Ich habe meine Vorbehalte gegen Herrn Gniffke ja oben schon geäußert, aber die Geschichte über die Tagesschau-Nachtschichten finde ich merkwürdig, nicht nur, weil sie ja ganz offensichtlich rechtzeitig zur Intendantenwahl lanciert würde.
Mag sein. Sehr gut vorstellbar ist aber auch, daß die Schreiber dieses Brandbriefes seit Anfang des Jahres vergeblich versucht haben, ihr Anliegen (also den Hinweis auf den Wegfall der Nachtschichten und die daraus evt. entstehenden negativen Folgen für das Image der ARD) auf dem normalen "Dienstweg" (und diskret) nach oben zu befördern. Abgeblockt, keine Reaktion etc. Das dauert dann eine Weile und die ganze Sache kocht trotzdem weiter. Letztendlich entscheidet man sich für die Umgehung des Dienstweges und es werden Mitte März Briefe direkt an die Intendanten verschickt und die Presse bekommt "zufällig" auch gleich noch Wind davon. Zugegeben, die zeitliche Nähe des Auftauchens dieses Brandbriefes und der anstehenden Intendantenwahl ist natürlich nicht schön für Herrn Gniffke. Aber damit muß er halt leben, wenn er weiter nach oben will. Mit einem besseren Führungssil bzw. Betriebsklima wäre das sicher nicht passiert.
Wer jetzt meint, "der Zwerg labert wieder nur Scheiße", schaue sich bitte mal die Vorgänge bezüglich dieses Auslands-Korris an, der wegen sexueller Belästigung zunächst beurlaubt wurde. Die ganze Sache köchelte auch erst eine ganze Weile unter der (Sender-)Decke, bevor die Bombe (öffentlich) platzte. Die Geschichte war sogar hier im Form Thema. Aber nur kurz, das Ende ist praktisch untergegangen. Hat niemanden interessiert, bzw. es gab genug andere Ablenkung. Den hier tätigen "ARD-Propagandisten" war das sicher ganz lieb - "Schwamm drüber, und es wachse bitte schnell noch etwas Gras..."
Bis Anfang der 90er gab es zwischen Mitternacht und 13 Uhr nie eine aktuelle Tagesschau. Dafür hat man im Vormittagsprogramm die zu diesem Zeitpunkt schon einen halben Tag alten Tagesthemen wiederholt....
Vielen Dank für die Geschichtsstunde! Ja, so war das damals wohl. Ich erinnere mich dunkel. Lange her.
Aber ich hoffe, wir sind uns einig, daß man die damaligen Gepflogenheiten nicht mit den Anforderungen an die ÖR-Sender (aber auch "wichtiger" Privatsender) von heute vergleichen kann. 1990 hatte kein Normalo Internet, Radio und TV waren also sehr wichtig. Und selbst wenn eine "Nachrichtensendung" schon einen halben Tag alt war, so war sie doch noch ausreichend aktuell. Niemand war schneller und aktueller!
Heute ist das natürlich anders. Und schon aus diesem Grund sollte bei der Tagesschau immer jemand da sein.
Und es kommt noch ein Punkt hinzu: Was passiert denn, wenn nachts wirklich mal was passiert? Ich rede nicht von Unwettern etc - sowas ist ja Tage vorher bekannt. Wie der interessierte Forenuser weiß, lassen sich die Sender(netze) von ARD und ZDF rein technisch bedingt nur ganz schlecht auseinanderschalten. Daher soll die Bevölkerung auch nur bei größeren und überregionialen Ereignissen über die (alle) Sender von ARD & ZDF informiert werden. Das war die Kurzfassung - bei Bedarf einfach danach suchen und nachlesen.
Gut. Aber mal angenommen, Meister Röhrig schreit: "Die Russen kommen!" und alle erzittern.
Sendet Angie zusammen mit ihrem Sprecher Seibert dann höchstpersönlich und direkt aus dem Führungsbunker Berlin über alle Kanäle und klinken sie sich einfach so rein? Bei der Tagesschau in Hamburg brauchen sie ja nicht extra anrufen, wie wir jetzt wissen. Morgen ab 8 Uhr wieder. "Vielen Dank für Ihr Verständnis, aber mit nur 8 Mrd. Euro pro Jahr kann man nun wirklich nicht viel mehr erwarten. Falls Sie Sendezeit für Ihr Unternehmen buchen wollen, wenden Sie sich bitte zu den üblichen Bürozeiten an..."