Wenn diverse Zeitungen fast tagtäglich bewußt die Lüge verbreiten, niemand müsse pro Person so viel Gebühren bezahlen wie wir armen Deutschen, dann geht es schlicht um die Frage, ob das stimmt oder nicht. Und es stimmt einfach nicht.
Fakt ist aber, dass der Geringverdiener wohl ein wenig Pech hat, denn anders als in anderen Ländern zahlen Klofrau und Multibilliardär exact denselben Betrag. So viel zum Thema Solidarität. Und der Vergleich mit fixen Kosten durch Rauchen, Saufen, Autofahren und ähnlich ungesunde Vergnügungen hinkt gewaltig, alldieweil es sich bei der Rundfunkgebühr seit 2013 um eine unumgängliche Pflichtabgabe handelt. Das Rauchen kann ich aufgeben, das Kfz kann ich abschaffen, das Handy sowieso. Ich kann die Heizung ausdrehen, wenns finanziell knapp wird (brrrr) und mich bemühen, keinen Strom mehr zu verbrauchen - einzig und allein die Rundfunkgebühr bleibt völlig unbeeinflussbar von Nutzung, Finanzpolster und Zahlungswillen.
Ich kann aus der Kirche austreten und in eine Waldhütte ziehen - die GEZ hingegen wird erst mit Umzug ins Grab hinfällig. So gesehen schon eine ziemlich einzigartige Sache!
Schlägt man dann noch den Bogen zum Programm bzw. zu dessen Prioritäten und zu der Verteilung des Geldes (Beispiel: 10,5 Millionen für Jauch, hingegen 6,9 Millionen Euro für das komplette Jahresbudget von DRadio Wissen), so können einem doch Zweifel an der Verhältnismäßigkeit kommen.
Über den Stil der Boulevardmedien brauchen wir nicht zu diskutieren, aber die derzeitige Diskussion hat nichts mit Larmoyanz zu tun, sondern mit einem verbreiteten Gefühl für eben diese fehlende Verhältnismäßigkeit. Es ist jetzt kein schlechter Zeitpunkt für eine grundsätzliche Diskussion über das, was "notwendig" ist, was "wünschenswert" ist und was nicht mal das ist. Seriöser, nicht werbefinanzierter Journalismus ist in meinen Augen notwendig - Jauch würde ich aber nicht zwingend hinzuzählen. Ist die Anzahl der ÖR-Sender notwendig? Ich würde diese Frage verneinen. Wenn ein Konsens über das Notwendige und deren Kosten hergestellt ist, kann man sich Gedanken über die Frage machen, wie die Gesellschaft dieses solidarisch finanziert. In meinen Augen wäre ein Steuersystem sinnvoll, wie es in den meisten anderen Ländern praktiziert wird.
Durch den entscheidenden Schritt, dem Bürger nun auch noch die Freiheit zu nehmen, sich durch Abschaffung des Fernsehers aus dem GEZ-System auszuklinken, ist jetzt die Zeit reif geworden für eine ganz grundsätzliche Neuordnung.