"Wir spielen, was wir wollen"

indigo7

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Darf ein ARD-Sender wie z.B. SWR3 nur Pop/Rock spielen, oder ist das Schubladendenken?
Könnt ihr euch Aktionen wie SWR3 spielt verrückt 24/7 365 Tage vorstellen? Sollen die ersten Programme streng 80er/90er spielen & die dritten die Titel von heute? Wie würdet ihr die vierten Programme gestalten? Was haltet ihr vom Jack FM Format, denn darum geht es hier. Eure Ideen & Meinungen sind gefragt.:cool:
 
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Darf ein ARD-Sender wie z.B. SWR3 nur Pop/Rock spielen
Ja. Dürfte er es nicht, hätte er in den mehr als 25 Jahren seines Bestehens dafür, dass er es trotzdem tut, sicher schon mal auf den Deckel bekommen.
oder ist das Schubladendenken?
Wenn man es negativ ausdrücken will, dass sich bestimmte Sender auf bestimmte Musikfarben fokussieren, dann ja. Aus meiner Sicht ist aber nicht diese Fokussierung auf bestimmte Musikfarben das Problem. Wozu soll es gut sein, wenn Schlager, aktuelle Popmusik, Klassik, Hörspiele und so weiter fröhlich auf allen Programmen einer ARD-Anstalt durcheinanderlaufen? Das Problem sehe ich viel eher in dem meist sehr engen Fokus innerhalb der jeweiligen Genres, das dann aber auch sehr deutlich.
Könnt ihr euch Aktionen wie SWR3 spielt verrückt 24/7 365 Tage vorstellen?
Das eher nicht. Nun sind diese Spielt-verrückt-Tage ja aber auch ganz bewusst trashig gehalten. Mal ist das ja durchaus ganz witzig, aber das Konzept hat einen sehr schnellen Abnutzungseffekt. Weit bessere Chancen würde ich da einem Programm nach Machart des Sonderprogramms hr8 einräumen, das in seiner Musikauswahl zwar immer noch kunterbunt, aber doch halbwegs stimmig war. Als dauerhaftes Programm könnte ich mir das wenn, dann allerdings auch nur als Spartenkanal vorstellen, denn auf die Dauer wäre sicher auch eine solche Musikauswahl zu polarisierend und man liefe Gefahr, einen Großteil der Hörer an private Anbieter zu verlieren, die ein klarer abgegrenztes Format hätten. Wie gesagt: Ein Format als solches muss ja gar nichts Schlimmes sein, im Gegenteil. Schlimm ist nur, was oftmals daraus abgeleitet und gemacht wird. Genauso wie Durchhörbarkeit nach meiner Meinung eine an sich tolle Sache ist, wenn man darunter nur versteht, dass man das Programm gut laufen lassen oder eben durchhören kann, ohne dass zueinander völlig inkompartible Musikstücke hintereinander gespielt werden. Über Anzahl und Bekanntheitsgrad der gespielten Titel sagt das zunächst ja mal nichts aus. Zu einem Reizwort wird "Durchhörbarkeit" ja erst, wenn mit diesem Schlagwort die Beschränkung der Rotation auf eine mehr oder weniger geringe Anzahl an weithin bekannten Titeln gerechtfertigt werden soll.
Also zusammengefasst: Formate haben meiner Meinung nach an sich definitiv ihre Berechtigung. Ich würde mir nur mehr Spielraum innerhalb dieser Formate wünschen.
 
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Nun sind diese Spielt-verrückt-Tage ja aber auch ganz bewusst trashig gehalten

Ich würde es nicht unbedingt als trashig bezeichnen.
Eher mehr in Richtung Party Musik diverser Jahrzehnte.
Ob die jüngere Generation damit 24/7/365 gewonnen werden kann wage ich zu bezweiflen.
Die älteren eventuell eher, da bei vielen Songs ein Erinnerungseffekt und Gefühl zum Vorschein kommen lassen könnte.
Meinetwegen könnte man für ein solches Format eine öffentliche Welle nutzen.
Andererseits gibt es aber ja auch Spotify wo jeder selbst eine solche Playlist erstellen kann.
 
Was haltet ihr vom Jack FM Format, denn darum geht es hier. Eure Ideen & Meinungen sind gefragt.:cool:
Letztendlich ist das gar kein eigenes Format, sondern nur eine Kette bzw. "Audiobrand".


Das Format wird auf der englischen Seite als "Adult Hits" beschrieben. Schaut man sich die Playlisten von einigen Jack FM Sendern an, stellt man schnell fest, dass diese fast nur aus Classic Hits und (Classic) Rock bestehen, angereicht mit ein paar älteren HipHop Titeln (die man auch unter Classic Hits zählen kann). Neue Musik findet nur wenig oder gar nicht statt, Dance/EDM auch nicht. Und letztendlich spielt man auch fast ausschließlich Mainstream-Hits.

Für mich ist das nicht mehr als ein Marketing-Gag, vergleichbar mit vielen deutschen Sendern, die alle paar Jahre behaupten ihr Programm hätte jetzt "noch mehr Abwechslung".

Ich würde es nicht unbedingt als trashig bezeichnen.
Eher mehr in Richtung Party Musik diverser Jahrzehnte.
Als 24/7 Sender gibt's das ja mittlerweile: Radio Bollerwagen.
 
Radio21 / Rockland Radio hatte sich ja genau an dem Motto "Wir spielen was wir wollen" vor etlichen Jahren versucht, der Schuss ging nach hinten los. Man hat das Experiment schnell wieder beendet und auch nie wieder aus der Schublade geholt. Wenn, dann kann man das in einem der zahlreichen Streams machen, wie das z. B. FFH macht, aber als Vollprogramm zu exotisch.
 
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Musik ala Gemischtwarenladen hat nur früher funktioniert (z.B. Radio Luxemburg), als es nur ganz wenige Programme gab.

Heutzutage ginge ein Sender, der so ein Format fahren würde, gnadenlos unter. Auch wenn einige Freaks hier immer wieder das Gegenteil behaupten.
 
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Ist der Jack FM-Hype nicht längst wieder vorbei? Das wurde vor Jahren hier ausführlich diskutiert:
Hallo @Thomas Wollert . Ich hatte dich gebeten, die Beiträge #5574 von @German & #5578 von mir aus dem SWR3-in diesen Thread zu verschieben, um dort nicht vom Thema abzukommen & hier einen perfekten Einstieg zu haben. Ich habe dort auch auf die Möglichkeit eines neuen Thread hingewiesen. Leider wird jetzt über "Schubladendenken" im SWR3 Thread weiter diskutiert. Du kannst diesen Thread gerne nach deiner Wahl umbenennen. Dieser Thread sollte zu Diskussionen über Schubladendenken, Aktionen wie Radio XY spielt verrückt, bis hin zum Jack FM-Format enthalten. ;)
 
Ich würde es nicht unbedingt als trashig bezeichnen.
Eher mehr in Richtung Party Musik diverser Jahrzehnte.
Ob die jüngere Generation damit 24/7/365 gewonnen werden kann wage ich zu bezweiflen.
Die älteren eventuell eher, da bei vielen Songs ein Erinnerungseffekt und Gefühl zum Vorschein kommen lassen könnte.
Davon ab, dass Du gar nicht glaubst, wie viele olle kamellen auch noch unter jüngeren im Umlauf sind, wenn es um Partybeschallung geht, wage ich auch bei den älteren Hörern zu bezweifeln, dass diese 24/7/365 Party im Radio haben wollen.
 
Musik ala Gemischtwarenladen hat nur früher funktioniert (z.B. Radio Luxemburg), als es nur ganz wenige Programme gab.

Heutzutage ginge ein Sender, der so ein Format fahren würde, gnadenlos unter. Auch wenn einige Freaks hier immer wieder das Gegenteil behaupten.
Aber nicht wegen des Formats per se, sondern weil der Zielgruppe über Jahrzehnte hinweg eingehämmert wurde, alles, was auch nur ansatzweise jenseits des eigenen Tellerrands liegt, und alles, was auch nur ansatzweise anspruchsvoll ist, zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser.
 
Davon ab, dass Du gar nicht glaubst, wie viele olle kamellen auch noch unter jüngeren im Umlauf sind, wenn es um Partybeschallung geht
Du sagst es. Wie oft man auf Partys Dancing Queen, Africa und Major Tom (Völlig losgelöst) auf die Ohren bekommt. Da ist Blue Monday schon fast ein richtiger Ausreißer.

Wir spielen, was wir wollen: Kommt da nicht Radio Eins recht nah dran? Da laufen De La Soul, The Who, Joy Division und Freundeskreis hintereinander weg.
 
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wage ich auch bei den älteren Hörern zu bezweifeln, dass diese 24/7/365 Party im Radio haben wollen.

Dafür müsste man wohl erstmal "ältere" definieren.
Ich mit meinem 57 Jahren zähle mich dazu.
Mir persönlich gefällt alles fröhliche (mal abgesehen von diesen Ballermann Sachen a la "Geht mal Bier holen" und dergleichen) an Musik.
Da darf dann auch AC/DC und Heino hintereinander laufen.
Solange es abwechslungsreich und Spaß macht gerne 24/7/365.
Gibt es aber ja nicht im Radio (terrestrisch) zu hören.
Überall nur die gleichen aktuellen Hits, abgedudelte 80er, 90er, 2000er oder immer die gleichen langweiligen Oldies.
Hat ja keiner mehr den Mut auf abwechslungsreiche Musik welche Spaß macht.
Kann gerne bunt durcheinander sein.
Deutsch, englisch, italienisch, spanisch, französisch und dergleichen aus allen Jahrzehnten.
Aber wie gesagt, gibt ja Spotify wo man eine unendliche Playlist erstellen kann und diese dann schön im shuffle Modus abspielen kann.
 
Dafür müsste man wohl erstmal "ältere" definieren.
Ich mit meinem 57 Jahren zähle mich dazu.
Mir persönlich gefällt alles fröhliche (mal abgesehen von diesen Ballermann Sachen a la "Geht mal Bier holen" und dergleichen) an Musik.
Wie immer geht es außerhalb von Kultur- und Wortprogrammen darum, die gemeinsame Musikbasis einer Zielgruppe zu treffen und nicht den ganz persönlichen Geschmack von Matty (57), Uwe (62) und Ingid (65).
 
Und genau das macht es so schwierig.
Jeder hat nun einmal einen anderen Geschmack was Musik angeht.
Die gemeinsame Basis ist dann das langweilige was wir alle im Radio ertragen müssen.
 
Hat ja keiner mehr den Mut auf abwechslungsreiche Musik welche Spaß macht.
Weil die falschen Leute auf abgenudelte Berater-Playlisten setzen, vertraute Moderatoren nebst Musikredakteure ohne Verabschiedung an die Hörer entfernt wurden & die, die ganz oben das lineare Radio am liebsten durch Playlisten ersetzen wollen. Dass einige Moderatoren mit gebündelten Nerven unterwegs sind, spürt & hört man z.B bei SWR4. Dass deutsche & internationale abwechslungsreiche Musik ohne Schubladendenken hintereinander von Radio-Personality gespielt wurden, die hörbar Freude am Senden hatten, ist nicht mehr gewünscht. Und solange die falschen Entscheider das Sagen haben, bleibt das so.🧐 Es ist wie bei der Musik: Auch eine Playlist sollte aus Liebe zum Radio gemacht sein. Das Erstellen macht tatsächlich Spaß. Man muss es nur wollen. Leute wie Rainer Nitschke wissen das.:cool:
 
Radio lebt zum großen Teil davon, dass Hörer wissen (oder glauben sollen), dass richtige Menschen Musik und andere Inhalte bewusst ausgesucht, zumindest redigiert haben und dass Andere zeitgleich dasselbe hören, wie man selbst, egal, ob VT produziert oder nicht. Das ist ein unschätzbarer Vorteil, den Streaming-Playlisten und eigene Musiksammlungen jetzt und zukünftig nicht werden bieten können.

Ist das Radiomachern tatsächlich bewusst?
 
Wir spielen, was wir wollen: Kommt da nicht Radio Eins recht nah dran? Da laufen De La Soul, The Who, Joy Division und Freundeskreis hintereinander weg.
Für meinen persönlichen Geschmack ist das schon recht nah dran. Vor allem hat man da auch nicht wie bei SWR3 spielt verrückt, die ganzen ach so originellen Witzbolde mit dabei, die sich dann irgendwelche Volksmusik oder Uralt-Schlagerschoten wünschen, nur weil sie es eben können.
 
Denkfehler in der Frage: Wenn ein Radiosender spielt, "was wir wollen", macht er Radio für sich selber. Er sollte Radio aber fürs Publikum machen.
Also sollte er "spielen, was die wollen".
Und das Publikum will keinen Radiosender, der alles spielt oder eine wahllose Bandbreite von Eminem über Elvis bis Ivan Rebroff. Gäbe es eine ordentlich große Menge Menschen, die sich darauf einigen könnten, würde das jemand machen und damit Geld verdienen. Die Chance lässt sich ja niemand entgehen.
 
Radio lebt zum großen Teil davon, dass Hörer wissen (oder glauben sollen), dass richtige Menschen Musik und andere Inhalte bewusst ausgesucht, zumindest redigiert haben und dass Andere zeitgleich dasselbe hören, wie man selbst, egal, ob VT produziert oder nicht.

Die Sache ist die, dass es neben den Leuten, die sich mehr musikalische Vielfalt wünschen, entweder Hörerinnen und Hörer, denen es egal ist, was gespielt wird oder welche, die immer das Selbe hören wollen und nichts Unbekanntes. Was die Beratersituation betrifft: Ein "Ja" auf die Frage, ob einem ein Titel gefällt (lt. Umfrage am Telefon etc.) ist sowieso eher neutral und nicht mit Begeisterung zu bewerten. Deswegen kommt es sicherlich immer wieder zu diesen Ergebnissen, dass die Zuhörerschaft die Musikauswahl diverser Sender ja ach so toll findet. Zumindest lt. der Interpretation vieler Radiomacher. Auf der anderen Seite würde es bei der reinen Zusammenstellung der Musik durch Musikredakteure/Musikredakteurinnen auch immer daran liegen, was die entsprechenden Macher gut finden oder was sie für ein Feingefühl haben. Aber wenn das Feingefühl gut ist, würde sowas die vorgefertigte Intention der Radioberater schlagen.
 
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