AW: Webradio-Macher: Wie bereitet Ihr Euch vor?
1.) Wie lange bereitest Du Dich auf eine Sendung vor?
Schwierig pauschal zu beantworten, aber ich versuch es. Je nach Sendung im Schnitt würde ich die Zeitdauer der Sendung als Minimum ansetzen.
2.) Wie lang ist Deine Sendung und wie oft wird sie gesendet?
Meistens 2 manchmal auch 3 Stunden ca. 6 mal die Woche und mehr
3.) Hast Du oft tagesaktuelle Inhalte im Programm?
Ja natürlich, auch z.T. O-Töne, Interviews usw... je nach Sendung.
4.) Bereitest Du einen Musiklaufplan vor?
Ja, wir haben eine ganz klar definierte Konzeption die den Musiklaufplan vereinfacht. Trotzdem gibt es genug Freiräume und wir können nach vorheriger Absprache jederzeit "testen". Das heisst, auch ganz neue Ideen innerhalb des Rahmens ausführen.
5.) Gibt es Vorgaben, welche Titel oder Musikfarbe Du spielen sollst?
Wie oben schon geschrieben, wir haben glücklicherweise eine sehr gute und deutlich vorgegebene Konzeption. Was nicht gespielt werden soll ist ebenso definiert (an der Stelle ein grosses Lob an unseren Radiobetreiber).
6.) Sprichst Du gezielt eine Gruppe von Menschen an? (z.B. Angler, Rocker, Mütter etc.)
Die Zielgruppen sind auch abhängig von der Sendung und der Tageszeit. Die Altersgruppe ist eigentlich erkennbar und für uns wichtiger, wobei ich den Kern oder die Hörer Anfang Mitte 20 bis ~ schätzen würde.
7.) Wieviele Hörer hören Dir im Schnitt zu?
Schwer zu beantworten wenn man die Statistik wenig bis garnicht nutzt wie ich. Mit den Hörerzahlen liegen wir mit Sicherheit weit über dem Durchschnitt der meisten Webradios. Das spielt bei mir aber nicht wirklich eine Rolle für die Moderation oder für eine Umfrage.
Unser Radiobetreiber hat mir die Zahlen auch schon mal genannt und ich hab diese mal zu einem Zeitpunkt als ich anfing nachgeprüft - sie stimmten defintiv und waren sogar sehr hoch. Allerdings möchte ich die genauen Hörerzahlen gerne als Internas betrachten und nicht für eine allgemeine Umfrage zur Schau stellen.
Zusatz:
Wenn man fast täglich 2 bis 3 Stunden sendet bei einem Minimum 8 Stunden Arbeitstag, dann muss man das auch sehr differenziert betrachten. An manchen Tagen leidet die Vorbereitungszeit darunter und man kommt doch nicht auf die 2 - 3 Stunden Vorbereitung.
Auch soll es "Anfänger" nicht abschrecken, die jetzt vielleicht denken - um Gotteswillen - jeden Tag 2 - 3 Stunden ???
Es ist viel leichter auf die 2 - 3 Stunden zu kommen wie so mancher denken mag. Ich surfe sehr viel (manchmal auch während der Arbeit) und speichere mir die gefundenen Informationen ab. Dann kann es sein, ich hab z.b. sehr früh morgens eine Idee und bearbeite ein paar O-Töne und bastel 20 Minuten daran. Am Mittag, in der Pause vielleicht eine halbe Stunde News bearbeiten und nach Feierabend dann wieder ein bisschen surfen und Beiträge sammeln... Ebenso kann es auch passieren, das ich ein Interview bekomme und das dann am frühen abend noch kurz vor einer Sendung aufnehme.
2 - 3 Stunden kommen so eigentlich täglich für die Vorbreitung zusammen. Ein zeitintensives Hobby, mit Sicherheit, aber das Schöööööööööönste von allen.
Einen wichtigen Punkt möchte ich noch einfügen. Wildfremde Menschen teilen ein gemeinsames Hobby, wollen gerne moderieren. Aber 90 % der "Moderatoren" die ich kennenlernte betreiben ihr Hobby ohne die eigentlich notwendige Liebe und Leidenschaft zur Sache. Es gibt auch solche Radiobetreiber.
Hat man aber einen Radiobetreiber, der mit Leidenschaft Radio macht, dann gibt es noch eine grosse Hürde - das Vertrauen. Im Endeffekt ist Radiomachen eine Teamarbeit - Einzelkämpfer werden scheitern! Wenn sich ein neuer Moderator bewirbt, der vielleicht sogar besondere Fähigkeiten hätte, dann kann man ihm von Seitens des Radiobetreibers nicht sofort in jedem Bereich "freie Hand" lassen. Dieses Vertrauen muss er sich ersteinmal verdienen, durch Zuverlässigkeit, gute Sendungen, gute Ideen und Arbeiten, Einsatzfreudigkeit und Teamfähigkeit. Leider wird dieses notwendige Vertrauen oft blindlings verschenkt (genauso wie Freundschaften). Die Enttäuschungen in Folge sind dann bitter.
Ich habe mir mittlerweile ein gewisses Vertrauen verdient und habe viele Möglichkeiten (Stück für Stück) von unserem Radiobetreiber erhalten, die mir noch viel mehr Kreativität und Innovation erlauben, als bei irgendeinem anderen Radio zuvor. Das ist aber ein "Geben und Nehmen Prozess", der sich langsam und erst mit der Zeit entwickelt. Für das gesamte Team gilt das Gleiche.
Soweit weicht also die Struktur von grossen UKW Sendern auch garnicht ab.
Was man übrigens auch mal erwähnen sollte! Wie gut wäre eigentlich ein sonst erfolgreicher UKW Moderator, der sich seine Comedy, Nachrichten, Wetter, Interviews, O-Töne, Promotion und Jingles, Gewinnspiel, Gagtexte, Musikprogramme usw... neben einem 8 und mehr Stundentag selbst zusammenstellen müsste ohne die dazu notwendigen finanziellen Möglichkeiten? Und wenn er dann 10 Stunden in einem Betrieb gearbeitet hat und gegen 18 Uhr nach Hause kommt und um 22 Uhr nochmal für 2 Stunden "on Air" geht (natürlich in bester Laune) um dann am nächsten Morgen um 5 Uhr aufzustehen und wieder 10 Stunden runterzureissen - wie gut und motiviert würde er sich anhören? Wie gut nach einer, nach zwei oder 52 Wochen im Jahr?
An dieser Stelle ein dickes Lob an alle Moderatoren die dann noch wirklich gute Unterhaltung bringen....