Wenn ich mir anschaue, was sich seit meinem allerersten Beitrag hier verändert hat, dann komme ich mir vor wie ein Kreisläufer. Die Quadratur des Kreises sozusagen.
Einige Veränderungen begrüße ich, aber es sind die wenigsten. Die im laufenden Programm so bezeichneten "Meilensteine" gehören dazu, die sonntagabendlich in Gänze vorgespielt werden. Teilweise auch mit Mehrwert, da man einige Hintergrundinformationen hierzu erfahren kann. Es führt auch dem eher nicht so bewanderten Radiohörer eindrucksvoll vor, dass eben oft die Albumtracks interessanter sind als eben jene Titel, die ausgekoppelt wurden und sich ohnehin in der Rotation der Welle befinden.
Allerdings sind solche Inhalte, die meines Erachtens geradezu für die abendlichen Sendestrecken prädestiniert sind, äußerst rar. Spezialsendungen, die sich geradezu an den werktäglichen Abenden anbieten würden, sucht man als Hörer vergebens. Diese können meinetwegen auch unter dem Banner "Der Abend" laufen. Das Personal dazu hat man: Annett Lorisz, Patrick Neelmaier oder Christian Rönspies verfügen durchaus über Expertise. Von den neueren Köpfen traue ich es auch Matthias Sziedat zu, in diese Position zumindest "hineinzuwachsen". Als gelegentlicher Sidekick in "Schmidts Samstag" machte er keine schlechte Figur, als er immer wieder einmal eher unbekannte Platten vorstellte. Auch liegt die "Kopfhörer"-Vergangenheit noch nicht in allzu großer Vergangenheit, als dass man sich nicht daran orientieren könnte; beim Aufbau eben solcher Spezialsendungen. So aufgebaut, dass jedes Genre der Kernzielgruppe werktäglich abends abgebildet wird. Präsentiert von fundierten Moderatoren mit Mehrwert für den Hörer.
Otto Meyer, könnte vielleicht den einen oder anderen interessieren, ist mittlerweile verantwortlich für "Kopfhörer live", eine Veranstaltung des Rantastic in Baden-Baden. Damit führt er diese seinerzeit von ihm für das Mantelprogramm in Baden-Baden entwickelte Reihe fort, eben eher unbekannteren aktuellen Interpreten eine Bühne zu geben. Natürlich nur in etwas kleinerem Maßstab gemessen - eine kleine Lokation wie Rantastic verfügt nicht über die Mittel wie der SWR1. Aber es ist handverlesene ausgesuchte Musik für den Musikliebhaber - etwas, das mir viel zu kurz kommt, insbesondere eben in den abendlichen Sendestrecken.
Über die Rotation mag ich kein Wort mehr verlieren - irgendwie wie bei Sisyphus in der griechischen Mythologie oder wie bei dem "Kampf" von Don Quijote gegen die Windmühlen. Bei einigen wenigen Interpreten klappt es etwas besser, dass man eben nicht nur die üblichen Verdächtigen spielt. Doch bei den meisten Interpreten liegt die Auswahl der unterschiedlichen gespielten Titeln im sehr überschaubaren Rahmen, um es freundlich auszudrücken. Ganz zu schweigen davon, dass man etliche Musikrichtungen der vergangenen Jahrzehnte schlicht unter den Teppich kehrt, als ob es diese Musikentwicklungen nie gegeben hätte. und auf die geliehenen Titel verweise ich ausdrücklich auch auf meinen Vorredner.
Manchmal wirkt es darüber hinaus auch fast schon wie eine Realsatire: Da bewirbt man eine Band wie Wishbone Ash sowohl auf der Homepage als auch in diversen nervigen Werbe-Jingles im laufenden Programm, obgleich diese Band im laufenden Programm so gut wie nicht mehr vorkommt. Oder Heaven 17 und Big Country ähnliche Fälle: Da wird ein grosses Tamtam veranstaltet, aufgrund der von SWR1 präsentierten Konzerte, im selben Zeitraum auch massig Titel der Interpreten gespielt, die man ansonsten vergeblich dort im Programm zu hören bekommt. Aber sobald diese SWR1-Präsentation vorbei ist kehrt man wieder in den 08/15-Trott zurück und nur noch die üblichen Verdächtigen der Interpreten tauchen auf. Ein weiteres Beispiel von Realsatire: In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde "Stargazer" von Rainbow gespielt. Im Vorfeld der allseits bekannte Einspieler (It's a Klassika") vom "Kaiser Franz", der wohl indirekt suggerieren sollte: "Jawohl liebe Hörer, den könnt ihr bei uns schon ab und an im laufenden Programm hören." Was im Grunde ein Witz ist, aufgrund der Tatsache, dass der Titel außerhalb der Jahreshitparade leider keine allzu grosse Bedeutung im Programm einnimmt.
Doch bevor ich mich wieder in allzu "kleinkarierten" Nebenschauplätzen verliere, kehre ich lieber wieder zurück ins Grundsätzliche.
Die prozentualen Anteile sind nicht so sehr das Thema, eher der Tiefgang der Inhalte. Ähnlich wie die (oberflächlichen) Musikmoderationen sind auch die Nachrichten und angeblichen "Hintergründe" lediglich Flachwasser. Da fehlt es an Substanz und Tiefgang, und das ist nicht zu verwechseln mit "höherer Wortanteil". Sieben Minuten Verkehrsfunk erhöhen auch den Wortanteil um sieben Minuten, sind aber so substanzlos wie das Wetterjingle.
Gebe dir Recht. Der qualitative Anteil der Wortanteile muss eindeutig besser werden. Gerne auch mit vermehrten Elementen des Kommentares - sofern es sich zu gewissen Themen anbietet. Sehr gerne auch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet - "Pro" und "Contra"-Berichte zu bestimmten Entscheidungen, sofern sie sich anbieten. Gerne auch vermehrt Interviews oder Telefonate mit echten Experten, die etwas grundsätzlich zu einer Thematik zu sagen haben. Ausserdem sollten die journalistischen Beiträge nicht schon im Vorfeld auf ein zeitliches Maximum begrenzt werden. Das sollte flexibler gehandhabt werden. Bestimmte Themen erfordern einfach auch einer tieferen und damit zeitlich aufwendigeren Betrachtung.
Beim Verkehrsfunk liegen wir ohnehin auf einer Linie. Mittlerweile so unnötig wie der vielzitierte Kropf. Ausnahme von der Regel vielleicht wirklich nur die "Eilgefahrenmeldungen" wegen Geisterfahrern, die ich für sinnvoll erachte. Auch die Wetterberichte sind mit Verlaub hanebüchen. Da werden ganze Regionen ausgeblendet, sehr stark verallgemeinert und mit Plattitüden gearbeitet, dass es für mich als Hörer keinen wirklichen Mehrwert bietet.
Wobei ich sowohl Verkehrsfunk als auch Wetterberichte eh nicht zu den qualitativen Wortanteilen hinzu zähle, die ich gerne prozentual gerne erhöht hören würde.
Oder darf man bald mal von SWR3 die ältere Garde (Zeus/Wirbitzky, bittebitte und vielleicht mal Jan Garcia) übernehmen?
Ein indirekter Wunsch meinerseits: Zu SWF3-Zeiten war ich sehr grosser Anhänger von Patrick Lynen.