähl "Luchs": http://broadcast-intercom.zaehl.com/php/userfiles/image/LUCHS.jpg

und eine Reporter-Kiste für RTL: http://broadcast-intercom.zaehl.com/php/userfiles/image/CS-D_Front_400.jpg

Processing war auch drauf, ein Aphex Dominator, so mancher wird jetzt an DT64 denken.
Ich würde eher beim "Weltjugendtag" an DT64 denken und weniger beim Dominator. Ja, den gab es bei DT64 ab so etwa 1987 auch, was meinem Patenonkel damals nicht gefiel (der Sound war damit halt nicht mehr 100% original). UKW-Schutzlimiter war aber auch bei DT64 - zumindest 1991 so gesehen - ein 266er EMT. Also das gleiche Gerät wie in den ARD-Anstalten.
 
Meine Vermutungen wurden hier bereits beschrieben. Ich sehe es auch so: Gerät im Außeneinsatz für die Zusammenführung mehreren Reporter. Sieht mir nach längst vergessenem aufwendigen Rundfunk aus und erinnert mich mehr an den Deutschlandfunk als an den NDR.

Als Hersteller tippe ich auch auf Eigenkonstruktion. Die Frontplatten sehen mir ein bißchen nach Neumann aus. Ganz so billig und primitiv kann dieser Kasten nicht sein; es sind überall DIN-Schriften verwendet (DIN 6776, wenn mich nicht alles täuscht). Allerdings wurden wohl nachträglich Änderungen vorgenommen, was man an der mittleren waagerechten Beschriftungsleiste sieht sowie an den etwas dilletantisch angebrachten gelben und blauen Klebeetiketten aus einem Beschriftungsgerät.

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, daß man mit diesem Ding irgend etwas anstellen kann. Es ist ganz offensichtlich nichts von der Stange, sondern eine paßgenaue Maßanfertigung für ein bestehendes Setup. Abgesehen von beklagendwerten äußeren Zustand kann ich mir auch gut vorstellen, daß dieser Kasten ein enormer Stromfresser ist und warhscheinlich jede von Radiowaves angesprochene LKW-Batterie innerhalb weniger Minuten leergesogen haben dürfte.

Das Wertvollste erscheinen mir die XLR-Buchsen und vielleicht noch ein paar Leuchtdrucktaster. Der Rest dürfte woh - so leid es mir tut - ein Fall für den Recyclinghof sein.
 
Zunächst einmal danke ich euch ganz herzlich für die ausführliche Auseinandersetzung mit der verbauten Technik.
Allerdings möchte ich es weder aufschrauben noch durchmessen (für letzteres wäre ich auch viel zu wenig spezialisiert - ich kann ja gerade mal so einen Kabeltester bedienen und auswerten :D (okay, das war leicht übertrieben)).

Der Einschätzung von @Moderator stimme ich im Grunde zu.
Das Teil darf gerne in die Hände eines "Wertschätzers" - oder eben auch Bastlers - wandern, zur freien Verfügung. Ich wüsste nicht, was es bei mir weiter sollte.

Einfach so entsorgen - nein, so weit bin ich noch nicht. Da würde, so unlogisch es auch klingen mag, mein analoges Herz zu sehr bluten.
 
Jetzt habe ich das Teil erst mal wieder in eine geschützte Ecke gehievt, vorher aber noch schnell zwei Detailfotos gemacht.
Damit möchte ich zwei Kommentare bedienen:
(...) könnten die 6-poligen XLR-Buchsen ein symmetrisches Stereosignal auf einer Buchse führen. Vielleicht gab‘s Dazu ein Gegenstück am Steckfeld, insofern es ein Steckfeld gab. Oder da waren Signal und diverse Signalisationsfunktionen auf einer Buchse zusammengeführt, falls das Gerät kleine Brüder als Nebenstellen hatte.
Tippe auf letzteres.
Das symmetrische Stereosignal hätte man doch genauso gut mit einer 5-pol XLR führen können, oder hätte es dazu auch die "doppelte Masse"" gebraucht? Da schlägt wieder der elektrotechnische Laie zu... :oops:

Auf dem Detailfoto kann man gut die Pin-Belegung gegen den Uhrzeigersinn erkennen.

6-pol.jpg

Übrigens, so ganz nebenbei gefunden: "Wieso passt mein 6-poliger XLR nicht in einen Neutrik 6-pol XLR?"
Oben ("Netz") ist wohl die Netzeinspeisung 220 Volt mittels Kaltgerätestecker und darunter alternativ ein Zugriff auf die gleichgerichtete Sekundärseite des Netzteils, um z.B. mit nem LKW-Akku alternativ eine netzunabhängige Speisung vornehmen zu können.
Da im ersten Foto die Bezeichnungen etwas untergegangen sind, bin ich auch für Dich noch einmal näher rangegangen.
Bitteschön:

Netzteil.jpg

Vielen Dank & museale Grüße
 
kann ich mir auch gut vorstellen, daß dieser Kasten ein enormer Stromfresser ist und warhscheinlich jede von Radiowaves angesprochene LKW-Batterie innerhalb weniger Minuten leergesogen haben dürfte.
Das vermute ich nicht. Hier wird doch keine Leistung in großem Stile verbraten, ist ja auch keine Röhrentechnik. Das meiste dürften noch die Signalisationslämpchen in den Tasten ziehen, wenn da noch Glühlampen drin sein sollten (was ich erwarte). Ansonsten ists auch keine leistungsstarke NF-Endstufe, sondern nur ein "Kleinsignal-Verarbeiter".

Wenn @Studio Rebstock nun noch die Schmelzsicherung zwischen den Gleichspannungs-Einspeisepunkten herausdrehen und so möglich ihren Wert ablesen würde, sähen wir, was da (unterstellt mal 40 Volt) maximal gezogen würde. Der weite Eingangsspannungsbereich deutet auf ein geregeltes Netzteil hin. Im Falle eines Längsreglers würde der bei so großem Eingangsspannungsbereich bei Spannungen am oberen Ende des Erlaubten ganz schön heiß werden. Eventuell ist hier also sogar schon ein Schaltnetzteil verbaut?

Einige 100 Watt maximal schätze ich, und zwar im unteren Bereich. Das Ding müsste die Wärme doch auch abführen. Es gibt offenbar keine Lüfter und auch keine Lüftungsschlitze. Lasst es mal 100 Watt sein. Dann sind 10 Stunden Betrieb 100 Watt * 10 Stunden = 1000 Wattstunden = 1 kWh. Bei Speisung mit 24 Volt wären das 1000 Wh / 24 V = 1000 VAh / 24 V = 42 Ah (Amperestunden). Gerade mal geschaut: LKW-Akkus haben offenbar so um die 140 - 220 Ah. Da könnte man also locker 10 h Dauerbetrieb machen bei 100 W Leistungsaufnahme und hätte max. 1/3 aus der kleinsten LKW-Batterie rausgezogen.

Einfach so entsorgen - nein, so weit bin ich noch nicht. Da würde, so unlogisch es auch klingen mag, mein analoges Herz zu sehr bluten.
Und deshalb schlage ich für den Fall, dass die "geschützte Ecke" mal für etwas anderes gebraucht werden sollte, vor, die Kiste so wie sie ist unverbastelt an das Rundfunkmuseum Cham abzugeben: http://www.chamer-rundfunkmuseum.de/

Dort hat man - so Geld und Platz vorhanden sein werden, weiterhin großes vor. Manchen schwebt die Einrichtung eines vollständigen analogen Rundfunkstudios vor, natürlich funktionsfähig, um z.B. auch den museumseigenen Mittelwellensender (die ex 801 kHz vom Bayerischen Rundfunk, mit kleiner Leistung wieder betriebsfähig dort installiert!) stilgerecht befeuern zu können. Der "Spähtrupp" ist im Lande unterwegs, um dafür funktionsfähige Module auftreiben zu können. Es gibt noch einige Chancen.

Da wäre ein solches Reportagegerät aus meiner Sicht mehr als eine ideale Ergänzung.

Du musst die Kiste nichtmal dorthin schleppen oder schicken. Der Kollege, der dort verbandelt ist, ist ohnehin oft im Land unterwegs, um Privatarchive mit Radio-Mitschnitten zu plündern oder mit der "Seniorentruppe" einer ARD-Anstalt in Deinem Versorgungsgebiet nen Apfelwein zu trinken. Für sowas kommt er sehr gerne vorbei. Versprochen.

Also: bitte keinesfalls die Kiste verbasteln oder "irgendwohin" abgeben!

Den Kollegen informiere ich schonmal über diesen Thread.

Das symmetrische Stereosignal hätte man doch genauso gut mit einer 5-pol XLR führen können, oder hätte es dazu auch die "doppelte Masse"" gebraucht?
Nö, hätte es nicht. Wenn es konsequent trafosymmetriert ist, ist das Signal ohnehin völlig massefrei und erdfrei, das sind dann je Kanal nur die je 2 herausgeführten Anschlüsse der Sekundärspulen im Ausgangsübertrager. Die kann man an der Gegenstelle ebenso erdfrei wieder mit den beiden Enden der Primärspulen der Eingangsübertrager verbinden und hat dann eine vollständig erdfreie Verbindung. Oder man legt einen der beiden Pins auf die dortige Masse und bezieht unsymmetrisch aus dem anderen Pin die Audiospannung - mit exakt dem gleichen Pegel. Eine trafosymmetrische Schaltung unsymmetrisch abzuschließen bringt den gleichen Pegel wie bei symmetrischem Abschluß.

Elektronisch symmetrisierte Ausgänge hingegen sind nicht massefrei, sie sind letztlich zwei unsymmetrische Ausgänge, bei dem einer das elektronisch invertierte Signal des anderen trägt. Schließt man sowas unsymmetrisch an, zwingt man einen der beiden Ausgangstreiber in den Kurzschluss (normalerweise den "kalten", was dem u.U. nichtmal bekommt. Manche Geräte wollen dann lieber einen offen gelassenen "kalten" oder einen "kalten", der mit dem Abschlusswiderstand, mit dem der "heiße" auch belastet wird, gegen Masse geschaltet ist und nicht weiter verwendet wird. Ich bin da immer sehr vorsichtig, wenn ich von symmetrisch auf unsymmetrisch gehen muss an einem Ausgang, dessen Anforderungen ich nicht kenne. Habe da immer Bauchschmerzen.

Die "heiße" Seite hat dann aber nur die halbe Spannung, weil sie aus völlig anderem Generator stammt (völlig anderer Ausgangstreiber), also fehlen bei unsymmetrischem Anschluß 6 dB Pegel. Daran kann man solche Schaltungen von trafosymmetrisierten Ausgängen unterscheiden. Letztere spielen wenn überhaupt nur plärrig-dünn, wenn man den "kalten" offen hängenlässt und nicht verwendet. Dann ist der Stromkreis nicht geschlossen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tippe auf letzteres.
Das symmetrische Stereosignal hätte man doch genauso gut mit einer 5-pol XLR führen können, oder hätte es dazu auch die "doppelte Masse"" gebraucht? Da schlägt wieder der elektrotechnische Laie zu... :oops:
Nein, stimmt, 5-pol reicht. Denkbar ist aber, das in der Gesamtinstallation 5-pol schon irgendwo für was anderes verbaut ist (z. B. Signalisation oder Headset, damals wohl eher "Hör/Sprechgarnitur" genannt) und man ein vertauschen der Kabel ausschließen wollte.

Moderator schrieb:
Das Wertvollste erscheinen mir die XLR-Buchsen und vielleicht noch ein paar Leuchtdrucktaster
Man könnte sich auch mal die verbauten Verstärker und Übertrager anschauen, die müssen auch nicht unbedingt schlecht sein.

Als potenzieller Hersteller für solche Sonderanfertigungen ist mir noch "Semrau Industrie Elektronik", "SIE" eingefallen, Nachfolger war "Knacker Elektronik", gibt es meines Wissens nach beides nicht mehr.

Schmitronic in Pulheim sind experten für sowas, vielleicht kann man das Gerät sogar in Zahlung geben, die haben lauter "krudes Zeug" ;)
... und mittlerwiele auch schon an Voodoo grenzenden Kram, wenn man die Homepage öffnet :(

Hochwertig sieht mir das Gerät schon aus, allerdings mit Gebrauchsspuren. Und ein Zähl Luchs, das lange in Betrieb war (ggf. noch im Raucherstudio) sieht leider auch nicht mehr so hübsch aus wie auf Radiowaves' Bild.

Grüße!
 
Das Ding müsste die Wärme doch auch abführen. Es gibt offenbar keine Lüfter und auch keine Lüftungsschlitze.
Doch, diese Lüftungsschlitze gibt es; ich habe sie beim Zuschnitt des Fotos nur einfach weggelassen. Eine Leiste am oberen Rand, ca. 1 HE, mit einem dünnen Vlies innen (Staubschutz?) verdeckt.
Den Kollegen informiere ich schonmal über diesen Thread.
Ja, gerne, vielen Dank. Kontaktaufnahme durchaus erwünscht.
... oder mit der "Seniorentruppe" einer ARD-Anstalt in Deinem Versorgungsgebiet nen Apfelwein zu trinken.
Ich habe mir sagen lassen, dass diese (oder so einige dieser) Apfelweinrunde(n) berüchtigt sein soll(en). Einen "Veteranen" kenne ich ja (oder wir beide sogar), bei einem anderen weiß ich gerade nicht, ob er noch aktiv ist, das Handtuch geschmissen hat oder ob ihm der Handtuchwurf nahegelegt wurde.

Auch hatte ich das Vergnügen, eine Sprecherin vom Dornbusch kennenzulernen, die über sich sagte: "Wenn ich mal gehe, gibt es keine Sprecher mehr, nur noch Redakteure. Ich bin die letzte festangestellte Sprecherin im Haus." :cry:
Aber gut, sie hatte jetzt nichts mit der Studiotechnik an sich zu tun.

Natürlich gibt es noch freie Sprecher dort, so höre ich auf hr-info immer wieder gerne Martin Schlabs mit seiner prägnanten Stimme (Serviervorschlag :D), aber feste Anstellungen gibt es vermutlich nur noch im Redakteursbereich.
Huch, [OT] :eek:
 
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