Aber solange die Einsicht fehlt, kannste lange auf User unter 25 Jahre warten, die sich für Hörfunk interessieren.
Ich glaube aber schon das Radiohörer heuer 30+ sind, da verirren sich nur vereinzelt mal jüngere auf die Radioskala.
Schon vor 30 Jahren hat sich gefühlt niemand für Radio interessiert - zumindest nicht für mehr als Hintergrundbeschallung. In meiner Schulklasse nicht, in meiner Berufsausbildung nicht, die damaligen Kinder (wir), Eltern, Großeltern (ein Weltkrieg miterlebt), Urgroßeltern (zwei Weltkriege) nicht. Die haben ihren einen Sender gehört, ob das Regenbogen, RPR Eins oder FFH war, fertig. Es war immer der Ortssender, nie was weiter weg. Nur wenige Leute (ältere Generation 50+, Lehrer und Dozenten) haben Nachrichtenradio (hr1, SDR1, DLF, B5 aktuell) gehört.
Programmschema, fremde Sender, wirtschaftliche Zusammenhänge, Geschichte, Technik, Formate und Zielgruppen - hat nie jemanden eingehend interessiert, der nicht zufällig Journalismus-Student oder Volontär war. Und selbst die oft nicht. Die haben beim Radio gearbeitet, aber wussten nichts über die Szene oder die Geschichte. Die kannten ihr Lokalradio, aber wussten nicht, wie es eine Stadt, ein Bundesland weiter aussieht.
Ich erinnere mich an einen NRW-Lokalradio-Chef (heute großes Tier beim Mantel), der einen Leipziger Sender mit einem Solinger Sender verwechselte. So sehr interessieren die sich, so sehr kennen die sich aus. Wenn "wir" uns schon nicht mehr interessieren, die wir jeden Tag damit zu tun haben, wie können wir das von unseren Hörenden verlangen? (bei denen erreichen)
Eine Sache, die früher schon nicht da war. Vor 30 Jahren dachten meine Schülerkollegen, dass man vom Fernsehen zum Radio geht und nicht andersrum. Fernsehen war Mainstream, Radio das Besondere. Niemand wusste, dass Kabelanschluss oder Satellitenreceiver auch Radio kann. Deshalb auch ERF Plus für das Radio.
Die einzigen, die sich wirklich für Hörfunk interessiert haben, waren die Leute im zweiten Weltkrieg und zur Gründung der Bundesrepublik. Mit dem Start des Ersten Deutschen Fernsehens, des Zweiten Deutschen Fernsehens, der Dritten Programme, des Privatfernsehens nahm das Interesse für Radio immer weiter ab. Deshalb auch kein RTL plus mehr im Fernsehen, denn Fernsehen war jetzt die Basis, der Mainstream und Radio der Sonderling, das Besondere, der Underground. Zumindest im Gefühl der meisten Menschen.
Ich habe mich früher schon aufgeregt, dass es im Wirtschaftsunterricht in der Schule, Berufsschule, BWL-Studium stets um alle möglichen Wirtschaftsszenen ging, aber nie um die Medienwirtschaft, die mich am allermeisten interessiert hat. Das war im Bewusstsein der Menschen noch nie drin. Radio hat leise im Hintergrund gedudelt, eine Zeitschrift überfliegt man, zerfleddert man und wirft sie weg, packt Fische rein. Dass man auch laut und bewusst hören kann (will), Zeitschriften stapelweise sammeln und analysieren kann (eine Wissenschaft daraus machen kann), da arbeiten will, sich mehr als hobbymäßig und oberflächlich nebenbei dafür interessiert, das findet in den Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten nicht statt. Meine Erfahrung.