Wulff: ARD-Radios käuen nur wieder

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Und hier noch ein Tacheles kommentierender Reiner Burchardt im DLF:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/1644592/

Der auch auf einen Aspekt eingeht, den ich bislang sonst noch nicht angesprochen sah:

Nachdem jetzt aus allen politischen Lagern, je nach Standort entsprechend hart, die Forderungen nach einer befriedigenden Erklärung gekommen waren, müssen nun die Vertreter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sich nolens volens zum Büttel präsidialer Verlautbarung machen lassen. Das ist auch für jene solchermaßen instrumentalisierten TV-Journalisten alles andere als ein Beweis von Unabhängigkeit und Staatsferne. Genau genommen ist dies ein weiterer Skandal im Skandal.

Hübsch dabei auch, wie die beiden großen Privaten sich darüber beklagen, nach wie vor nicht als staatstragende Sender zu gelten.
 
Nein, den Kommentar meinte ich nicht. Vielmehr meinte ich den Beitrag in der Rubrik "Das Letzte in Kürze" am Ende der Sendung "Kultur heute".
 
Nur mal kurz. es ist erstaunlich, dass die ö/r Stationen heute sehr einhellig Wulff in Schutz nehmen. Und die Sache mit dem AB als "Geplänkel mit der Boulevardpresse darstellen, welches die Bürger eigentlich nicht mehr interessiert". Das finde ich schon ziemlich verwegen. Lässt der ÖR-Rundfunk dem CW die versuchte Einflußnahme auf die Presse, den massiv vorgetragenen Angriff auf die Pressefreiheit durchgehen? Die ganzen Arien um den Hauskredit, die kostengünstigen Reisen und Übernachtungen bei "Freunden" - das sind doch allesamt charakterliche Schwächen, da hat er seinen peinlichen Kotau gemacht.
Es geht doch um die Frage, ob der BP schon wieder gelogen hat? Und dies im Zusammenhang mit der versuchten Einflußnahme auf die Presse. Es ist ein ganz entscheidender Unterschied, ob man nur um Verschiebung eines Artikels bittet, was völlig unproblematisch ist - oder ob ich mit allen Mittel eine Berichterstattung unterdrücken will.

Denn wenn der Bundespräsident - und nicht die Privatperson CW - beim Chefredakteur der BILD - und nicht der Privatperson KD - die Mailbox vollbrüllt, mit dem Ziel, einen unliebsamen Artikel zu verhindern, dann ist dass ein Angriff auf die Pressefreiheit, da kann es keine zwei Meinungen geben. Und nur, weil er dass in Niedersachsen als MP öfter gemacht hat, ist es noch lange kein Gewohnheitsrecht und zu entschuldigen. Die Frechheit ist doch - Mannis Fan hat es schon geschrieben - dass der BP dann weiter marodierte und Verlagschef und Hauptgesellschafter ebenfalls telefonisch unter Druck setzen wollte. Es ist die allermieseste Tour, die Redakteure / Journalisten mit der Kraft des Amtes im Rücken mit Drohungen anzugehen, es habe rechtliche Konsequenzen, wenn ein bestimmter Artikel veröffentlicht würde. Da geht es um die Pressefreiheit!!!

Die Bild hätte die ganze Sache wahrscheinlich bald sein gelassen, wenn der BP nicht Diekmann quasi der Lüge bezichtigt hätte. Deswegen wird kurz oder lang die Abschrift der Mailbox in den Medien auftauchen.

Es scheint aber doch so zu sein, dass es Kanäle aus Berlin gibt, die den ÖR Medien die Tonalität der der Berichterstattung vorgeben. Nicht immer, aber in Sachen Wulff sollen die ÖR das Thema jetzt offenbar mit Weisung von ganz oben beerdigen.Verschwörungstheorie????

Gruß in die Runde
 
Das ist jetzt die Gegenleistung dafür, dass unser öffentlich-rechtlicher Bundespräsident exklusiv in ARD und ZDF sein Bekennerinterview abgeliefert hat.
 
Ey Leude,

jetzt kommt mal runter von euren öffentlich-rechtlichen Verschwörungstheorien. Der Journalist, der Wulff in der Frage über den Inhalt des Anrufes am stärksten entlastet, ist Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung, und nicht die "ARD/ZDF-Berlin-Lobby". Und er bestätigt, dass Wulff um eine Verschiebung gebeten habe. Nach Leyendeckers Darstellung habe Wulff "weder gelogen noch die Wahrheit" gesagt.
 
Ich mache mir die Analyse zu eigen, die georg Dietz heute in seiner Kolummne aud Spiegel-online formuliert. Sie bringt auch sehr anschaulich den Zusammenhang mit unserem öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem wieder ins Spiel:
In Frankreich übrigens gibt es die schöne Sitte, alle paar Jahrzehnte die Republik neu zu gründen (sie haben das allerdings auch schon zu lange nicht mehr gemacht und hängen jetzt im gaullistischen Schlamassel fest). Sie zählen mit, eins, zwei, drei, vier, fünf, da steht Frankreich gerade. Deutschland steckt in der zweieinhalbten Republik. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, mal über eine dritte nachzudenken, über Sinn und Unsinn etwa von Bundespräsidenten, die Leere produzieren, oder vom subventionierten Staatsfernsehen, das Lethargie und Quizsendungen produziert, oder vom Föderalismus, der unter anderem Bildungschaos produziert.

Hier der vollständige Text:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,807486,00.html
 
@ keek

Du musst genau nachlesen. Es gab ZWEI Anrufe innerhalb von zwei Tagen. Zuerst wurde um eine Verschiebung um einen Tag gebeten. Dieser Bitte ist die Bild nachgekommen. Dann wurde der Fragenkatalog mit den 6 Fragen eingereicht. Dieser wurde beantwortet. Zudem gab es dann einen zweiten Termin der Veröffentlichung - 13. Dezember. Die Antworten auf den Fragenkatalog wurden dann kurz vor Andruck zurückgezogen - es folgte dann jener folgenschwere Anruf des BP auf der Mailbox des Bild-Chefredakteurs. Und mit diesem Anruf versuchte der BP die Veröffentlichung zu stoppen. Es folgten noch Anrufe beim Verlagschef und der Frau Springer mit der gleichen Intention. Und deswegen die windelweiche Formulierung, dass er um Verschiebung gebeten hat ... dabei aber wohl die falschen Worte wählte ... und ganz bewusst wird die die Unschärfe der Frage ausgenutzt, die nicht ganz exakt auf den zweiten Anruf bei der Bild und dem Text auf dem AB abstellt. So bezieht sich Wulff immer auf den ersten Anruf, obwohl der Frager eigentlich den zweiten meint. Es wäre übrigens interessant zu wissen, was denn Wulff bei Döpfner und F. Springer am Hörer gesagt hat. ;) Die könnten CW ja eigentlich entlasten. Aber das werden wir leider nie erfahren, da wurde ja keine Aufzeichnung gemacht.
Gruß
 
Seit 3 Wochen diskutiert ganz Deutschland die Frage:
Wie doof darf so’n Bundespräsident eigentlich sein?
Dabei geht das alles an der Sache völlig vorbei!
Die Aufgabe des Bundespräsidenten ist es, das Land zu repräsentieren.
Und ich finde, gerade das macht der Herr Wulff sehr, sehr gut.
 
Seit 3 Wochen diskutiert ganz Deutschland die Frage:
Wie doof darf so’n Bundespräsident eigentlich sein?
Dabei geht das alles an der Sache völlig vorbei!
Die Aufgabe des Bundespräsidenten ist es, das Land zu repräsentieren.
Und ich finde, gerade das macht der Herr Wulff sehr, sehr gut.

Wenn ich ein notorischer Freitagsbeter wäre, daß es mir die Schuhe auszöge, fühlte ich mich durch diesen Bundespräsidenten auch hervorragend vertreten. ;)
 
Nur mal kurz. es ist erstaunlich, dass die ö/r Stationen heute sehr einhellig Wulff in Schutz nehmen.

Das hängt vielleicht auch ein wenig von der politischen Einfärbung des jeweiligen Redakteurs ab...

Der politischen Beeinflussungen entzogene Deutschlandfunk hat Wulff jedenfalls die Rute ins Fenster gestellt.
 
Und deswegen die windelweiche Formulierung, dass er um Verschiebung gebeten hat ... dabei aber wohl die falschen Worte wählte ... und ganz bewusst wird die die Unschärfe der Frage ausgenutzt, die nicht ganz exakt auf den zweiten Anruf bei der Bild und dem Text auf dem AB abstellt.

Das wäre geschickt, aber so windelweich ist die Formulierung nicht. Zitat aus dem Interview:

ARD schrieb:
Schausten: "Müsste aber nicht umso mehr für einen Bundespräsidenten, der die Grundrecht ja nun vertritt und zu achten hat, der Versuch, unliebsame Berichterstattung im Vorhinein zu verhindern, tabu sein?"
Wulff: "Ich habe nicht versucht, sie zu verhindern.


Das ist eine klare, uneingeschränkte Aussage von Wulff; auf die Klärung ihres Wahrheitsgehaltes bin ich gespannt. Obgleich ich persönlich auch nicht so gerne von einem Bundespräsident repräsentiert werden möchte, der - wie Leyendecker es so schön formulierte - weder lügt noch die Wahrheit sagt...
 
Die Rheinische Post verkündet, dass sich Merkel, Seehofer und Rösler bereits auf einen Fahrplan zur Wulff-Nachfolge verständigt hätten. Da die Rheinische Post quasi ein CDU-Parteiorgan ist und damit an der Quelle sitzt, glaub ich das gerne. Das Problem ist nur: wie wird man ihn los? Feuern kann man ihn selbst mit 120%-iger Mehrheit im Bundestag nicht.
 
Das übliche Spiel: Alle wissen, dass es vorbei ist, nur der Betroffene selber nicht. Tja, wie kann man ihn "loswerden"? Vielleicht versteht Wulff ja Aussagen in der dritten Person: Man müsse sich beizeiten überlegen, ob man noch als Bundespräsident tragbar wäre, wenn man so an Glaubwürdigkeit verloren habe... ;)
Wer wird Nachfolger? Gauck wäre ein würdiger, interessanter und überparteilich angesehener, integrativer, kompetenter Bundespräsident. Also scheidet er aus. Aber wer wirds dann?
 
Momentan sind, lt. Rheinische Post, Bleifrei-Töpfer und Käßmann-Fan Katrin Göring-Eckardt parteiübergreifend im Gespräch.

Ein Freigeist wie Gauck wird nur dann nominiert, wenn er von vornherein chancenlos ist.
Nein, Ihr Deutschen werdet wieder irgend einen nervtötenden Mahner (Kampf gegen "Rechts" und nachträgliche Errettung vor der Nazipest) und Sühnevollstrecker bekommen. :D
 
Nur mal kurz. es ist erstaunlich, dass die ö/r Stationen heute sehr einhellig Wulff in Schutz nehmen. Und die Sache mit dem AB als "Geplänkel mit der Boulevardpresse darstellen, welches die Bürger eigentlich nicht mehr interessiert". Das finde ich schon ziemlich verwegen.

Meinst Du damit den ARD-Deutschlandtrend mit der Frage, ob Wulff zurücktreten sollte oder nicht? Diskrepanzen zu etwaigen Online-Votings usw. hat Jörg Schönenborn vor einigen Tagen im Tagesschau-Blog sehr schön erklärt:
http://blog.tagesschau.de/2012/01/03/verwirrung-soll-wulff-nun-bleiben-oder-gehen/

Und wenn ich Herrn Leyendecker im Morgenmagazin richtig verstanden habe, geht es bei der Unschärfe in Sachen Telefonanruf nicht um gewollte Missverständnisse, welcher von zwei Anrufen gemeint ist. Der Punkt ist demnach eher, dass Wulff in dem Telefonat offenbar von Verschiebung spricht, das ganze aber vorne und hinten mit der Androhung von Krieg und strafrechtlichen Schritten garniert, so dass die BILD das gar nicht anders auffassen konnte als einen Versuch der Verhinderung.
 
Das Problem ist nur: wie wird man ihn los?

Ganz einfach: Er wird nun systematisch sturmreif geschossen! Es geht ja heute schon wieder weiter mit neuen Ungereimtheiten zum Thema Hauskredit und notarielle Beurkundung (Vertuschung der Geldgeber, Frankfurter Rundschau). Dann gibt es noch die Flanke BW-Kreditzins, die längst nicht fertig aufgebohrt ist, dann gibt es Wulffs Aufsichtsratsleistungen beim Porsche/VW-Deal, dann gibt es (bereits eingeräumte) Kleiderschenkungen an die Präsidentengattin, und, und, und ... Was die Bild-Zeitung alles noch im Köcher hat, möchte ich gar nicht wissen.
Wir werden Christian Wulff jetzt in der Rolle eines Slalomläufers erleben, der einen Torfehler gerade mal noch akrobatisch gemeistert hat, ihn nun aber von Tor zu Tor weiterschleppt und mit immer neuen Verrenkungen sein endgültiges Ausscheiden zu verhindern trachtet. Aber er kann nicht gewinnen. Selbst wenn er die Ziellinie (das Ende seiner Amtszeit) erreicht, was stark zu bezweifeln ist, wird er danach als die größte Pfeife und Fehlbesetzung in diesem Amt seit Gründung der BRD in die Geschichte eingehen.
 
Als Bundespräsident war mir Wulff eh immer zu bieder, schlichtweg keinen Arsch in der Hose. Und jetzt spielt er Opfer und beleidigte Leberwurst zugleich. Er hätte schon längst zurücktreten müssen. Er gibt sich nur noch der Lächerlichkeit preis.
 
Wer wird Nachfolger? Gauck wäre ein würdiger, interessanter und überparteilich angesehener, integrativer, kompetenter Bundespräsident. Also scheidet er aus. Aber wer wirds dann?

Ich werd das Gefühl nicht los, hier kenne man außer Schnarchsack Wulff nur den Gauck, und für den sind alle voll des Lobes.
Wie ein Mantra wird es wiederholt, er wäre der bessere Präsident.
Dabei ist der Occupy-Gegner ("unsäglich albern") auch nur ein reaktionärer Heuchler.
Wenn schon ein Ossi, dann eine Ossa, nämlich die damals dritte Kandidatin, Luc Jochimsen.
Damit wäre dann auch der Frauenquote Genüge getan.
 
Wie ich Merkel einschätze, wird es Norbert Lammert. Als Bundestagspräsident ist er bisher schon staatstragend aufgetreten, wird allgemein anerkannt, und leistet sich hin und wieder eine Kritik an Merkel. Also wieder jemand, den man wegloben kann. Und man hätte Rot-Grün bis 2017 die Chance verbaut, nach dem (aus heutiger Sicht zu erwartenden) Wahlsieg 2013 einen eigenen Kandidaten (Matthias Platzeck?) ins Amt zu hieven.
 
... Gauck, und für den sind alle voll des Lobes.
[...]
Dabei ist der Occupy-Gegner ("unsäglich albern") auch nur ein reaktionärer Heuchler.
Wenn schon ein Ossi, dann eine Ossa, nämlich die damals dritte Kandidatin, Luc Jochimsen.
Damit wäre dann auch der Frauenquote Genüge getan.
Bis zum Heuchler gibt es meine Zustimmung, aber was, bitte schön, ist an der ehemaligen Chefredakteurin des Hessischen Rundfunks, Lukrezia Jochimsen, eine "Ossa"? Nur weil sie Mitglied der PDS bzw. "Die Linke" ist? - Das kann es nicht sein, denn ihr Geburtsort Nürnberg liegt, je nach Lesart, noch nicht einmal in den Gebieten östlich der "Zonengrenze" oder auch "Staatsgrenze West der Deutschen Demokratischen Republik".
 
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