AW: radioeins soll auf den Prüfstand
Nänü, nun habe ich mir das gesamte Gemetzel hier ausführlich zu Gemüte geführt. Und kommentiere.Versuchshalber.
Da fällt mir sofort das Luxus-Problem der selbsternannten Hauptbetroffenen auf: In dem von mir bewohnten Teil dieses Landes herrscht der MDR, da erübrigt sich eigentlich jeglicher Kommentar, was so etwas wie der "jugendlichen" fastnochjugendlichen" oder "akademisch ausgebildeten" Peilgruppe um die Ohren gehauen wird. ...wenn'se wenigstens mal hauen würden. Ich erwische mich mit Anfang Dreissig dabei, zum Morgenkaffee halb sechs MDR INFO zu hören - gänzlich musikefrei - weil einfach alles andere, was da herausquillt, schlichtweg beleidigend unterbelichtet dahermurzt. Die Mediaplaner haben uns Mittelgeneratioren einfach aus der Planung herausgeworfen, was mir auch nach Nachfragen leicht errötend so bestätigt wurde. "ab 49" gilt. Und um mehr geht es nicht. Wir haben hier (im bundesdeutschen Vegleich) Kulturzentren erster Güte in Leipzig, Dresden, Erfurt, Halle, die trotz bescheidener Haushaltslage nur so bersten vor guter Musik, Konzertangeboten, freibekloppten Theatergruppen usw. Aber gleichzeitig eine kulturell-politisch-profilgeebnete Einöde, dass es einem graust. Der Dudelfunk ist privat-öffentlich nicht mehr unterscheidbar, was trotz der Mächtigkeit des MDR ein absolutes Armutszeugnis ist. Wenn ich ab 19.30 Uhr MDR sehen muss, schäme ich mich.
Und da wird radioeins in die warme Kantine geschoben und bedauert, dass die Kirschen im süssen Brei manchmal nur halbwarm sind.
Ich bitte Sie, ich bitte Euch! Wie anderen bedauernswerten Teilhabern zu entnehmen ist, ist das auch in grossen anderen Teilen in Nord West, Süd genauso. Ich bitte sie und Euch also noch einmal....was soll denn das?
Wenn auf MDR Jump samstag abend gefragt wird, was die Chicas und Poor Boys so tun, wenn Sie abends auf dem Klo sitzen, bevor sie sich ins Getümmel werfen... Da freue ich mich über jeden Anruf, den die radioeins-Redaktion überhaupt macht, um Infos für sich und die Hörer heranzuholen, so scheint das der Befriedigung der einfachsten Bedürfnisse des modernen Menschen entgegenzu tendieren, denn Zuhören wird hier nämlich schwieriger...mann und frau muss nämlich mitdenken.
Ich vermute mal, dass 78.90% des Geredes tagtäglich Bullenkot ist, radioeins hat dabei einfach nur eine bessere Quote von 48,34% Uninteressantem Geschwalle zu bieten...aber immerhin machen die sich inhaltlich Gedanken. Leipzig ist Medienstadt, wer dei MDR-Honks mal in absoluter Überzahl erlebt hat...weiss, dass nur eines wichtig ist: sie selbst.
Und wenn dann auch noch die Moderatoren da bei Euch in Berlin-Brandenburg ab und zu formhalber daneben liegen - um Gottes willen!- mannigmal eine eigene Meinung über die eindeutigen Torfnasen in den ländlichen Saufkaschemmen Sachsen-Anhalts äußern, (und glaubt mir, Ihr Gutmenschen da oben, die allermeisten bewußten Sachsen-Anhaltiner wissen mit solchen ironisch überspitzten Bezeichnungen sehr wohl umzugehen), auch wenn Kulturredakteurinnen fast atemlos über die nächsten unterbewerteten filmischen Nahostdramen berichten, wenn ein avantgardistisch verseuchter Kellerredakteur eine seltsam-sperrige Combo aus dem Untergrund in unser Bewusstsein loben möchte...SIE TUN ES WENIGSTENS!!!!!!
Hach, übrigens Prenzelbergfriedrichshain.pfgjdgetsgsn... Auch im "übrigen" Brandenburg" leben Menschen und Hörer, die sich das Angebot des Senders informativhalber, politisch, regional, kulturell zu gemüte führen, dieses regelmäßig tun und nicht zur hier wie selbstverständlich laufend fokussierten innenstadtöstlichen Gelangweiltbevölkerung Berlins gehören. Das ist leider sehr pauschal und demnach als Argument einfach nur zum Gähnen. Diese im Flächenstaat Brandenburg verteilten...von denen ich schaffte, einige sehr persönlich zu kennen...sind über das vergleichsweise ernstzunehmende Programm - nicht nur abends als DEM PFUND von radioeins - ziemlich glücklich. Das Radio ist in der Kombination mit der sich einigelnden, fremdelnden Brandenburgerschaft einfach nur erfrischend.
Nur weil radioeins - übrigens körperlich in Potsdam sitzend - mal wieder für eine diskursfreudiges, sattes Berlin vereinnahmt wird und wurde, sollten hier Eckpunkte der ganzen Schelte ab und zu mal überdacht werden. Berlin taugt nicht immer als geschmacklicher Dreh- und Angelpunkt. Wer sich "arroganten Moderatoren" gegenübersieht, die "selbstverliebt" die Hörerschaft verschrecken (wollen!?) der kann solche Profilneurosen doch (als ein anonymer Teil in der Menge der aufgeklärten Befindlichkeiten an den Radiogeräten da draussen) eigentlich beruhigt als menschliche Makel beiseite legen und sich selbst doch weiterhin als das eigene Maß aller Dinge betrachten. WENIGSTENS GIBTS EINE REIBUNG!
Der Gedanke ist so entlarvend wie klug, der hier irgendwo da oben mal geäußert wurde: umso ernster Du Deinen Hörer nimmst und um ihn "kämpfst" (ausserhalb des protzigen Werbe-MA-Kosmos, denn seinen Scheiss kauft der auch ohne Radio) umso anspruchsvoller erziehst du ihn mit, bietest eben neben JAMES BLUNT oder JUSTIN BIEBER mal kanadische Songwriter oder schwedisch sprechenden Holzfällerfolk an und schon wird dieser selbstbewusstere Hörer auch daran herummäkeln. Auf einem wirklich hohen Niveau.
Den Einbruch kann man sich vielleicht auch mit der Hinwendung zum abendlichen Hören der informativen Sender erklären, wann und wie und warum sollte denn tagsüber die angepeilte Zielgruppe dauerhaft neben ihren anspruchsvollen Tätigkeiten Programme mit einem hohen Informationsgehalt hören? Aber so schnell? So viele Hörer weg?
Was die MA2011 und dem orbitanten Einbruch des Senders betrifft, sind 30% unrealistisch viel. (Wird da die Internethörerschaft eigentlich mit eingerechnet?)
Ich denke mal noch weiter über die Gründe nach.....