Wenn Du wüsstest, was für ein Mehraufwand beim Zoll allein durch den Brexit Englands entstanden ist, dann würdest Du etwas differenzierter urteilen.
Das weiß ich, sogar sehr gut. Ich bin Einkäufer in einer Behörde, insofern habe ich ... na ja, vielleicht nicht "regelmäßig", aber halt doch immer wieder mal mit dem Zoll zu tun. Das große Chaos - bereits kurz vor dem eigentlichen Brexit - habe ich leider auch auf meinem Schreibtisch mitbekommen. "Kurz vor dem eigentlichen Brexit" bedeutet: die ganzen Vereinbarungen zum 1. Januar 2021 wurden ja erst mit Heiligabend 2020 schriftlich fixiert. Heißt: wenn man im Januar 2021 Ware benötigt hat und diese noch im alten Jahr ordern mußte, dann war man in Sachen Zoll auf Glaskugelei angewiesen, auf viel Improvisation und ein paar gute Beziehungen in viele Richtungen. Das hat keinen Spaß gemacht, und dem Zoll definitiv noch weniger als mir. Die Importe aus GB haben - nicht zuletzt aufgrund des Brexits - bei uns zumindest stark nachgelassen, da kann ich also nicht viel zu irgendeinem Chaos sagen; im Augenblick sehe ich "nur" ein bißchen Welle wegen der weggefallenen Freigrenze zum 1. Juli 2021.
Also, bei mir lief das immer völlig reibungslos ab, wenn man sich an die Spielregeln hält. Und der Mann im Zollamt war am Telefon wirklich nett.
Völlig legitim. Ich habe bei "meinem" Zollamt meine drei, vier Spezis, mit denen ich ganz gut kann und die auch schon einige Sachen möglich gemacht haben, die ich im Vorfeld schon fast abgeschrieben habe. Aber ich bekomme abseits "meiner" Jungs auch sehr gerne den schroffen Beamten zu spüren, weil - ich bin ja auch Behörde, also sollten "meine" Besteller ja eigentlich bestens wissen, wie das dort läuft. Natürlich ist das nicht so, denn die Besteller, das sind Schulsekretärinnen, Erzieher, Bauzeichner, Gärtner etc., bei denen kommt beim Mitdenken der Behördenstatus erst viel weiter unten in der Prioritätenliste; ich bin halt nur derjenige, der die Kartoffeln aus dem Feuer holen darf, wenn sie den Zoll nicht verstehen.
Wenn ich persönlich wegen privater Käufe zum Zoll vorgeladen wurde, dann weil eben der Versender Fehler gemacht hat (kein Vorwurf - wenn man so was nicht regelmäßig macht, dann können halt Fehler passieren), und dann durfte ich auch schon mit dem Zoll einiges sehr nüchtern klären und wurde auch so behandelt wie jemand, der einem gerade Arbeit macht, die's nicht unbedingt gebraucht hätte.
Auch deswegen ist eine zollamtliche Behandlung nötig, um den Billigimporten über Strohmänner einen Riegel vorzuschieben.
Ich hab' nichts gegen den Zoll, unter anderem aus diesem Grund nicht.
Gruß
Skywise