Ich hoffe, Du behältst Recht, zumindest bei den öffentlich-rechtlichen.
Das hoffe ich auch. Sicher bin ich mir da absolut nicht. Wie immer gilt: wenn sich genug beschweren, wird sich was verändern. Die Frage ist, ob die derzeitigen Datenraten für den Großteil der Ottonormalhörer nicht tatsächlich ausreichend sind? Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass Leute wie du und ich (und die diversen anderen in den Foren), die sich über Klangqualität noch Gedanken machen, in der Minderheit sind. Sonst gäbe es dieses massive Soundprocessing bei praktisch 95% der Rundfunksender nicht, und auch die Plattkomprimiererei samt massiver Verzerrungen in 99% aller populären Musikproduktionen der letzten 15-20 Jahre nicht. Interessanterweise bei gleichzeitig völlig konträren Entwicklungen bei TV- und Kino-Ton.
Dem BR stehen ja langfristig zwei komplette Ensembles zur Verfügung. Nach Aufgabe der vorübergehenden Kooperation mit den Privaten hätte er also 2 x 864 CU Platz für seine 10 Programme, die er veranstalten darf. Das sollte eigentlich für wirklich guten Klang ausreichen, und auch noch mit etwas besserem Protection Level, den der BR offenbar anstrebt. Da kommt man dann eher wieder in diese Limitierungen rein, die man DAB+ bezüglich nutzbarer Maximal-CUs pro Service dummerweise eingebaut hat (dass man z.B. bei EEP1-A nicht mehr als 96kbps einsetzen sollte).
Die im Test angegebenen Bitraten waren DAB-Bruttobitraten.
Gut, dann entspricht das Testergebnis zu 64kbps also auch realen 64kbps DAB+ wie bei Schwarzwaldradio, und nicht 72kbps oder mehr, von denen Fehlerschutz/Slideshow abgezogen werden müsste.
"Qualitäts-Schieber". Und da kommen die angegebenen Prozente her. 88% heißt nicht "88% der Laien sind zufrieden", sondern im Mittelwert bewerten alle Laien, die dieses File gehört haben, es zu 88% verglichen mit der Referenz.
Aus so einem Durchschnittsergebnis ist natürlich schwierig abzuleiten, wie sehr das Resultat gestreut war. Wird das irgendwo erwähnt?
Mal 3 Personen angenommen, könnten 88% Durchschnitt ebenso 3 x 88% bedeuten (alle fanden es hörbar schlechter, aber noch akzeptabel), wie auch 2 x 100% und 1 x 64% (2 hörten keinen Unterschied, einer fand es dafür total grottig verglichen mit dem Original).
Wenn der Rundfunk (zumindest der öffentlich-rechtliche) nicht nur von "Hörbehinderten" gezahlt werden und für sie nutzbar sein soll, kann ein "Laien-Test" aber nicht ausschlaggebend sein. Damit schlösse man einen Teil des zahlenden Volkes von der Nutzung des Rundfunks aus.
Naja, die "Laien" wären für mich ein repräsentativer Durchschnitt durch die Bevölkerung. Das sind im Durchschnitt auch die, die die Gebühren bezahlen. Da ist man aber dann ganz schnell wieder bei den Fragen, was öffentlich-rechtlicher Rundfunk leisten soll und ob es wirklich gut ist, sich hier nach der Mehrheit zu richten. Würde man den repräsentativen Durchschnitt auch Inhalte auswählen lassen, würden gerade bei Kulturwellen vermutlich einige Dinge unter den Tisch fallen, die (zum Glück) tlw. doch noch ihre Nische finden.
Meine (leider nicht maßgebliche) Meinung ist die: wenn DAB+ antritt, dereinst UKW abzulösen, dann MUSS die Klangqualität mindestens ebenbürtig sein (zu einem guten stationär empfangenen UKW-Signal). Ich bin weder Laie noch Experte, aber für mich wird es ab dem Niveau, das z.B. der Deutschlandfunk mit seinen Programmen (trotz SBR) bietet (also 3-stellige Raten), akzeptabel. Drunter sollte es meiner Meinung nach, zumindest bei Öffentlich-rechtlichen, nicht sein. Die 96kbps des BR sind mir zu knapp, bei M94.5 finde ich sie akzeptabel (weil die auf massives Soundprocessing verzichten).
Kommerzielle Privatsender werden sich ohnehin nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten richten, da habe ich wenig Hoffnung.