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Weiterer Kultur-Kahlschlag im BR: Bibliothek wird vernichtet

lg74

Benutzer
Der Kultur-Kahlschlag im BR geht weiter. Jetzt trifft es - offenbar fast ohne Vorwarnzeit - die Bibliothek des Hauses. Braucht man halt nicht mehr. Ist im Neubau wohl auch kein Platz (damit teilt sich die Bibliothek das Schicksal mit hochwertigen Studiobauten für den Hörfunk, braucht man ja auch nicht mehr, wenn man nur noch immersives 3D-Audio als Pottkahst produzieren will):

Wandansachrift Bibliothek BR.jpg
(Wandanschrift im BR-Funkhaus München Innenstadt)


Zitat der Instagram-Seite der bayern2freunde:

Am 14. Mai wurde wieder einmal ohne Beteiligung der Mitarbeiterschaft „par ordre du mufti“ via Intranet-Artikel die Schließung der BR-Bibliothek bekannt gegeben. Neben der Schredderung von Bayern 2 beschließt die Intendanz nun diesen weiteren Kahlschlag gegen die Kultur!

Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel: „Ich verstehe, dass die Schließung nun Besorgnis auslöst.“
Welch ein Hohn und welche Verachtung den Leuten gegenüber, die jeden Tag mit großer Kompetenz und leidenschaftlichem Einsatz Programm generieren! Besorgt sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht, sie sind empört!!

„Kulturlos“, „verantwortungslos“, „fassungslos“, „Unverständnis, Wut“, „Kultur entsorgt“, „armselig, jämmerlich, peinlich, hirnlos, geistlos, schäbig“, das waren die Kommentare!

Wieder einmal stellt sich die Frage: Wie weit geht Intendantin Katja Wildermuth noch bei der Zerstörung einer ihr anvertrauten Kulturinstitution? Viele verdiente, mit Preisen für ihre Arbeit ausgezeichnete Mitarbeiter haben der BR-Bibliothek ihren Nachlass anvertraut! Wertvolle Erstausgaben, gesammeltes Wissen aus Kultur, Geschichte, Religion, Philosophie, Literatur, der Künste, ein Spiegel dessen, was in 100 Jahren die Kreativen im Haus beschäftigt hat. Wirtschaftliche Gründe werden angegeben. Das Bücher-Konvolut mit 70.000 Bänden wurde von einem einzigen Bibliothekar betrieben. Geht’s noch?



Und: da kommt noch mehr, das ist nur noch nicht rum auf den Rundfunkfluren in München.

Was wird eigentlich aus der Notenausgabe? Oder ist die schon weg? Musik-Noten braucht ja schließlich auch niemand mehr in einem Haus, in dem es sich nicht mehr um wertvolles Programm, sondern nur um Bank-Noten (oder das Fehlen selbiger) dreht. Eine derart kulturbefreite Rundfunkanstalt hat keine Seele mehr, hat kein Herz mehr, hat kein Gesicht mehr - und kann damit weg.

Notenausgabe BR.jpg


Es muss ein Auftrag zur Kulturvernichtung dahinterstecken bei dem, was die ARD-Führungsgremien anstaltsübergreifend und in den Anstalten so aushecken. Wem dienen diese Leute? Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk jedenfalls dienen sie erkennbar nicht - dem fügen sie unwiderruflich schlimmen Schaden zu. Zum Auftrag passt das nicht. Nur zum Abbau, den bestimmte gesellschaftliche Kräfte ohnehin wünschen. Bezahlen wir eventuell gar deren "undercover-Ausführende"? Nee, nicht doch, oder?
 
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Geht (bzw. ging teils bereits) an andere Archive und Bibliotheken. Soweit mir bekannt, geht auch manches perspektivisch an ein Antiquariat - und wird damit in alle Winde verstreut.

Vielleicht haben ja sogar die Bestände, die als Ganzes an andere Einrichtungen gehen, eine höhere Überlebenschance dort als sie es innerhalb der ARD hätten. Wenn die ARD so weiter macht, macht sie sich überflüssig. Damit wären auch dort verbliebene Bestände langfristig gefährdet, die anderso vielleicht besser geschützt und bewahrt sind.

Die ARD selbst glaubt, dass ihre digitalen Recherchetools künftig ausreichen, um ihre Sparprogramme zu gestalten. Die "Generation App" rüstet halt modern und trendig um.
 
War diese Bibliothek denn für die Öffentlichkeit und die Forschung zugänglich? Wenn ja, wieviele haben dieses Angebot zuletzt genutzt? Wieviele Mitarbeiter haben im letzten Jahr Bücher aus der Biblio für ihre Arbeit benötigt/genutzt? Wurden noch neue Bücher angeschafft?

Mit einer Bibliothekarstelle kann man die Herausforderungen und Anforderungen der digitaler werdenden Archivwelt wohl nur sehr eingeschränkt stemmen.

@lg74 Von wann ist denn dieses Türfoto? Da wird ja wohl nicht mehr heute ein mit Tesafilm angeklebtes Plakat von 2012 hängen?
 
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Es stammt von 2012, als ich mich intensiv im BR herumtreiben konnte. Nur für S12 kam ich etwas zu spät.
 
Als Einrichtung wird sie vernichtet. Die Bestände werden verstreut. Wenn tatsächlich Bestände in Antiquariate gehen, ist das wie Vernichtung. Ein Zugriff auf diese Bestände ist dann nicht mehr möglich. Aber für Mode-Pottkahsts und ähnliches braucht man all das vermutlich auch nicht mehr.
 
Naja, da müsste man schon etwas differenzieren.

Ich kann nachvollziehen, wenn normale Bücher, die es in anderen (öffentlich zugänglichen) Bibliotheken gibt, nicht endlos mitgeschleppt werden. Für die redaktionelle Arbeit werden die wohl kaum noch benötigt.

Anders sieht es mit Zeitungen, Zeitschriften, Senderdokumente, Akten usw. aus. In dem Post ist von Nachlässen die Rede, die übernommen wurden. Eventuell fallen diese aber gar nicht unter "Bibliothek", sondern Archiv, was nicht ausdrücklich im Post erwähnt wird.

Weißt du denn, dass das was auf https://amuc.hypotheses.org/die-archive/historisches-archiv-des-bayerischen-rundfunks beschrieben ist, auch ausgemustert werden soll? Ich denke mal eher nicht.
 
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Bei uns in der Familie gab es noch ganz klassisch "Hausmusik". Meine Mutter spielte hervorragend Cello, mein Dad Piano und mein Bruder Violine. (Ich bin diesbezüglich leider völlig talentfrei, mußte jedoch unzählige Klavierstunden über mich ergehen lassen, bis meine Eltern es endlich einsahen. :confused: :confused: :confused: )
Ich wurde immer regelmäßig ins Musikhaus geschickt um Noten für die kommende Musikrunde abzuholen.
Aber das der ö.r.R. (bei uns der WDR) Musikliteratur und Noten verliehen hätte ist mir völlig neu! Davon habe ich wirklich nichts gewußt.
Gerade in einer Zeit wo ein Musikhaus nach dem anderen schließen muß (die Handhabung der Covid
Krise wirkte hier wie ein Brandbeschleuniger), ist doch so eine Institution von unschätzbarem, gesellschaftskulturellem Wert! Das finde ich schon heftig, wie sich der ö.r.R. hier aus seiner Verantwortung hinsichtlich seines kulturellen Bildungsauftrages herauszustehlen versucht, in dem er, wie hier beim BR, alles dicht macht. (Ich mußte gerade an die Aktion "Alles dichtmachen" während der Einschränkung der Bürgerrechte, denken.)
Das ist in der Tat ärgerlich und mir völlig unverständlich!
 
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@CelticTiger Ich vermute, dass das mit den Noten zumindest zuletzt kein öffentliches Angebot war. Eher für Musiker der Orchester.

Mit meinen VÖBB-Bibliotheksaccount habe ich Zugriff auf die App "Enote" (unbegrenzter Zugang zu einer riesigen Auswahl an Partituren – Der Schwerpunkt liegt auf klassischem Repertoire, hinzu kommen immer mehr zeitgenössische Kompositionen und aktuelle Arrangements) . Sollen ja auch viele Profimusiker mitterweile von großen Tablets spielen.
 
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Es muss ein Auftrag zur Kulturvernichtung dahinterstecken bei dem, was die ARD-Führungsgremien anstaltsübergreifend und in den Anstalten so aushecken. Wem dienen diese Leute? Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk jedenfalls dienen sie erkennbar nicht - dem fügen sie unwiderruflich schlimmen Schaden zu. Zum Auftrag passt das nicht. Nur zum Abbau, den bestimmte gesellschaftliche Kräfte ohnehin wünschen. Bezahlen wir eventuell gar deren "undercover-Ausführende"? Nee, nicht doch, oder?
Ich komme an dieser Stelle nicht umhin, auf meine stark verkürzte und vermeintlich naive These vom Dezember 2022 hinzuweisen: "Die Feinde des ÖRR sitzen in den Anstalten..."


Beim MDR gibt es ja auch gerade Zoff, weil manche Leute den "Auftrag" umdeuten.



Es bringt in diesem Forum nichts (mehr), tiefer einzusteigen. Die einen machen einen auf öffentlich-rechtlich bestellter Wandzeitungsredakteur (und finden alles total gut, wie das bei den ÖR so läuft und merken nicht, daß sie völlig weltfremd und abgehoben Müll erzählen), die anderen moderieren und kastrieren das Forum halbtot, um ja nicht anzuecken. Macht einfach mal, Kinder. Hauptsache, das neue Jinglepaket klingt gut...
 
Es bringt in diesem Forum nichts (mehr), tiefer einzusteigen. Die einen machen einen auf öffentlich-rechtlich bestellter Wandzeitungsredakteur (und finden alles total gut, wie das bei den ÖR so läuft und merken nicht, daß sie völlig weltfremd und abgehoben Müll erzählen), die anderen moderieren und kastrieren das Forum halbtot, um ja nicht anzuecken. Macht einfach mal, Kinder. Hauptsache, das neue Jinglepaket klingt gut...
So schwarz/weiß ist es hier doch glücklicherweise auch nicht.

Fundierte Kritik am dualen Rundfunksystem kann man hier durchaus diskutieren; allerdings kommen, meinem Empfinden nach, hier ab und an ein paar gut gebräunte (Solarium? Klimawandel?) „Demokratieandersausleger“ vorbei, die vor allem die Nachrichtenkompetenz des öffentlich-rechtlichen in Frage stellen, ohne im Leben auch nur einmal in einer Position, bei jedweder Senderorganisationsform gearbeitet zu haben, in der sie für den Wortinhalt Verantwortung hätten tragen müssen.
Das macht es anstrengend… denen möchte man zurufen: „macht doch wenigstens mal eine Hospitanz, auch wenn es bei nem Käseblatt ist. Versteht, dass die Mechanismen einer Nachrichtenwertgewichtung nicht eurem persönlichen Empfinden entsprechen“.

Die Kernkomopetenz des ö/r darf nicht sein - und ist auch nicht, auch Ed Sheeran zu spielen, auch viel andere Superhits - und aus der Bild vorzulesen. So ist es aber auch nicht.
Gegen die Ausdünnung im Kulturbereich wehrt man sich durchaus auch intern.

Und bedenkt: nehmt ein ähnlich großes, „westliches“, europäisches Land und wiegt die Kultur- Wort- Hörspiel- Featuresendungen der jeweiligen Anstalten gegeneinander auf, nehmt beispielsweise Radio France, RNE, NOS, ORF, SRF, VRT und RTBF und die gute, alte BBC.
Was kommt denn nun wirklich raus?

Die ARD hat immernoch einen „kulturellen Überbau“, der leider nie geschätzt wurde, und der langsam und schmerzvoll in betriebswirtschaftlichen, menschenfremden Überlegungen verdampft wird. Aber auch, weil das nie geschätzt wurde… (sonst wäre anno dazumal WDR 1 Deutschlands meistgehörtes Radio gewesen, und das alte Bayern 2 hätte mindestens immer >30% über Antenne Bayern und SWR 3 gelegen).
 
So schwarz/weiß ist es hier doch glücklicherweise auch nicht.

Fundierte Kritik am dualen Rundfunksystem kann man hier durchaus diskutieren;
Sorry, ich muß nachfragen, bevor ich weitergehend antworte. Bist Du dir sicher, daß wir hier im Thread vom "dualen Rundfunksystem" reden?

Eigentlich nicht. Es geht hier gerade nur um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Es geht auch nicht um "sonnengebräunte" Meinungen, sondern mehr darum, wie (manche) ÖR-Redakteure (mit viel Reichweite) ihre Weltanschauung als Nachricht verkaufen.

Es geht auch darum, daß zuvor live (OnAir) gesendete Beiträge in der Mediathek nach ein paar Tagen einfach "depubliziert" werden (siehe unten), weil sich hinterher (Protest der Betroffenen etc. whatever) herausgestellt hat, daß diese Beiträge zumindest fehlerhaft waren. Frei nach dem Motto: "Wir versuchen es halt erstmal. Versendet sich."

Nein, sowas versendet sich nicht, sondern untergräbt letztendlich die Vertrauenswürdigkeit!

Wir beide hatten unseren letzten direkten Disput zum Thema "Merz lacht im Bundestag". Das wurde hier gelöscht, weil TV und sowas möchte man nicht in dieser Bubble.

Ich wiederhole aber nochmal wegen den Kameras im Bundestag: Die Nutzungsbedingungen des Deutschen Bundestages verbieten die Manipulation von Bild und Ton dieser Aufnahmen. Das gilt ganz sicher auch für Phönix, die Tagesschau..., die auf diese fest installierten Kameras im Bundestag zugreifen!

Ich würde diese Leute entlassen. Sie sind einfach nicht gegeignet für die ihnen übertragenen Aufgaben! Es fehlt ihnen die Qualifikation als Journalist!

Dieses "ups - erwischt, wir machen das neu" nervt ungemein:

Im Bericht aus Berlin vom 13.1.2022 wurde im Beitrag über den Streit um das Bürgergeld ein falsches Bild eingesetzt. Wir bitten dafür um Entschuldigung und werden das Bild im Beitrag korrigieren und ihn neu in der Mediathek hochladen.

Das kann man niemanden verkaufen.
 
Ich komme an dieser Stelle nicht umhin, auf meine stark verkürzte und vermeintlich naive These vom Dezember 2022 hinzuweisen: "Die Feinde des ÖRR sitzen in den Anstalten..."
Kann es auch mal bitte einen Thread geben, der nicht nach ein paar Posts auf eine allgemeine ÖRR-Debatte abzweigt?

Mann hätte das Thema aber auch gleich in den Bayern2-Thread verschieben können, damit der Radiobezug passt.
 
Und kann es nicht sein, dass der BR seine Büchersammlung einfach digitalisiert (hat) und dann das Papier schon aus Platz- und kommenden Umzugsplänen einfach sinnvoll logisch loswerden will?

Außerdem ist es ausschließlich Sache des BR was er mit seinen gesammelten Büchern macht.

Klassisches ÖRR-Bashing von Leuten, die irgendwie ein Problem damit haben, dass der ÖRR nicht auf 1982 festgetackert ist, sondern sich wie die gesamte Gesellschaft eben auch weiter entwickelt und mit der Gesellschaft geht.
"Weiter" heißt jetzt nicht immer "zum Guten", aber eben "weiter".
 
Und kann es nicht sein, dass der BR seine Büchersammlung einfach digitalisiert (hat)
1 Bibliothekar - 70000 Bücher ... rechne mal schnell im Kopf durch .... : nein, kann nicht sein.

Ein Lesetipp zum Thema "Einfach digitalisieren", sogar als E-Book erhältlich:

 
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Die Frage war eher rhetorisch gemeint.

Ich laufe öfters am Außenministerium vorbei und da sieht man von außen in deren Bibliothek mit vielen "alten Schwarten". Leute habe ich noch nie gesehen, dafür ist immer alles hell erleuchtet.

Da ist klar, dass da nicht jeder reinspazieren kann. Und es wird auch wenige Bücher bei denen geben, die ich nicht in den öffentlich zugänglichen Bibliotheken finde.

Solche "internen Bibliotheken" gibt es noch in vielen Institutionen und Behörden.

Die BR-Bibliothek ist wohl eher nicht mit einer wie der "Herzogin Anna Amalia Bibliothek" in Weimar vergleichbar, die also als ganzes einen kulturellen, historischen Wert hat.

Man sollte sich ehrlich machen: Bibliotheken, deren Bestand nicht online durchsuchbar ist, werden tendenziell verschwinden, denn es wird irgendwann keine Nutzer mehr geben, die kommen. Die Fachliteratur und Fachzeitschriften stehen zunehmend online zur Verfügung, der Zeitkampf für eine blätternde Literaturrecherche vs. Google ist wohl auch entschieden.

Daher wäre es sogar eine Chance, wenn diese Bücher-Nachlässe, die dem BR überlassen wurden, nun in fachgerechtere Hände gelängen. Wobei ich nicht nachvollziehen kann, wie man seinen wertvollen Nachlass seinem Arbeitgeber übergibt in der Hoffnung, der wird damit das bestmögliche machen.
 
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