AW: Welche Philosophie hinter HR 3- Soundprocessing?
Die Philosophie ist die gleiche wie bei allen anderes Stationen, die Soundprocessing betreiben: man will den lautesten Pegel suggerieren und dem Klang des Senders ein eindeutiges Profil geben. Der Zuhörer soll bei der Suche schon wissen
"hier wummert der Bass, hier kreichen die Höhen, das ist mein Hitradio".
Ich habe mir das HR3-Processing noch nicht näher angehört, aber aus der Beschreibung vermute ich mal, das hier Bereiche, bei denen das Ohr besonders empfindlich ist, stärker komprimiert werden, um den lautesten gefühlten Pegel zu bekommen.
Erstens empfinden viele "lauter = besser" und zweitens will man auf diese weise einen optimalen Empfang suggerieren. Zur schnellen und nicht fundierten Überprüfung kann man ja mal die
Phon-Kurve heranziehen.
Soviel zu Idee dahinter.
In der Praxis versagen meiner Meinung nach sämtliche Soundprozessoren, die mehr tun, als den Dynamikumfang der Musik auf den maximal übertragbaren Dynamikumfang des Übertragungskanals zu begrenzen, im Falle von UKW wären das etwa ~ 50 dB (+/- 5dB).
Damit es auch in lärmbelästigter Umgebung noch gut (an)hörbar bleibt, kann man auch auf 20 dB begrenzen und hat meiner Meinung nach einen gesunden Kompromiss zwische Kompression und Klang.
Grauenvoll hingegen empfinde ich jegliche Manipulation am Frequenzgang oder an der Phasenlage. Da wo es in der Quelle tieffrequent wird solls auch auf der Empfängerseite ordentlich Rummsen, wo grade kein Tiefbass in der Musik vorkommt darf auch keiner hinzugefüht werden, wie es bei vielen Stationen gang und gäbe ist (BassMaxxx und was es da nicht alles gibt). Wem das nicht passt, der kaufe sich eine EQ und schraube privat.
Und auch dieses verdammte gematsche im Stereobild. Da geht jegliche reproduzierbare Tiefenstaffelung, sofern auf dem Quelltonträger vorhanen, verloren. Und ja, das wirkt sich auch schon auf einem Autoradio an Werkslautsprechern negativ aus.
Ganz davon abgesehen, das ein zu exciteder Klang das Ghör sehr schnell ermüden lässt und auf dauer nervig und aufdringlich wirkt.
Wer das Problem des übertriebenen Soundprocessings mal nachvolziehen möchte, dem empfehle ich eine Fahrt nach Aachen. Hört mal den Belgischen Rundfunk (BRF), nahezu unprocessed, gegen das Hitradio oder ähnliches. Man muß das Radio zwar etwas lauter drehen, dafür wird man auch mit einem absolut natürlichen und stressfreien Klang belohnt.
Gruß,
Ralle