AW: Radio-Qualitäten von Béla Réthy
ich finde es auch merkwürdig, wenn das SF hier so gelobt wird, ich kriege es aber die fussballkommentare finde ich unterirdisch lahm UND man ist offensichtlich beim SF nicht in der lage, schnell umzuschalten. einspieler von wichtigen szenen kriegen die beim SF nicht so schnell hin, wie im deutschen fernsehen und reporter bei "10 vor 10" muten sprachlich immer an, wie ein reporter der ard in den 70ern.
das SF zeigt fast ausschliesslich den "worldfeed" der UEFA. Daher gibt es dort weniger Schaltungen und Einspieler, was ich gar nicht hoch genug loben kann. Mich interessieren die Schaltungen auf Tribüne und Trainerbank nicht, die bei ARD und ZDF im Minutentakt stattfinden. Sie stören mich sogar ungemein. Das gleiche gilt für Torentfernungen (die von der UEFA per insert angegeben werden, womit die "notwendige" Information erfolgt) und Entfernungen zur Mauer bei einem Freistoss. In meinen Augen beides überflüssiger Spökes, den ARD und ZDF mit jeweils 4 notwendigen Schaltungen fabrizieren, weil es anders nicht geht, man aber keinesfalls auf diesen Quark verzichten mag. Und das geht so:
1. Schaltung vom worldfeed auf eine eigene Kameraperspektive abseits des Spielfeldes. Also Tribüne oder Trainerbank oder sonstwas. Dieser Zwischenschritt ist notwendig, da die eigene Perspektive auf das Spielfeld nicht der Perspektive des worldfeeds entspricht. Ss würde also beim direkten aufschalten ein leichter "Sprung" des Bildes sichtbar.
2. Schaltung auf zweite eigene Kamera mit der "totalen" Einblendung der Kreise und/oder Pfeile, damit der Kommentator sagen kann, dass er richtig oder fast richtig, niemals aber falsch geschätzt hat.
3. erneute Zwischenschaltung, siehe 1.
4. zurück zum worldfeed, erstaunlich oft ohne sichtbaren Freistoss und begleitet mit den hektischen Worten »der Freistoss wurde schnell ausgeführt«
ein Freistoss bedeutet bei ARD und ZDF also immer "Auftritt Merkel, 'Promi', Bank, Hubschrauber oder süsses Kind oder unweigerlich in die falsche Richtung schauende und winkende Knalltüten auf der Tribüne".
ebenfalls habe ich nie das Gefühl, wichtige Dinge durch eine fehlende Wiederholung verpasst zu haben, sondern im Gegensatz das gute und ansonsten selten gewordene Gefühl, praktisch immer "am Ball" zu sein. Tatsächlich strittige Dinge oder Besonderheiten werden bereits während des gesamten Turniers dann wiederholt, wenn ihre Zeit gekommen ist. Auch mehrfach. Das SF zeigt abweichend vom worldfeed die Flitzer und ähnliches, unterwirft sich also keineswegs der mutmasslichen "Zensur" der UEFA. Was das SF nicht zeigt, sind bspw. eigene oder verpixelt vergrösserte Inserts, weil die Inserts der UEFA dem ZDF auf zuruf der "Bild am Sonntag" zu klein für die dummen Zuschauer sind. Auch auf einen sich drehenden Fussball oder andere Hinweise darauf, dass das gerade während der EM übertragene Fussballspiel ein Fussballspiel ist, das im rahmen der EM stattfindet, verzichtet das SF zu meiner grössten Zufriedenheit. Man hat dort ganz schweizerisch einen gewissen Respekt vor der CI dieser Veranstaltung, die bei evtl. Wiederholungen in 20 Jahren, wie man sie heute von früheren Turnieren und anderen Sportereignissen kennt, bei ARD und ZDF verfälscht bzw. sogar komplett gelöscht sein wird. Mir ist klar, dass solche Sachen vielen Leuten egal sind. Mir nicht, und denen, die ein mediales Gesamtbild eines solchen Turnieres entwerfen und herstellen, auch nicht.
Die Kommentatoren des SF entsprechen ziemlich erstaunlich meinem Geschmack, deshalb finde ich sie besser. Andere finden andere besser. Vor allem gefällt mir ihr immer vorhandener direkter Bezug zum laufenden Spiel und ihre dabei immer vorhandene (wieder schweizerische) emotionale Neutralität, die durch die Co-Kommentatoren wunderbar passend ausgeglichen wird. Wie es im SF während der EM praktiziert wird, macht es einfach Spass, den Kommentatoren jeweils im Team mit Toni Polster, Volker Finke, Jörg Stiel oder Rolf Fringer zuzuhören. Ich bin sogar dazu übergegangen, mir das Studio anzuschauen, was bei ARD und ZDF und meistens auch Premiere für mich eine einzige Qualvorstellung und längst undenkbar ist. Abgesehen vom unweigerlichen Klatschvieh im Studio ist dort nämlich nicht diese quälende, gespielte Lockerheit, ach-so-Lustigkeit und die wichtigtuerei selbsternannter Analysten ohne tatsächlichen Informationswert vorzufinden. Das ist im SF einfach nur eine tatsächlich lockere Gesprächsrunde, die keinerlei Anspruch weder auf Lustigkeit, noch auf Seriosität oder Wichtigkeit aufkommen lässt. Dafür braucht es keine lächerlich überdimensionierte "Seebühne" weit ab vom Schlag oder suggerierte Nähe zu allem, was läuft. Schlicht und einfach sympathisch und dabei mit dem exakt gleichen, sehr begrenzten Informationswert dieser rahmen-Berichterstattung. Bei ARD und ZDF wird mir dagegen von der ersten bis zur letzten Sekunde einer Übertragung von mehreren Personen einzutrichtern versucht, wie ich das Spiel und die beteiligten und jede menge unbeteiligte Personen und Dinge zu finden habe, und wie ich mich gefälligst zu fühlen habe. Apropos Informationswert und "Gefühle": im SF ist mir noch keine Schaltung zu irgendeinem rudelgucken begegnet, die in ARD und ZDF grundsätzlich darin bestehen, dass ein Reporter sich genötigt sieht, ins Mikrophon brüllend zu beschreiben, dass etwas laut eigener Aussage unbeschreiblich ist.
@ TSD
nein.